MeilensteineVergessene Juwelen

KILLING ADDICTION – Omega Factor

~ 1990-1993/2018 (Xtreem Music) ~


Aus Florida kommen diese Helden des Undergrounds und ihr Sound sollte sich schon vom Bandnamen her ableiten lassen. Wobei sie mit dem wuchtigen, aber recht cleanen Sound vieler zu Ikonen der Szene avancierter Bands nicht viel gemein haben. KILLING ADDICTION sind aus einem anderen Stahl geschmiedet, auf der tiefsten Ebene der Hölle, wo es Satan selbst zu extrem abgeht, um sich dort aufzuhalten. Man kann sie eine Band nennen, die immer gekonnt einen Ticken am Mainstream vorbeispielt und sie tun dies mit Leidenschaft.

Ihre Songs verarbeiten alles, was der US Deathmetal der frühen 90er, das war und ist also ihr Stil, so zu bieten hatte. Technisch anspruchsvolle Momente, grindiges Muskelspiel, doomige Morbidität und immer wieder speedige Nackenbrecher Ausbrüche, aber stets mit einem Ausdruck von Schmutz, von brodelnden Eiterbeulen, von Pestilenz und Verderbtheit, die selbst hochrangige Truppen aus der höchst brutalen Nordszene in New York und Buffalo zu Kindergartenkapellen degradiert.

Gerade die Bonustracks auf dem Album, ihr 1990er Demo und ihre 1991er Single, fahren eine Produktionsqualität auf, die einem Fan von Mainstreamklangbild mit Triggerdrums den nur halbverdauten Mageninhalt aus allen Gesichtsöffnungen treibt. Aber dieses räudige Gematsche passt zu den ebenso gemeinen, wie mitreißenden Hymnen düsteren und brutalen Death Metal.

Heute ist Matsch gerade bei sogenannten Sludge Metal-Kapellen angesagt, meist um zu verbergen, wie wenig kompositorisches Talent sie haben. Bei KILLING ADDICTION war dies einfach passiert und passte zu den machtvollen, leicht verschrobenen Riffs von Album und EP. Das rohe Klangbild des Demos wiederum lässt die Mixtur aus Thrashmetal und Grindcore, die dem frühesten Material der Band zugrunde liegt, hervorragend zur Geltung kommen. Hier spielen KILLING ADDICTION zwar bereits ihren ultrabrutalen Deathmetal, aber noch mit diesem 80er Schwung, den viele Kalifornien Bands hatten, allerdings mit dem typischen Deathgekotze als Vocals. Soli sind hier meist eher quietschende Eruptionen in Höchstgeschwindigkeit, denn sich filigran in die monolithischen Klangbrocken einfügende Melodiebögen.

Wenn man neu ist im Deathmetal, wird das hier wohl ein ultimatives Empfinden sein, wie in den „Hellraiser“ Filmen zelebriert, verstörend und seelenzersetzend. Fortgeschrittene mit 30 Jahren und mehr an Hörerfahrung genießen schlichtweg die innere Wiederkehr ihrer Jugend und lassen sich tief in den dampfenden Höllenschlund fallen, welche diese Zusammenstellung beim Auflegen eröffnet.