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THE AMORPHOUS ANDROGYNOUS & PETER HAMMILL – We Persuade Ourselves We Are Immortal

~ 2020/2021 (Jumpin & Pumpin) – Stil: Prog Rock ~


Die britischen Electronica-Musiker Garry Cobain und Brian Dougan wurden mit Beginn der Neunzigerjahre als THE FUTURE SOUND OF ENGLAND weltbekannt. Eines ihrer weiteren Projekte nennt sich seit dessen 1993er Debüt THE AMORPHOUS ANDROGYNOUS. Sie frönten erst dem Ambient-Sound, ehe mit dem Nachfolger der psychedelische Progressive Rock der Siebzigerjahre bei THE AMORPHOUS ANDROGYNOUS einzog. Drogengeschwängerte Nebelwolken bestimmten fortan das Bild des kongenialen Duos. Doch in den letzten zehn Jahren wurde es still um das Projekt.

Aus heiterem Himmel kehren THE AMORPHOUS ANDROGYNOUS nun mit einem klassischen, 40-minütigen Prog Rock-Konzeptwerk zurück. Noch überraschender erscheinen sie mit der Legende Peter Hammill (VAN DER GRAAF GENERATOR) im Schlepptau, der zuletzt bereits durch die Zusammenarbeit mit der schwedischen Prog Rock-Band ISILDURS BANE glanzvoll in Erscheinung getreten ist. Mit dem Nachfolger von ISILDURS BANE & PETER HAMMILLs ´In Amazonia´ soll zwar noch in diesem Jahr gerechnet werden, nur wenden sich derzeit erst einmal alle Blicke THE AMORPHOUS ANDROGYNOUS & PETER HAMMILL und dem Artwork von Gavin Penn zu.

Gebotener Weise jedoch nicht unbedingt dem Zwillingsalbum namens ´A Monstrous Psychedelic Bubble (Exploding In Your Mind) Remixes Of We Persuade We Are Immortal´ mit Remixen.

 

 

Psychedelisch blubbernd und spacig schwebend beginnt die A-Seite mit dem zwölfminütigen Kernstück ´We Persuade Ourselves We Are Immortal´. Komponiert in Zusammenarbeit mit Peter Hammill, Paul Weller (THE JAM) und Ray Fenwick (IAN GILLAN BAND, SPENCER DAVIS GROUP) positionieren sich auch all diese Musiker in den Mittelpunkt. Hammills erlösend schöner Gesang und Fenwicks Lead-Gitarre stehen zentral in diesem märchenhaften Soundbild, das noch von Brian Hoppers Saxofon (CARAVAN, SOFT MACHINE) prägend gezeichnet wird.

Gleichsam einer Krake breitet sich umgehend aus der Eröffnung heraus die Titelmelodie über das gesamte Werk aus. Psychedelische, spacige und progrockende Klangmalereien werden von Chorgesängen, improvisiertem Frauengesang, Streicherarrangements, Gitarren- und Saxofon-Partien abwechselnd gestützt. Bereits früh, über den Wolken schwebend, erschallt der Chorgesang des „Chesterfield Philharmonic Choir“, der sich anschließend in ´Hymortality´ nach solistischen Gitarrenklängen von Fenwick zu Saxofon und Minimoog entfaltet. Die Sinfonik hält die orchestrale String-Section zu Hammond-Klängen in ´Immortality Break´ aufrecht. Vereinzelt steuert obendrein Jane Reeves ein paar lautmalerische Töne zum wuchtigen Schlagzeugspiel von Jim Christopulos (HOWARD & THE WHITE BOYS) ins Mikrofon.

Die B-Seite beginnt erneut mit Korg MS20 und CS-80 Synthesizern im Klang der Siebzigerjahre und schraubt sich mit den Tönen von Jane Reeves nicht ganz in den ´Great Gig In The Sky´. Sogleich werden die Schwaden spaciger und der Chor setzt zum „We Are Immortal“-Gesang an. Reverse-Gitarren-Soli und gesampelter Schlagzeug-Sound bringen zwischendurch in ´Psych Recap´ mehr Irrwitz und minimalen Zeitgeist in die Gesamtkomposition. Gleichwohl schwenkt nicht nur das Saxofon bereits zum Finale ´Physically I’m Here, Mentally Far, Far Away´ hinüber, das sich im Anschluss an das Jubilieren der Titelmelodie zu Harfen-Klängen in den Garten Eden zurückzieht und dem Meeresrauschen sowie den Vögeln zuhört. Oder sind es nur digitale Klänge in outer space?

(9 Punkte)

https://theaa.bandcamp.com/album/we-persuade-ourselves-we-are-immortal

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