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LA CURVA DI LESMO – La Curva Di Lesmo

~ 2015 (AMS Records) – Stil: Italo-Prog ~


LA CURVA DI LESMO ist das Projekt von Keyboarder Stefano Agnini und Bassist Fabio Zuffanti. Während Stefano Agnini als Komponist und Keyboarder bei LA COSCIENZA DI ZENO in Erscheinung getreten ist, kann Fabio Zuffanti auf eine große Liste an Projekten (u.a. FINISTERRE, HÖSTSONATEN, LA MASCHERA DI CERA) zurückblicken.

Nun haben sich die beiden zusammengetan und ein Konzept entwickelt, dessen Grundgedanke auf den Comics von Guido Crepax basiert, der den Charakter ´Valentina´ mit surrealen, gotischen und Horror-Einflüssen bereits im Jahre 1965 erschaffen hat und auf dem Artwork des Albums folglich verewigt wurde.

Stilecht kann das Album mit seinem tollen Artwork als LP-Replica-Digipak oder direkt klassisch als Vinyl erworben werden. ´La Posa Dei Morti´ eröffnet das Werk mit leichten Klängen, die fast schon vorschnell als Italo-Pop Rock abgestempelt werden könnten. Allerdings legt die Band zwischendurch break-durchsetzt echte Keyboard- und Prog-Abfahrten ein, um letztlich wieder zum geradezu epischen, vollkommen schwelgerischen Stil, der einige Neo Prog-Elemente offenbart, zurückzukehren. Ein erstes Highlight – für den Freund erlesen schöner Töne. Zudem zum Schunkeln geeignet. Das über 17 minütige ´L’Isola Delle Lacrime´ schließt anschließend die A-Seite des Vinyls ab. Etwas 80s Electro-Pop wird von weiblicher und männlicher Stimme vortragen und vor allem von Flötentönen verziert. Den weiblichen Part übernahm meist die italienische Indie Rock-Sängerin Beatrice Antolini oder Jenny Sorrenti von der 1973 gegründeten italienischen Gruppe SAINT JUST. Die männlichen Stimmen füllen Matteo Merli, Claudio Milano (NICKELODEON), Max Manfredi und Claudio Roncone aus. Das Lied wendet sich hernach von Neo Prog und Symphonic Rock zu großartigem Italo-Gitarren-Folk hin, der wiederum seine Erhabenheit durch den Geigeneinsatz erhält. Hier könnten sogar MÄGO DE OZ-Liebhaber ein kleines Freudenfest tanzen. Die letzten Sekunden des Songs werden letztlich gebetsartig erneut von Keyboards dominiert. Ließen sich Agnini und Zuffanti grundsätzlich bisweilen von BALLETO DI BRONZO oder OPUS AVANTRA inspirieren, gemahnt die elektronische Stimmung an einige obskure 70s-Bands der Marke I SIGNORI DELLA GALASSIA. Die komplette B-Seite füllt sodann ´Ho Rischiato Di Vivere´ auf über 26 Minuten aus. Eine lange progressive Suite, mit vielen klassischen Elementen, die schon eher an Zuffantis Werke mit LA MASCHERA DI CERA erinnern. Nach dem ersten Viertel des Liedes wird überraschend das deutsche Gedicht „Rosenkranzlieder“ von Georg Trakl vorgetragen:

Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,
Einsamer Weiher am Abend.

Leise der Flug der Vögel tönt,
Die Schwermut über deinen Augenbogen.
Dein schmales Lächeln tönt.

Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.

Während die A-Seite etwas zugänglicher wirkt, erfordert die B-Seite mit seinem Longtrack für den progressiven Entdecker eine weitaus größere und längere Aufmerksamkeit. Belohnt wird der Hörer jedoch nicht nur mit einigen vorzüglichen epischen Gitarrenklängen. Glanzvoll.

´La Curva Di Lesmo´ ist indes nicht nur für alle Liebhaber der bisherigen Werke von Stefano Agnini und Fabio Zuffanti ein schönes Italo Prog-Werk – sentire, ascoltare.

(8 Punkte)

https://fabiozuffanti.bandcamp.com/album/la-curva-di-lesmo