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ACT OF DEFIANCE – Birth And The Burial

~ 2015 (Metal Blade) – Stil: Modern Thrash ~


Nach ihrem Aus bei MEGADETH im November 2014 haben sich Gitarrist Chris Broderick und Drummer Shawn Drover schnell ein neues Betätigungsfeld namens ACT OF DEFIANCE geschaffen, um – wie sie erklärten – eigene, nicht Mustaine-kompatible Ideen verwirklichen zu können. Vervollständigt wurde die Band von SHADOWS FALL-Bassist Matt Bachand und Sänger Henry Derek (Ex-SCAR THE MARTYR). Und keine neun Monate später ist nun auch schon das erste Baby namens ‚Birth And The Burial‘ dem Studio entschlüpft.

Rein technisch gibt’s an den zehn Songs erwartungsgemäß nicht das Geringste auszusetzen. Derek changiert souverän zwischen derbem Shouting und Klargesang, auch der Sound knallt zeitgemäß mächtig und transparant aus den Boxen – u.a. saß als Produzent Christopher Harris („Zeuss“) an den Reglern.

Stilistisch lassen sich ACT OF DEFIANCE am ehesten mit Brodericks Ex-Band NEVERMORE, neueren KREATOR / ARCH ENEMY, DISTURBED und in den besten Momenten CONTROL DENIED vergleichen. Auch in Sachen Dynamik und Abwechslungsreichtum bleiben MEGADETH zweiter Sieger, zudem hat man solche Abrissbirnen wie ‚Throwback‘ oder ‚Thy Lord Belial‘ von Dave & Dave schon lange nicht mehr zu hören bekommen.

Warum am Ende nicht mehr Punkte herausspringen, liegt an der weitgehend uninspirierten und seelenlosen zweiten Hälfte des Albums, die mit dem 08/15-Rödler ‚Disastrophe‘, der ziellosen Midtempo-Nummer ‚Poison Dream‘ und grenzfadem Riffgeschubse wie in ‚Crimson Psalm‘ eher zum Fensterputzen als zum Abschädeln einlädt. Immerhin kann der abschließende Titeltrack wieder mit bewährten Akkordfolgen und Refrainmelodien glänzen, die auch die Altmeister von FLOTSAM & JETSAM auf ihren jüngsten Alben nicht viel besser hinbekommen haben.

(7,5 Punkte)