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SATAN – Earth Infernal

~ 2022 (Metal Blade Records) – Stil: Heavy Metal ~


Die Saturn-Jünger der NWoBHM zeigen sich mit einer neuen Scheibe zur rechten Zeit, in diesen Tagen der dämonischen Weltenzeiten.

Die, die sich seit 1979 SATAN rufen lassen, seit sie vom Himmel herabfielen, konnten sich über die vergangenen Jahre ausreichend Gedanken machen, das neueste, das vierte Meisterwerk in Folge seit der 2011er Wiedervereinigung gedeihen lassen und in Isolation den Zustand der Welt studieren.

„Wir befinden uns auf einem One-Way-Trip in die Hölle und schleppen unsere Kinder und deren Kinder mit uns,“ orakelt Gitarrist Russ Tippins und lässt im Verbund mit seinem kongenialen Sidekick Steve Ramsey die satanischen Saiten wie selten zuvor aus der Hölle aufschreien. SATAN zücken im teuflischen Einklang ein klassisches Metal-Riff nach dem anderen aus ihrer Hinterhand, die sich abermals in die Geschichtsbücher schreiben werden, während das Schlagzeug von Sean Taylor im Verbund mit dem Bass von Graeme English die Höllenglut spürbar authentisch rumpeln lässt.

Das Inferno, der irdische Ort der Verdammnis scheint sich währenddessen erst langsam zur Einführung von ´Earth Infernal´ aufzutun – und SATAN liefern passender Weise das Gebetbuch hierfür, das Meistersänger Brian Ross gewohnt einmalig und stilsicher vorträgt. „Unsere Welt steht kurz davor, ins Chaos zu rutschen, wenn die Menschen nicht aufwachen,“ prognostizieren die Jünger SATANs die Zukunft in keiner Beziehung allzu rosa, sondern in einem schwarz gehüllten, infernalischen Blutrot.

Selbst während der Aufnahme-Rituale zogen gewaltige Stürme durch das Land. SATAN begannen diese im Oktober 2020 unter der Mithilfe von Engineer Dave Curle in „First Avenue“ von Newcastle, setzten sie allerdings erst ein Jahr später fort, da Dave Curle zwischenzeitlich mit einer Lungenembolie im Krankenhaus lag, das Aufnahmesystem im Studio abstürzte und sich Bassist Graeme English auch noch den Arm brach.

 

Das Vinyl erscheint natürlich in diversen Farben im, mit den Texten bedruckten Gatefold-Cover, mit gefütterter Innenhülle, inklusive Poster und Bandcamp-Download. Leider schlägt das Vinyl bereits produktionstechnisch Wellen.

 

Die Riffs von ´Earth Infernal´ schwirren nunmehr sogar noch tagelang durch das Sturmchaos im Hirn. Das Böse, das sich in scheinbar guten Absichten an die Macht schleicht, zeigt sich erstmals zur Eröffnung im unwahrscheinlich hektischen ´Ascendancy´. Und eben so muss sich metallische Kraft entfalten. So konnten es in ihren Hochzeiten höchstens noch SLOUGH FEG und so feurig heiß muss eine Formation auch ihren klassischen Heavy Metal spielen.

Dagegen zeigt das Böse in ´Burning Portrait´ endlich seine wahre Fratze, während die Gitarren mit dem Gesang singen. Zum Höhepunkt hin wird das Tempo allerdings zurückgenommen, um das schwarze Licht in der Finsternis erlösend schwenken und sich samt ergießender Soli in der brennenden Glut wälzen zu können. Dass sich dabei nicht nur die Gitarristen in den Vordergrund spielen können, sondern auch das Schlagzeug, bezeugt den teuflischen Mannschaftsgeist, der hier für die kommende Dreiviertelstunde an der Erdoberfläche herausgelassen wird.

Geht es allerdings um die Zukunft von Mensch und Natur, packen SATAN, die der Kirchgänger auch unter den Namen BLIND FURY und PARIAH verfolgt hat, ein wuchtiges ´Twelve Infernal Lords´ aus, das seinen Vintage-Einfluss aus dem Rock nicht verbergen kann und sich nach einer kurzen Brücken-Bedächtigkeit weiter unbarmherzig zeigt. Im Anschluss an das Instrumental ´Mercury’s Shadow´, in dem der SATAN tatsächlich in verspielten Rock-Gefilden aufzuspüren ist, wuseln sie energisch im Speed von ´A Sorrow Unspent´ mit einem orientalischen Rhythmus.

Das kaum zu übertreffende, manisch zuschlagende ´Luciferic´ steigert hingegen in seinem Höhepunkt diesen durch den Eintritt von gespenstischen Chören nochmals gewaltig. Doch bevor die heimlich untergebrachten Tendenzen aus dem progressive Rock im Höllenspektakel SATANs immer offensichtlicher werden, nochmals auf den Knien betend in ´Poison Elegy´ zu beweihräuchern, knallen ´From Second Sight´ und ´The Blood Ran Deep´ alles Fleisch klassisch blutend auf den Tisch.

Schließlich bekommt der Höllenfürst insbesondere in diesen Zeiten massig bluttriefendes Fleisch auf den Grill. Für die musikalische Beschallung im Höllenhitzefegefeuer sorgen zehn Ohrwürmer aus dem Underground für die Unterwelt, für SATANs ´Earth Infernal´.

(9 Punkte)

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(VÖ: 1.04.2022)