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YES – The Quest

~ 2021 (InsideOut Music) – Stil: Prog Rock ~


Wer nach dem letzten YES-Werk ´Heaven & Earth´ alle Hoffnungen begraben hat und sie nun in Steve Howe setzt, weil Bassist Chris Squire verstorben ist und die Herren Jon Anderson und Rick Wakeman gar nicht mehr in den Schoß der Gruppe zurückkehren, kann sich dem neuesten Werk ´The Quest´, dem allerersten YES-Album ohne Chris Squire in Ruhe widmen. Der Gitarrist hat das Werk produziert und auch diese Aufgabe nicht Bassist Billy Sherwood überlassen. Schlagzeuger Alan White ist natürlich weiterhin zugegen, Keyboarder/ASIAs Geoff Downes wenigstens seit zehn Jahren und Sänger Jon Davison seit neun Jahren in die seit jeher unruhige YES-Besetzung involviert.

Das Werk beginnt mit dem siebenminütigen ´The Ice Bridge´ und Fanfaren im Sinne von EMERSON, LAKE & PALMER. Doch der Song an sich ist bereits im Vorfeld ein Aufreger. Die Grundidee der Komposition von Downes/Davison wollte Geoff Downes in eigenen Aufnahmen der Siebzigerjahre wiederentdeckt haben, als er dereinst Jingles schrieb. Auf einem Tape muss jedoch eine Komposition von Francis Monkman (801, CURVED AIR) gelandet sein, von der Downes fälschlicherweise glaubte sie wäre von ihm. Der ursprüngliche Titel ´The Dawn Of Man´ landete schon vor 40 Jahren als ´The Dawn Of An Era´ auf Francis Monkmans Solo-Album ´Energism´. Nachdem diese Ungereimtheiten geklärt waren, der Eine nicht sauer war und der Andere seinen Irrtum eingesehen hatte, erhielt Francis Monkman schlichtweg Songwriter-Credits für ´The Ice Bridge´. Ansonsten blitzen neben den Fanfaren ebenso bereits die Handschrift von Steve Howes Gitarrenspiel auf, blubbernde Keyboards von Geoff Downes und der glockenklare Gesang von Jon Davison.

 

 

Nachfolgend ertönen bei ´Dare To Know´ erstmals die Orchesterarrangements des englischen Dirigenten Paul K. Joyce, des Weiteren bei der Warnung vor künstlicher Intelligenz in dem Song ´Minus The Man´. Auf ´The Western Edge´ teilen sich die beiden Komponisten Davison und Sherwood überraschend den Gesang.

Klassische Siebzigerjahre Prog Rock-Atmosphäre strahlt der vorzeigewürdige Achtminüter ´Leave Well Alone´ aus, auf dem Steve Howe obendrein eine japanische Koto spielt. Einen dunklen, dramatischen Unterton besitzt dagegen die Ballade ´Future Memories´. Ein Ohrenschmeichler für die Massen ist immerhin Steve Howes ´Music To My Ears´ geworden. Eine weitere Ballade namens ´A Living Island´ beschließt nach der altbewährten Dreiviertelstunde das reguläre Werk.

Als Bonus halten YES drei Stücke bereit: ´Sister Sleeping Soul´ beinhaltet noch immer nicht den Gesang von Jon Anderson, obwohl der Song danach verlangt. ´Mystery Tour´ soll eine Hommage an die BEATLES darstellen, gleichwohl ist die Lyrik mit der Erwähnung einzelner Pilzköpfe im Gegensatz zur Musik bereits äußerst lächerlich. Den endgültigen Schlussakt setzt die erste, für das Werk komponierte Nummer ´Damaged World´.

YES ramponieren mit ´The Quest´ zwar nicht weiter den über 50 Jahre aufgebauten Legendenstatus, ein längst mal wieder fälliger Klassiker ist das Werk allerdings auch nicht geworden.

(7 Punkte)

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