Livehaftig

LORD VIGO – CRUSHER – CERVET

~ 26.11.2022, 7er Club Mannheim ~


Hand auf Herz, hätten die relativ kurzfristig dazugebuchten LORD VIGO als erste gespielt, wäre bei den anderen beiden Bands die Leere im Club wohl mehr als gähnend gewesen. Zu schlecht kuratiert wirkt das Programm, zu unpassend das Line-Up. Und die eröffnenden Thrash Bands passen nicht wirklich zum Epic Metal der Pfälzer Barden. Darum ist es wohl auch so, dass viele Leute, mit denen man so rechnet, gar nicht erst da sind. Vielleicht ist irgendwo in der Nähe auch eine Wolfsnacht oder irgendeine andere Alternative. Dazu kommt, morgen abend sind hier ANVIL anzutreffen. Da muß Fan auch Prioritäten setzen.

 

 

Das kann der Fan schon spüren, als er mit den ersten Klängen von CERVET den Club betritt. Mit maximal mittelklassigem Thrash versuchen sie dem 7er einzuheizen, was bis auf drei oder vier Unentwegte vor der Bühne kaum einen interessiert. Ein paar wenige gute Ideen reichen eben nicht. Und warum drei Gitarristen? Wenn einer umfällt, hört man das nicht, oder wie? Anders ist das für viele kaum zu erklären, denn eigentlich hört man nur einen Klampfenbrei. Wenn diese drei Gitarristen dann auch noch über ein eher statisches Bühnenverhalten verfügen, dann treffen sich viele statt vor der Bühne doch noch vor der Türe am Aschenbecher.

 

 

Bei CRUSHER sieht es musikalisch etwas besser aus. Da ist schon mehr Bewegung. Und die ebenfalls thrashige Mucke hat mehr Breaks und mehr Ideen. Da klingen schon mal frühe METALLICA durch, aber auch eher der teutonische Sound samt Ruhrpottdreck. Ein paar modernere Elemente dazugemischt, das gefällt etwas besser. Da leihen doch ein paar Leute mal ein Ohr.

 

 

Dafür wirkt man optisch wenig homogen. Einer der Gitarristen sieht nach einem Thrasher alter Schule aus mit seinem Total Thrash-Leibchen. Der zweite Sechssaiter, in der Tarnhose ertrinkt er schier, und der Basser aber wirken mehr nach Modern Metal oder Hardcore. Blickfang ist der Sänger, der allerdings während der Songs ein wenig zum Overacting neigt. Dafür vergeigt er so ziemlich alle seine Ansagen, da ist mal noch Redebedarf. Ein wenig unter Wahrnehmungsstörungen neigt er wohl auch, warum sonst ruft er in das insgesamt doch verhaltene Publikum: „Mannheim, Ihr seid so geil!“ So sind CRUSHER so ein Fall von kein Fisch, kein Fleisch. Da könnte aber noch was draus werden. In einem anderen Setting hätte deren Musik vielleicht sogar funktioniert. Hier sind aber alle wegen LORD VIGO da.

Und die lassen sich nicht lumpen und haben eine volle Setliste. Das kann der neugierige Fan beim Schielen über das (furchtbare) Absperrgitter schon erahnen. Es ist einfach so, man könnte die Truppe um die Gebrüder Palm auch Fanservice Westpfalz nennen. Das, obwohl der Drummer in Südhessen lebt und sogar zwei Saarländer adoptiert wurden. Fanservice, weil, es ist alles, wie man es als Fan sich wünscht und erwartet. Egal, wie dunkel es ist, die Sonnenbrille sitzt. Egal, wie warm es ist, Vinz Clortho erscheint am Mikro im roten Ledermantel, der heute auch bis zur Zugabe am Leib bleibt. So hoch sind die Temperaturen eben nicht. Die Videoleinwände stehen ebenfalls parat, genau wie die Rauchsäulen. Ebenfalls steht die Pyrotechnik bereit. Da fällt mir auf, so viele Konzerte in den letzten Jahren, aber nur LORD VIGO verbrennen mit Laune so viel Magnesium.

 

 

Der Einstieg erfolgt ganz klassisch mit dem Mitgröler ´Doom Shall Rise´. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre der Sound vorn an der Bühne etwas suboptimal. Etwas weiter hinten stehend bestätigt sich das. Aber dann sieht man nicht mehr alles von den Videoeinspielern. So hat man die Wahl zwischen blind oder taub. Ich bleibe allerdings am Bühnenrand, ganz klar, die Filmausschnitte gehören einfach dazu. Es würde doch den Genuß ziemlich schmälern auf Klassiker wie „Nosferatu“ und „Night Of The Living Death“ zu verzichten. Oder die eigenen Videos wie ´The Verge Of Time´. Hit folgt auf Hit. Dazu die skurril theatralischen Ansagen. Was will man mehr?

Alles hören. Alles sehen. ´Ishtar – The Queen Of The Night´ anbeten. ´Vigo Von Homburg-Deutschendorf´ zujubeln. Dem Tod gedenken. Dem Lord gehorchen.