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GALAHAD – The Long Goodbye

~ 2023 (Avalon Records/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock ~


GALAHAD nutzen den magischen Moment und präsentieren bereits ein Jahr nach ´The Last Great Adventurer´ den Nachfolger. ´The Long Goodbye´ ist im selben Aufnahmeprozess wie sein Vorgänger mit Produzent Karl Groom entstanden. Doch die neuen sieben Kompositionen, fünf bilden den Hauptteil des Werkes und zwei Bonustracks sind abermals als Zugabe deklariert, können weder als Resteverwertung angesehen werden, noch dreht es sich bei ´The Long Goodbye´ um den groß angelegten Abschied der seit 1985 existierenden Progressive Rock- bzw. Neo Prog-Band aus dem britischen Dorset. Somit dürfen auf den 41 Minuten ohne Zugabe nur Freudentränen vergossen werden, wenn die zuletzt bekannte Besetzung aus Stu Nicholson (Gesang), Dean Baker (Keyboards), Lee Abraham (Gitarre), Mark Spencer (Bass) und Spencer Luckman (Schlagzeug) aufspielt.

Innerhalb des bereits bekannten modernisierten Bandsounds wuchern die überwiegend von Dean Baker und Stuart Nicholson geschriebenen Kompositionen erneut mit einer großen Musikalität aller Bandmitglieder und überragend starken Hooklines. Es mögen zwar andere Formationen mit einem gleichen Enthusiasmus in Melodie und einprägsamer Progressivität wie etwa ARENA, FROST* und PALLAS existieren, doch die größte Hitdichte besitzen seit langem GALAHAD. Allein der zum Verlieben schöne Gesang von Stuart Nicholson ist noch immer einmalig auf der Welt und überaus herausragend. Dass die Lieder heutzutage zumeist von prägnanten und modernen Keyboardklängen eingeleitet werden, dürfte auf Hauptkomponist Dean Baker zurückzuführen sein, verleihen den Songs jedoch ein vitales und zeitgemäßes Antlitz.

 

 

Die ersten drei Kompositionen, ´Behind The Veil Of A Smile´ über verlorene Freundschaften und den Verlust der Vernunft, ´Everything’s Changed´ über ständige Veränderungen und unheilvolle Umstände sowie ´Shadow In The Corner´ über eine, den Menschen führende Macht, werden von saftigen und pulsierenden Keyboard-Klängen getragen, doch das gesamte wuchtige und kraftvolle Instrumentarium geleitet den Gesang zu den allzeit heroischen und mächtigen Refrains. Die erste Zugabe ´Darker Days´ kreist in denselben Sphären, während sich ´Open Water´ als nachdenklicher Abschied am Klavier erweist. Indessen zeigen sich GALAHAD vor der doppelten Zugabe nochmals in ihrer großen musikalischen Schöpferkraft. Den Achtminüter ´The Righteous And The Damned´ leitet Stu Nicholson a cappella mit Zeilen aus ihrem Song ´Empires Never Last´ ein, ehe ein Übergang mit Klatschen und Klezmer-Folklore zum eigentlichen Song heranwächst, den ansonsten nur SYSTEM OF A DOWN so gespielt hätten, wenn sie dem Prog Rock mächtig wären. Die nächste und letzte Großtat des Werkes nennt sich ´The Long Goodbye´ und thematisiert über dreizehn Minuten den langsamen Verfall eines Menschen mit Demenz.

Also, bitte merken und nicht vergessen: Die alten und neuen Helden des Prog Rock sind und bleiben GALAHAD.

(Klassiker)

 

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(VÖ: 20.10.2023)