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CHANDELIER – Live At Loreley

~ 2020 (Independent) – Stil: Prog Rock ~


Ein Fels in der Rheinbrandung, der Loreley Fels, ist immer noch ein magischer Anziehungspunkt für legendäre Musikereignisse. Dabei ist insbesondere im Prog Rock der Auftritt von MARILLION am 18. Juli 1987 im Gedächtnis geblieben.

Das Freilichtpodium Loreley bietet seit Jahren im Übrigen eine Bühne für das „Night of the Prog“-Festival. In diesem Rahmen trat zur eigenen und zur Überraschung der Anhängerschaft 2019 die deutsche Prog Rock-Legende CHANDELIER auf. Der Erlebnisbericht von diesem einmaligen Auftritt der Herren (siehe hier) ließ niemanden, selbst die nicht vor Ort anwesende Fanschar kalt.

Zur allgemeinen Verblüffung zaubern CHANDELIER sogar einen Mitschnitt dieses Comebacks in Bild und Ton aus dem Ärmel. ´Live At Loreley´ heißt die Eigenproduktion, die den Auftritt vom 19. Juli 2019 auf CD und DVD präsentiert. Zwischen den ungarischen Instrumental-Spezialisten SPECIAL PROVIDENCE und der Brit-Legende IQ erlebte die Loreley einen über 70-minütigen Auftritt. Als CHANDELIER selbstredend mit ´Start It´ in ihr Comeback einsteigen, scheint echte Freude im Halbrund aufzukommen. Das in praller Sonne sitzende und stehende Publikum spart keineswegs mit Applaus.

1998 stand die musikalische Gemeinschaft das letzte Mal auf einer Bühne, irgendwo in Hamburg. Doch die Neuformierung steht nun in vollem Saft auf der Bühne der Loreley. Und da ist er wieder, dieser typische Neo Prog-Sound aus Gitarre und Keyboards, der wie ein gut geölter Zylinder die Soundmotoren immer und immer wieder aufheulen lässt. Martin Eden klingt, nach so vielen Jahren, blendend am Mikrofon. Udo Lang spielt seine Gitarren-Soli in bekannter Magie. Die Zuschauer feiern und haben ihren Spaß. Die Herrschaften schieben daher sogleich ´Timecode´ vom dritten und bislang letzten Werk nach. Das Schlagzeug schallt dabei ordentlich kraftvoll aus den Lautsprechern.

„Hallo, Loreley“, begrüßt Martin die Menge und die Xylophon-artigen Klänge stimmen den nächsten Bandklassiker ´Wash & Go´ an. Da gehen die Arme und die Seele in die Luft, wenn das Tempo anzieht und Martin „Out in the park“ singt. Ein frisch klingendes Keyboard-Solo von Armin Riemer (siehe auch hier) zeigt sich ebenso und das Publikum singt im Zwischenpart textsicher die Wörter „Rock’n’Roll“ mit. Der Songauswahl muss eigentlich bereits zu diesem Zeitpunkt die volle Punktzahl ausgesprochen werden.

Die Menge tobt und die Band schiebt die schmachtende Komposition des Debüts ´Call For Life´ hinterher. Beim ersten, über zehnminütigen Song, ´Half Empty, Half Fool´, dürfen sich die Instrumentalisten natürlich ordentlich austoben, ehe der Stimmungsaufheller ´Stay´ erklingt. Dann erklimmt Gaststar Toni Moff Mollo (GROBSCHNITT) die Bühne und darf ´All My Ways´ singen, ja, zum Besten geben. Mit ´Glimpse Of Home/Jericha´ wird es nochmals episch, allzeit im Modus „Klassiker-Alarm“, natürlich noch mit ´Cuckoo´ eine Steigerung parat habend. Den Schlusspunkt des Sets setzt der Longtrack ´Mountain High´.

Selbst wenn eine Formation – so wie CHANDELIER – nur drei Alben in der Hinterhand hat, ist ein Querschnitt des Schaffens nicht einfach, wenn sich so viele Hochkaräter auf diesen befinden. CHANDELIER haben allerdings alles richtig gemacht, ´Live At Loreley´ ist ein erstklassiges Zeitdokument eines denkwürdigen Tages. Daher sollte jeder gleich zur ebenfalls beiliegenden DVD greifen und sich das Konzertereignis nicht nur anhören, sondern umgehend anschauen. Denn nicht nur die bereits legendäre Hose von Sänger Martin Eden ist ein echter Hingucker dieses Auftritts.


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