PlattenkritikenPressfrisch

VANUM – Legend

~ 2022 (Eisenwald Tonschmiede) – Stil: Blackened Epic Metal ~


Liesse man die ersten zwei Minuten des ´Legend´-Einsteigers ´Adversary´ vor einem Powermetal-Gig in irgendeinem Club laufen, die Menge würde durchgehend entzückt die Rübe wiegen. Epische Gitarrenläufe, machtvoll untermalt durch richtig grosse Kesseltrommeln, eingängiges Riffing und fanfarenhafte Keyboards, und dann auch noch ein strahlend-heroisches Solo – das ist der Stoff, aus dem True Metal ist. Nur sobald die garstig bellende Stimme einsetzt, ist es vorbei mit der Idylle, ab sofort bleiben nur noch die heimlichen BATHORY-Verehrer im Publikum bei der Stange… die dann jedoch bis zum Ende, denn das hier ist nun mal der Stoff, aus dem Helden sind.

Ja, so verschwimmen heutzutage Genregrenzen, und ich tue mir schwer, VANUM 2022 exakt stilistisch einzuordnen. Ihre solide US-Black Metal-Basis ist natürlich noch vorhanden, ebenso die bereits genannten überdeutlichen Wikinger-Einflüsse in den fünf Songs, von denen keiner unter der 7 ½ -Minuten-Marke bleibt, einer sogar epische 14 Minuten übertrifft. Das Tempo wird zwar immer mal wieder, wie im Titelsong, angezogen, bleibt jedoch dem vor allem dem Sword and Sorcery-Sujet treu und entsprechend – zumindest was die Gitarren angeht, dieser Drummer muss einfach blasten, dazu später mehr – eher in der Geschwindigkeit der Fußtrupppen statt der Kavallerie, mit viel Fokus auf erhabene Atmosphäre und klangliche Weite in den immer wieder eingeschobenen Ambientpassagen; diese geben der Band Raum zum Atmen, die Ideen fliessen zu lassen und sind oft die stärksten Momente. Im melodischen, jedoch lange nicht mehr so scharfen Tremoloriffing treffen sich die nordische mit der düsteren slawischen sowie der dramatischen hellenischen Schule, und statt Cascadian-BM-Motiven kommen eher Elemente von US-Doomstern wie KHEMMIS (die Twingitarren und verschleppten bis komplex galoppierenden Rhythmen in ´Beneath The Pillars Of Earth And Air´!) oder SPIRIT ADRIFT zum Tragen.

Gewohnt überragend und dementsprechend sehr präzise nach vorne gemischt sind Mike Rekevics’ aberwitzige, komplexe Percussions, die unaufhörlich die verschwitzten Galeerensklaven sowie die Infanterie anfeuern, denn folgt man VANUM, ist das hier „…Black Metal as spiritual war, the aural embodiment of ancient combat and heroic struggle“, die romantisierende Verehrung von Stärke, Macht und Ehrfurcht. Doch keine Sorge, MANOWAR lassen nur ganz von Ferne grüssen… doch Quorthons Erben übertönen sie mit mächtigen Soli, gerne auch mal zweistimmig oder sogar in Twinformation.

 

 

Das ist jetzt natürlich grenzwertig unverschämt gegenüber einer Band, deren Kernduo Rekevics/Morgan unter anderem in ihren Hauptbands ASH BORER, YELLOW EYES und PREDATORY LIGHT spielen, doch diese sind auf ´Legend´ kaum noch zu finden, genauso wenig wie die im Promo als FFO genannten ULTHA und WIEGEDOOD (Ausnahme: das herrlich flirren- und hämmernde ´Frozen In Vile Illumination´!!!), was ja auch völlig okay ist, denn hier geht es um anders gearteten Schweiss, und dasselbe Herzblut. ´Legend´ folgt einfach dem bereits auf ´Ageless Fire´ beschrittenen heroischen Pfad noch deutlich ernsthafter, und musste dafür mit manchen Elementen aus der Vergangenheit abschliessen.

So haben die Keyboards nun deutlich mehr Platz im Bandsound, machen die Elemente hörbar und manchmal auch das Universum, die Gitarren nehmen den Fokus weg vom flirrenden Riffing hin zu prächtigen Leads und aufstrebenden Soli. Auch die Lyrics bedienen sehr true Kampf, Ruhm, Tod und Ehre, entsprechend ist der Sound weit und transparent bis transzendent. Das Albumcover von Petri Ala-Maunus ist eine Fortsetzung des auf dem Vorgänger abgebildeten Feuersturms, doch nun kämpfen fast sämtliche Naturgewalten und Elemente gegeneinander, und diese Fights bilden sich auch in den den eher monotonen Vocals und den Arrangements ab, bei denen nicht immer deutlich wird, wohin der Song sich nun entwickeln will, es fühlt sich oft so zerrissen an wie ein Pubertierender, der noch nicht so richtig weiss wohin mit all seinem aufsteigenden Testosteron und seiner ungezähmten Kraft – das wird uns dann Album Nummer Vier sagen können.

Als Fazit bleibt zu sagen: ´Legend´ steigert sich mit der Zeit, hat seine Mitte jedoch noch nicht endgültig gefunden. Es ist jedoch ganz klar ein Tipp für Epic Metal-Fans, die angerauten Gesang tolerieren und auch gerne mal etwas Neues antesten, und gleichzeitig für Blackmetaller, die genauso den klassischen Heavy Metal schätzen. Dementsprechend muss man die Benotung als Durchschnitt dieser beiden Anteile (und einer leider weitgehend pathosfreien Rezensentin) sehen.

(7,5 Punkte mit deutlich Luft nach oben)

 

https://vanum.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/realmofsacrifice

https://www.instagram.com/vanum.official/


Bandpic: Phil Bergevin