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KETZER – Cloud Collider

~ 2019 (Metal Blade Records) – Stil: Black’n‘Thrash ~


KETZER. Schöner Name für eine Black Metal-Band. KETZER kommen aus Bergisch-Gladbach, „gegründet im Jahre 2003 nach der Geburt des Königs der Juden“, wie es so schmissig in der Bandbiografie steht. Im Jahr 2005 erschien mit ´The Revenge Of Ketzer´ das erste Demo, gefolgt von ´Solitary Warrior´. Beide Tapes waren, na ja, OK. ´Witchhunter´, Demo Nr. 3 von 2007, zeigte dann, was wirklich möglich ist: Die Songs ´Witchhunter´, ´Crushing The Holy´ und ´Poserslaughting Holocaust´ zeugten von der Vorliebe für Frühwerke des 1980er-Thrash – gepaart mit gehörig spielerischem Potential. Pioniere wie PROTECTOR und SLAUGHTER transformierte schon von mehr als zehn Jahren kaum jemand so gut in die Metal-Moderne wie die Jungspunde aus dem Rheinland.

Aufbauend auf diesem Talent war das Album-Debüt ´Satan’s Boundaries Unchained´ (2009) ein richtiger Knaller: energiegeladener Black’N´Thrash. Rotzigkeit traf auf eine gut gereifte Gitarrenarbeit mit Hang zu hymnenhaften Melodien. 2012 legten KETZER mit ´Endzeit Metropolis´ nach. Auch geil. Mit mehr Liebe für Melodien, schmatzenden Riffs und einer nonchalanten Verneigung vor der britischen Schule um 1981. Insgesamt tief im schwarzen Stahl verankert. Dann der Deal mit „Metal Blade Records“ im Jahr 2016. KETZER harmonisierten mit ´Starless´ ihren Sound. Knallige Pop-Hooks, feine Gothic-Elemente – alles gekonnt in ein tragfähiges Metal-Fundament gegossen. Mir gefällt’s noch immer, vielen Szene-Heinis noch immer nicht. Man muss sich nur die Online-Bewertungen auf ´The Metal Archives´ ansehen. (Die nehmen ja mittlerweile sogar Pop-(Metal)-Bands in ihr Register auf. – Anm. d. Red.) Böse… Aber ´Starless´ bleibt mutig. Und gut.

Und 2019 verlässt sie angesichts der Kritik der Mut – oder will man schlicht zurück zu den Wurzeln? Auf alle Fälle ist ´Cloud Collider´ deutlich weniger experimentell als ´Starless´. Aber auch nicht so räudig wie ´Satan’s Boundaries Unchained´. Irgendwie mittendrin. Ganz eindeutig Black’n´Thrash. Mit Highlights wie ´Keine Angst´ und ´No Stories Left´, an dem sich der legendäre ABSU-Drummer und -Kopf Proscriptor McGovern als Sänger beteiligt; die internationale Szene hat KETZER also nicht verstoßen. Gegen Ende darf wie bei ´(The Taste Of) Rust And Bone´ sogar zwischenzeitlich der Groove regieren, mit satten Riffs zum Festbeißen.

Allen Unkenrufen zum Trotz: ´Cloud Collider´ strotzt vor Selbstbewusstsein – und neuer Stärke. Oder mit den Worten von KETZER: „Die Scheibe vereint Neues mit Altem. Es gibt schnelle wie langsame Momente, und wir können kaum erwarten, das Zeug live zu zocken. Dieses Album ist eine Leistung, von der wir finden, dass sie alle bisherigen Aspekte unseres Stils in Einklang bringt – und trotzdem einen Fortschritt bedeutet!“

Wort.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 12.04.2019)