PlattenkritikenPressfrisch

YAWNING MAN – Pot Head

~ 2005/2023 (Ripple Music) – Stil: Desert Rock ~


Die EP ´Pot Head´ wurde erstmalig am 26. Juni 2005 via „Alone Records“ (dem spanischen, nicht dem griechischen Label, denn das gab es damals noch nicht) auf CD und als 10″-Vinylversion in einer 1.000er Auflage veröffentlicht. Dies geschah somit nur wenige Wochen nach dem 7. März, an welchem das Debüt ´Rock Formations´ das Licht der Welt erblickte.

Das ist insofern bemerkenswert, als die kalifornischen Urgroßväter des Desert Rock bereits anno 1986 mit ihren Generatoren in die Wüste zogen und unter der untergehenden südkalifornischen Sonne unter anderem Brant Bjork, dem späteren Mitbegründer von KYUSS, mit ihrer Musik beglückten.

Zwar wurden bereits in den Anfangstagen von YAWNING MAN 30 bis 40 Demosongs aufgenommen, diese jedoch erst 2009 in einer Zusammenstellung mit Namen ´The Birth Of Sol (The Demo Tapes)´ veröffentlicht.

War bei dem Debüt noch Gründungsmitglied Mario Lalli am Bass zu hören gewesen, so ersetzte ihn bei dieser EP der jüngst zurückgekehrte und auf dem erst vor einigen Wochen veröffentlichten Werk ´Long Way Of The Navajo´ zu vernehmende Billy Cordell (BRANT BJORK, VISTA CHINO) am Bass. Mario Lalli, der bereits kurz nach der Gründung von YAWNING MAN durch Gary Ace (Gitarre) und Alfredo Hernandez (Drums) mit seinem Cousin Larry Lalli zur Band hinzugestoßen war, befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen zu dieser EP nicht in Reichweite der Band, da er zwischenzeitlich aus Südkalifornien weggezogen war. Das bedeutete aber nicht seinen Ausstieg aus der Band, er konnte lediglich nicht zu den Aufnahmen erscheinen und überließ Billy den Bass. Bei allen nachfolgenden Scheiben, von der aktuellen einmal abgesehen, war er dann aber wieder mit an Bord.

Anders sah dies bei Larry Lalli aus, der schon früh die Band wieder verließ, aber mit Mario um 1994 in Palm Springs FATSO JETSON gründete, die wie YAWNING MAN immer noch aktiv sind und bei denen Mario Lalli ebenfalls nach wie vor den Bass zupft.

Bei wem also das längst vergriffene Original noch nicht in der Sammlung steht und auch während der europäischen Tour im Jahr 2016 nicht zugegriffen hat, auf der die Band eine von ihr selbst aufgelegte und auf 300 Stück limitierten Spezialversion verkaufte, der hat nun erneut Gelegenheit, sich die vier Stücke mit einer Spielzeit von knapp 24 Minuten ins Regal zu stellen.

Geboten wird, wie bei YAWNING MAN üblich, Desert Rock in seiner instrumentalen Version. Desert und Stoner Rock wird oftmals in einen Topf geworfen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass es keine abgrenzende Definition zwischen beidem gibt. Für mich gibt es diese aber sehr wohl.

YAWNING MAN bietet nämlich, anders als Stoner, oder gar Heavy Rock, keine tiefgestimmten stampfenden Riffs, die zumeist schnell und treibend aus den Boxen schallen. Bei Desert Rock dominiert die klangliche Visualisierung der Wüste und kaum eine Band kann das so gut, wie YAWNING MAN.

Langgezogene progressive Melodien, die scheinbar aus dem Nichts entstehen und sich in Klangschleifen meditativ wiederholen, spiegeln die weitestgehend monotone Landschaft der Wüste wieder, aber auch deren Stille und Einsamkeit. Aber ähnlich, wie es im anderem Extrem auch Berglandschaften vermögen, ist auch immer ein großer Part Erhabenheit dabei. Irgendwie fühlt man sich beim Lauschen der Musik der Schöpfung und auch dem Schöpfer nahe… was durchaus auch ohne die Zuführung von bestimmten Substanzen gelingen kann.

Ja, die Musik klingt immer ein wenig so, als wenn ihr kein Masterplan zugrunde liegen und alles im Moment entstehen würde und ich bin mir sicher, dass viele Ideen aus den Jam-Sessions in der Wüste die Grundlage für die später ausgearbeiteten Songs gebildet haben. Aber wenn man aufmerksam zuhört und sich nicht ausschließlich verträumt auf einer fluffigen Wolke treiben lässt, dann erkennt man sehr wohl den Plan hinter der Musik.

 

 

Die EP erscheint mit einem neuen, von der Band selbst entworfenem, Cover-Artwork am 22. September via „Ripple Music“.

Es wird sie in einer auf 500 Stück limitierten Vinylversion (250 Stück in einer Head Full of Pot Beer/Galaxy Edition und 250 Stück in einer Desert Sky Beer Colored Edition), in mitternachtsschwarzem Vinyl und als limitierte 4-Panel Digipak-CD geben.

Die Besetzung auf ´Pot Head´ lautet:
GARY ARCE – GUITARS
ALFREDO HERNANDEZ – DRUMS
BILLY CORDELL – BASS

https://www.facebook.com
http://yawningman.com
https://ripple-music.com