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BANCO DEL MUTUO SOCCORSO – Orlando: Le Forme dell’Amore

~  2022 (Inside Out) – Stil: Italo Prog ~


50 Jahre und immer noch den Staffelstab des Progressive Rock fest in der Hand umklammert. Die italienischen Helden von BANCO DEL MUTUO SOCCORSO sind nach ihrem Comeback vor drei Jahren weiterhin sehr lebendig. Aktuell jährt sich zum 50. Mal die Veröffentlichung ihres Debüts und seines Nachfolgers, ´Banco Del Mutuo Soccorso´ und ´Darwin!´, die beide im Jahre 1972 veröffentlicht wurden. Für BANCO DEL MUTUO SOCCORSO eine Aufforderung, einen weiteren Meilenstein in ihrer Geschichte zu entwerfen.

Mit ´Orlando: Le Forme dell’Amore´ bringt das römische Urgestein dementsprechend ein ehrgeiziges Projekt auf den Weg. Das einzige Urmitglied, Keyboarder/Sänger Vittorio Nocenzi, erarbeitete mit seinem Sohn Michelangelo und dem Texter Paolo Lugli jahrelang ein Konzept, das auf einem Epos aus dem 16. Jahrhundert mit 46 Gesängen und 38.576 Versen beruht („Orlando furioso“ von Ludovico Ariosto, als Fortsetzung von „Orlando innamorato“). Da greifen der rasende Roland und Kaiser Karl der Große ins Geschehen ein, Graf Orlando und seine geliebte Angelica, eine chinesische Prinzessin, der heldenhafte Ritter Ruggiero und der englische Prinz Astolfo, Sohn von König Otto. Ein großes Spektakel, das einzelne Szenen in für sich allein stehenden Songs und beinahe 80 Minuten italienischen Progressive Rock beschert, natürlich auf Italienisch geträllert.

Ihr 2014 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommener Sänger Francesco Di Giacomo und ihr 2015 nach längerer Krankheit verstorbener Gitarrist Rodolfo Maltese wären stolz auf  ´Orlando: Le Forme dell’Amore´. Der Italo Prog lebt. 50 Jahre und kein bisschen leise.

 

 

Klavier und Akustikgitarre sind der Ausgangspunkt für die vielen Geschichten des Werkes, so auch im eröffnenden Gedicht ´Proemio´ vernehmbar. Das sich anschließende ´La Pianura Rossa´ windet sich allerdings umgehend in der Dichte des Progressive Rock. Die Instrumente werfen sich die Melodien zu und der Gesang gibt sich in aller Schönheit mehrstimmig. Selbst in rein instrumentaler Hinsicht werden in ´La Maldicenza´ und ´Il Paladino´ die Ansprüche an den Progressive Rock befriedigt.

Dagegen steht ´Serve Orlando Adesso´ auf der leichten Seite des Progressive Rock. Zu Klavier und Streichern spielt sich vor allem die jubilierende Gitarre in den Vordergrund. Umgehend gesellt sich im Liebestango ´Non Mi Spaventa Più L’amore´ zur Gitarre noch das Akkordeon hinzu. Die Leichtigkeit des italienischen Rock versprüht ´Cadere O Volare´, allerdings mit der singenden Gitarre im Anschlag. Dem schließen sich die Klavier- und Akustikgitarren-Ballade ´L’Amore Accade´ und das bedächtige ´Non Credere Alla Luna´ mit Saxofon an.

Eine minimale Soundauffrischung zieht mit etwas Elektronik in ´Non Serve Tremare´ ein. Leichte Folk-Einflüsse treten mit dem Einsatz einer Flöte in ´Le Anime Deserte Del Mondo´ hinzu. Auch das abermals elektronisch unterfütterte ´L’isola Felice´ schließt mit Südsee-Klängen in solchen Weiten ab. Der Dreh- und Angelpunkt des Albums ist allerdings die zwölfminütige ´ Moon Suite´, wenn Roland, Angelika und Astolfo im Mittelpunkt des sinnlichen Treibens stehen. Im Anschluss besiegeln allein das Klavierballädchen ´Come È Successo Che Sei Qui´ und ein sich treiben lassendes ´Cosa Vuol Dire Per Sempre´ dieses Werk.

(8 Punkte)

 

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