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TODD SHARPVILLE – Medication Time

~ 2022 (Dixie Frog) – Stil: Blues Rock ~


Todd Sharpville, der auf den schönen Geburtsnamen Roland Augusto Jestyn Estanislao Philipps hört, ist ein britischerer Musiker, Jahrgang 1970. Laut Todd Sharpville ist ´Medication Time´ autobiographisch. Es begründet auf einem Nervenzusammenbruch und dem anschließenden Aufenthalt in der Psychiatrie aufgrund eines Familienstreits um das Sorgerecht seiner Kinder.

Für dieses schwere Thema klingt die Platte aber aus meiner Sicht sehr relaxed und laid back. Aber egal, wenn es die Therapie unterstützt. Es muss nicht immer ein Depro-Klassiker aus jeder persönlichen Krise entstehen. Todd Sharpville liegt irgendwo im gesangliche Dunstkreis von Willy de Ville, klassischen Blues- und Soulsängern, auch ein bisschen Tom Waits. Immer kräftig seine Stimme, mit viel Volumen im tiefen Bereich. Die Songs kommen auch aus der Tiefe des Raums, Platz schaffend für den bärbeißigen Gesang und eine an Spannung aufbauende Atmosphäre wie bei ´Tangled Up In Thought´, wo sich die Gitarre und der Gesang ausnahmsweise um die Lufthoheit streiten. Ausnahmsweise, weil sonst ganz klar der Gesang von Todd den Mittelpunkt für sich jederzeit beansprucht. Dabei ist er auf jeden Fall auch ein sehr talentierter Lead-Gitarrist. Das blitzt immer wieder durch, ohne dass er jetzt in jedem Song ein spektakuläres Solo unterbringen muss.

Das stark von Bläsern gekennzeichnete ´Brothers From Another Mother´ zeigt, dass Todd auch souliger und funkiger klingen kann und gibt dann doch einmal die Zeit und den Raum für ausgedehntere Gitarren- und Bläserparts in der Tradition der 70er Jahre. ´Medication Time´, der Titelsong, ist eine langsame Ballade, die im fulminanten Gitarrensolo endet. ´God Loves A Loser´ (hoffentlich) zeigt Todd noch stimmgewaltiger, er geht richtig aus sich raus.

Ein bisschen mehr Abwechslung wäre trotzdem ab und zu gut. Aber nicht in Form vom DIRE STRAITS-Gassenhauer ´Money For Nothing´, der zwar nett interpretiert wird, aber nichts Neues bietet und wahrscheinlich der entbehrlichste Song auf ´Medication Time´ ist. Besser wieder das anschließende sehr ruhige und noch intimere ´Silhouettes´, das auch aus dem Blues Rock-Schema ausbricht. ´Stand Your Ground´ ist dann etwas seichte Soul-Blues-Musik mit Lebensweisheiten der trivialen und Fäkal-sprachigen Art. ´Red Headed Woman´ zitiert offensiv die Musik Ende der 60er-Jahre des letzten Jahrtausends.

Mit der Zeit nutzt sich der gute Todd und seine Musik bei mir etwas ab. Zum Schluss kann er mit dem leichten und schönen ´I Don’t Need To Know Your Name´ noch einmal in Tradition von Größen wie Frankie Miller und Willy de Ville punkten ohne deren Street-Credibility wirklich zu erreichen.

(7 Punkte)

https://www.facebook.com/toddsharpvilleofficial/


(VÖ: 8.07.2022)