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FORTRESS – Waiting For The Night

~ 1989/2021 (Sonic Age Records/Cult Metal Classics) – Stil: Hardrock/Heavy Metal ~


´Waiting For The Night´ lässt die Zeiten wieder aufleben, als der Sunset Strip in West-Hollywood noch der Sunset Strip war. Als im The Whiskey, The Roxy, The Troubadour oder Gazzarri’s auch FORTRESS auftraten und unter den Zuschauern Tommy Lee, Ronnie James Dio oder Adrian Smith standen. Zeiten, in denen FORTRESS mit POISON, WARRANT und ALCATRAZZ auftraten.

Doch die Neunzigerjahren drehten auch die musikalische Ausrichtung am Sunset Strip um 180 Grad. FORTRESS hatten ihre Chance vertan, die sie sich zwischen 1983 und 1989 erspielt hatten. Sie lösten sich auf – ohne jemals den erhofften Plattenvertrag zu ergattern – und hinterließen mehr als eine Handvoll an Songs, die sie 1989 noch aufgenommen hatten.

FORTRESS – Sänger Ted Heath (MESHEEN), Gitarrist Kevin Reyes (WHITE LIE, BLACK SHEEP), Keyboarder Chris Turbis (REGULATORS, ALLIGATOR STEW), Bassist Arthur Dominguez und Schlagzeuger Chris Silva (DELIRIUM, PROJECT UFO, DIA) – waren auch bis in das Jahr 2017 Geschichte, ehe sie sich für eine Party eines Bekannten in einem Club reformierten.

 

 

Jetzt wurden „Sonic Age Records“ auf FORTRESS aufmerksam und brachten die erste Veröffentlichung auf den Weg. ´Waiting For The Night´ enthält neun Lieder, alle zwischen 1984 and 1988 komponiert. Die ersten sieben stammen von den Aufnahmen aus dem Jahr 1989, ein weiterer aus 1985 sowie der letzte Song live aus dem Jahr 1988. Letztlich munden alle Songs wie sie in jenen Tagen bei einer noch akzeptablen Demo-Produktion geklungen haben.

Wir erleben Kompositionen, die nie den Absprung in Richtung Heavy Metal vollzogen haben. ´Waiting For The Night´ ist schlichtweg verblüffende Musik aus der prägenden Periode der frühen Achtzigerjahre. Wir erleben von Synthesizern unterlegte Hardrock-Songs und mit Keyboards bestücktes Liedgut, in denen jedoch primär die Gitarren im Vordergrund stehen und der Gesangsdarbietung von Sänger Ted Heath Raum lassen. ´The Cycle Of Life´ etwa zelebriert Ted Heath im erst am Ende aufkommenden Refrain richtig jodelnd. Das druckvolle ´Fire Burning In Me´ zeigt dagegen gleich zur Eröffnung die Stärken von FORTRESS in ihrer ganzer Pracht auf, denen in diesem Falle DEEP PURPLE als Pate zur Seite standen. Fanfaren Keyboards begleiten aus dem Hintergrund ´Waiting For The Night´, so dass auch Anhänger der PRETTY MAIDS oder gar EUROPE – ebenso im epischen ´Time To Tell´ – angesprochen werden.

Mit der Ballade ´Feel Your Touch´ sollten FORTRESS einst alle geschminkten und gestylten Männlein wie Weiblein in Hollywood zum Schmelzen gebracht haben. Die Gitarren krachen sodann in ´Never Look Away´ nochmal so richtig durch jedes Bühnengebälk, obwohl die Keyboards auf dem Weg zum Höhepunkt versuchen, die Überhand zu gewinnen. FORTRESS stellen in einigen Momenten ebenso QUIET RIOT bis DOKKEN nach. Ein recht eingängiger Versuch heißt ´Changes In Your Mind´. Die AOR-Ader des Quintetts lässt ´When Will The Fighting End´ über die Straßen von Hollywood oder auch Miami brausen und gönnt sich zwischen dem schönen 70s-Gitarren-Solo sogar einige Spielereien auf dem Klavier.

Die Hardrock-Virtuosen des Sunset Strip hießen FORTRESS. Sogar hinter dem verschwommenen Schleier der Achtzigerjahre ist die Magie auf ´Waiting For The Night´ immer noch wahrnehmbar.

(8,5 Punkte)

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