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KULT KOMPASS September 2022 – 2/2

Servus,

jetzt ist es soweit, der September ist Vergangenheit und wir schreiten zur zweiten Ausgabe des Kompass. Wie immer mit einigen Geheimtipps versehen, sollte er Euch die regnerischen Tage versüßen. Viel Spaß.

Peace!

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 


BLACK HORNET – Remove Before Flight
2022 (Independent) – Stil: Modern Rock

BLACK HORNET existieren erst seit 2021, legen allerdings schon in diesem Jahr ihr Debütalbum vor. In aller Eile haben sich Matthias Polzer (Bass), Hannes Rau (Gitarre) und Markus Polzer (Drums) von RAMBOMESSER mit Peter Christeleit (Gesang, Gitarre) von NO EDUCATION zusammengetan, um fortan sauberen Rock zu spielen.

´Remove Before Flight´ besteht aus elf Songs, die sich zwar grundsätzlich dem Alternative Rock verschrieben haben, doch den einen oder anderen Schlenker in Richtung Rock und Metal unternehmen. Da ist vieles einfach schnörkellos, das hat Dampf wie Rock’n’Roll, das ist Rock, das ist Hardrock, das funkt auch mal. Hätten BLACK HORNET letztlich noch den Arschtritt-Faktor der skandinavischen Welle im Tank, wären sie für jedermann und jederfrau unwiderstehlich.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BlackHornetBand/


DESTINOVA – Pieces
2022 (Plattenfirma to Go) – Stil: Alternative Rock/Metal

Seit 2006, seit 2014 unter dem Namen DESTINOVA rocken die Leverkusener ihren Alternative Rock durch den Underground. Die Gründungsmitglieder Tim (Gesang, Gitarre) und Thomas (Bass) tragen mit Marius (Drums) und Pömie (Lead-Gitarre) ihren Alternative Rock mitttlerweile auch mal in den Metal. Irgendwo im nordrheinwestfälischen Niemandsland zwischen INCUBUS und LINKIN PARK hat sich das Quartett daher gemütlich gemacht und präsentiert auf seinem zweiten Langdreher vierzehn Lieder, die alle aus den verschiedensten Phasen der Bandgeschichte stammen und somit ein buntes Werk abliefern. Ohne sich von ihren Ursprüngen zu entfernen, spielen sie eine geerdete Musik und einen dementsprechenden Sound. Dass sie sich aus der Beklommenheit der vergangenen Jahre heraus dabei mit den Ängsten der Gegenwart und der Zukunft beschäftigen, bleibt nicht aus. Doch mit ´Pieces´ können DESTINOVA selbst äußerst beruhigt auf die kommende Zeit blicken.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/destinovaofficial


GODDYS – Monsters Of Reality
2022 (Ponyphone Records) – Stil: Stoner/Classic Rock

Derweil der Bandname – GOD plus DYS wird zu GODDYS – von der unvollkommenen Schönheit spricht, nähert sich das Quintett aus dem Thüringer Wald mehr und mehr seiner eigenen. Im Gegensatz zum 2019er Debütalbum ´Ambrosia´ wurde die Formation um einen Keyboarder aufgestockt und musste sich einen neuen Schlagzeuger suchen. Weiterhin steht aber Sängerin Emma Schwabe den GODDYS vor.

Erneut wurde ´Monsters Of Reality´ in den „Magnolia Sounds Studios“ und der Villa K aufgenommen, diesmal allerdings mit dem albumumfassenden Themengebiet der Monster. Musikalisch suhlen sich die GODDYS in der spannenden Schnittmenge aus Bluesrock und Hardrock, Stoner Rock und Doom. Hörer der monströsen Vielfalt sind somit bei den GODDYS mehr als richtig.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/goddysofficial/


JIMMY HALL – Ready Now
2022 (KTBA Records/Roughtrade) – Stil: Blues/Rock/Soul

Jimmy Hall war in seinem ersten, zum Ruhm gereichten Musikerleben Leadsänger der Southern Rocker WET WILLIE, die mit ihrem 1974er Hit ´Keep On Smilin’´ die Weltöffentlichkeit erreichten. Bevor good old Jimmy allerdings in diesen Tagen mit seinen 73 Jahren in den Ruhestand gehen mag, lässt er sich nochmals von den beiden Gitarristen Joe Bonamassa und Josh Smith unter die Arme greifen. Diese wiederum treiben bei solchen Unterfangen auch gleich die passenden Mitspieler auf, etwa Tastenspieler Reese Wynans, Bassist Michael Rhodes und Drummer Greg Morrow. Elf Kompositionen hat das Produzententeam Bonamassa/Smith fertiggestellt, die von Blues (´Girl’s Got Sugar´) und etwas Soul (´Risin‘ Up´) leben, aber bei dem Aufeinandertreffen mit Sohn Ryan Hall (´Dream Release´) oder dem Auftritt von Warren Haynes (´Ready Now´) und Jared James Nichols (´Without Your Love´) für Furore sorgen. Freunde dieser großen Southern Rock-Legende werden ´Ready Now´ freudig bejahen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/JimmyHallOfficial/


JUAKALI – No Choice
2022 (Timezone) – Stil: Alternative-Garage-Punkrock

JUAKALI sind wohl in irgendeinem Berliner Viertel mit Punkrock aufgewachsen, haben allerdings auch große Geschwister, die die Zeiten des Grunge miterlebt haben, und musizieren nun einen knackigen Alternativerock.

´No Choice´, keine Frage, diese Musik muss man extrem laut hören, ohne Ausnahme. Die Ohren sind ohnehin schon kaputt.

JUAKALI verströmen eine Leidenschaft für jeden Ton, jedes Riff und jeden Beatschlag. Wären sie noch eingängiger, würden sie im Radio rauf und runter gespielt werden. So dröhnen sie draußen neben den Mülltonnen aus dem Ghettoblaster, wenn Ihr heimlich das Zeug raucht und die Tanzschritte übt. So bleibt Ihr jung, so werdet Ihr wieder jung. Womöglich stehen Andi Wand, Robbi Dick und Miss Antrop morgen vor Eurer Garage.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/JuakaliOfficial/


NEYBAS – Sunshine Hotel
2022 (Independent) – Stil: Pop/Rock

Aus Connecticut stammen NEYBAS und spielen einen heißen Sound, der sich seine Seele aus den Sechziger- und Siebzigerjahren wärmt. Country, Pop, Funk, Rock und einmal sogar Reggae stehen auf der Zutatenliste zu ihrem fünften Album.

´At The Sunshine Hotel´ lädt nicht nur zum Verweilen, sondern Tanzen ein, ebenso ´Hey Cinderella´. Die Einflüssen der alten Dekaden treten besonders in ´Freeway Paradise´ und ´Aliens Have Taken My Brain´ zutage. Der Reggae folgt bei ´A Little 2 Hi´ und etwas Ska in ´Sunshine Girl´.

Das gesamte Werk durchzieht eine positive Atmosphäre, die besonders in der Gegenwart für frohe Gemüter sorgt. Falls dies das große Anliegen von NEYBAS war, ist es ihnen mit ´Sunshine Hotel´ geglückt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100045482685721&locale=zh_CN


RED ELM – Arena
2022 (Blood Fire Death) – Stil: Heavy/ Prog Metal

Endlich singen RED ELM auf ihrem zweiten Album durchgehend auf Spanisch, denn bei ihrem Debüt ´Zero´ sangen sie zudem noch auf Englisch. Musikalisch sind die zwei Männer aus Barcelona, Raúl Morón (Gesang) und Dany Valcárcel (Gitarre), gleichermaßen auch nicht einfach zu fassen.

´Arena´ bietet eine Mischung aus Hardrock und Heavy Metal, manchmal soundtechnisch im Old-School unterwegs, manchmal eine moderne Härte auffahrend, samt den gelegentlichen Querkombinationen des Prog Rock.

Die spanische Ausgabe von ALTER BRIDE, A PERFECT CIRCLE und CROBOT nennt sich RED ELM, sagt man. Weisste Bescheid.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/redelmband/


STRAIGHT TOWARDS – Legacy
2022 (Stepsudio Records) – Stil: Rock/Pop

Man kennt sich schon länger und ist jetzt bereit, gemeinsam Großes zu fabrizieren. Die beiden Ur-Berliner, Thomas Rückert und Stephan Schulz, der eine Sänger/Songwriter, der andere Musiker/Produzent, leben dabei in einem modernen Sound ihre Vorlieben für Synthpop und Dark Wave aus. Elektronische Klänge treffen auf einen sinfonisch unterfütterten Rock-Sound.

Sieben Songs, vier auf Englisch, drei auf Deutsch gesungene Lieder befinden sich auf ihrer Debüt-EP ´Legacy´. Und diese dürften bei Titeln wie ´Dark Thoughts In Red´ oder ´Sonne und Regen´ Winter wie Sommer zünden.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/straighttowards/


SUNSTAIN – Modern Nature
2022 (Independent) – Stil: Heavy/Stoner Rock

Aus den Weiten der österreichischen Wüsten rund um Linz beglücken uns SUNSTAIN mit ihrem ersten Album nach einer Reihe Singles und EPs. Zeit war ja vorhanden, Auftritte waren über lange Zeit eher rar gesät, die Finanzierung über ein Crowdfunding gesichert. Jetzt ist ´Modern Nature´ da.

Schweres, stonertypisches Riffing, ein Sänger mit eigenwilliger Stimme, mäandernde Groovepassagen, alles ist da. Manches für sich ist recht wirkungsvoller. Alles zusammen aber wirkt streckenweise wie willkürlich zusammengefügtes Stückwerk. Ideen sind vorhanden, im Zusammenklang finde ich dieses Album über weite Strecken noch etwas unausgegoren. Das ist schade.

Aber vielleicht schaffen es die vier in Zukunft, aus ihren Zutaten eine richtige Linzer Torte zu backen. Sieben Punkte mit Tendenz nach oben.

(Mario Wolski) – https://www.facebook.com/sunstainband


SYN ZE SASE TRI – Ultimul Lup
2022 (Code666) – Stil: Black Metal

So sehr ich Intros nicht mag, dieses hier, ein Sprechtext über dramatischen Klängen, wirkt wie die Einladung zu einem alten schwarz-weißen Gruselschinken über Vampire oder Werwölfe. Das passt. Angenehm epischer Black Metal erzählt auf rumänisch die Geschichte des letzten Wolfes. Das ist nicht unbedingt meine Musik. Aber durch ein paar Kniffe wird das sogar für mich genießbar. Ein paar Einsprengsel mit Leads in BLIND GUARDIAN’scher Machart, die Nutzung klassischer Instrumente und der sparsam eingesetzte Sopran einer Sängerin sorgen für die nötige Auflockerung. Am überraschendsten für mich ist, wie viele Melodien im Black Metal untergebracht werden können.

Diese Schlachtplatte steht sicher nicht auf meinem täglichen Speiseplan. Aber sie ist für mich eine kleine Entdeckung. Dass ´Ultimul Lup´ weniger brutal ist, als Cover und Bandlogo versprechen, sondern streckenweise sogar gefühlvoll erscheint, ist ein weiterer Pluspunkt.

(7 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/synzesasetri.ro


WINTER – Fire Rider
2022 (Wintergothic) – Stil: Dark Rock

Wer mit solch einer willkommenen Stimme und mit solch kompositorischen Fähigkeiten gesegnet ist, muss einfach unentwegt dem Drang nachgeben, Lieder zu produzieren. Multiinstrumentalist/Produzent Markus Winter veröffentlichte erst kürzlich die zurückblickende Kompilation ´Looking Back´, ist allerdings bereits jetzt schon wieder mit einem 16 Lieder umfassenden neuen Werk angetreten, sein Können zu beweisen.

Natürlich sind seine Songs auch diesmal auf beinahe 80 Minuten ein Genuss für Musikliebhaber mit Vorlieben für dunkle Rockklänge, für Anhänger von DEPECHE MODE bis THE SISTERS OF MERCY. Seine dunkle Stimme und klassische Achtzigerjahre Keyboard-Klänge bilden dabei das Grundgerüst, um persönliche Geschichten preiszugeben. Dass der Hörer bisweilen sogar an HIM oder BILLY IDOL denken muss, zeigt nur die Vielfalt der Musik von WINTER und einen dunkleren Ansatz als Unterschied zum Vorgänger ´Pale Horse´ auf.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/WINTERpalehorse


WINTER IN EDEN – Social Fake
2022 (Firestreak Media) – Stil: Symphonic Metal

´Social Fake´ ist das vierte Studioalbum der Briten von WINTER IN EDEN, auf das die Anhängerschaft satte acht Jahre warten musste. Nimmt sich der Hörer jedoch in diesen dunkler werdenden Tagen die Zeit, etwas tiefer in das Werk von Sängerin Vicky Johnson, Keyboarder Steve Johnson und Neu-Gitarrist Benji Lynch einzutauchen, wird er ein sinfonisches Metal-Werk erleben, das von klaren Arrangements und eingängigen Refrains lebt. Zudem verliert es sich nicht in Fantasie-Welten, sondern ist von realen Themen durchzogen. Die Musik, mit Elementen aus dem Pop und etwas Prog verfeinert, sollte sich dann nämlich bei aller Muße in nicht allzu weiter Ferne in den Gehirnwendungen festsetzen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/winterinedenband/


V/A Destination Jurassic Land – 33 Artifacts From Times Before Christ
2022 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Vorliegende Kompilation wird von dem Song ´Prehistoric Plateau´ der BLUBERRY HELLBELLIES aus 1985 eröffnet und endet ebenso mit diesem in der Darbietung von BIG ART PETERS aus 2010, beide unter Beteiligung des englischen Komponisten Arthur Billingsley. Ansonsten geht die Musik allerdings mehr historische Wege, schließlich thematisiert der Sampler die Steinzeit und die Dinosaurier. In der Summe widmen sich 33 Songs diesem Thema, beinahe alle stammen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren.

Echte Raritäten aus der Steinzeit sind Kompositionen wie Terry Waynes ´Dinosaur Cavern´ oder Gary „Spider“ Webbs ´The Cave´. Natürlich tauchen bei dieser urigen Feier auch bekannte Namen auf, um das nächste Trinkgelage oder die kommende Halloween-Party zu unterstützen, etwa Link Wray, Buddy Merrill, Tommy Roe, The Piltdown Men, Tommy Steele und die Royal Teens.

„Wilma, es gibt noch 4.000 andere Menschen auf dieser Welt! Wer braucht die Geröllheimers?“ ist eine gute Frage aus einer ähnlichen Epoche, doch Kompilationen und CDs an sich kann der Mensch immer gebrauchen.

(Michael Haifl)

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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