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DEVILLE – Heavy Lies The Crown

~ 2022 (Sixteentimes Records) – Stil: Heavy/Stoner Rock ~


Sind DEVILLE zu anspruchsvoll?

Ich habe keine Ahnung, aber Tatsache bleibt, dass sich bei der neuen Scheibe ´Heavy Lies The Crown´ mit dem in Basel ansässigen „Sixteentimes Music“ nunmehr bereits das vierte Label um die Band kümmert…und das bei demnächst „erst“ sechs Alben. Zuvor hatten schon die Belgier von „Buzzville Records“, die Amis von „Small Stone Recordings“ und die Schweden von „Fuzzorama Records“ ihre Hände bei DEVILLE im Spiel. „Daredevil Records“ vom Split-Debüt mit SERGEJ THE FREAK und die Italiener von „Heavy Psych Sounds“, die die beiden ersten Alben nachträglich auf LP veröffentlicht haben, lasse ich bei dieser Aufzählung mal außen vor.

Allerdings widerspricht dieser Hypothese, dass der Titel der Scheibe auf einem im angelsächsischen gerne falsch wiedergegebenen Zitat aus Shakespeares Werk „Heinrich IV, Teil2“ beruht, das korrekt „Uneasy lies the head that wears a crown“ lautet und im deutschen korrekt mit „Schwer ruht das Haupt, das die Krone trägt.“ zitiert wird.

Aber das ist ja auch alles egal. Wenden wir uns lieber der Band und der Musik zu.

Alleine die obige Aufzählung der bisherigen Label legt nahe, dass es sich bei DEVILLE um keine Neulinge handelt, was ja auch durch ihre ebenfalls bereits angesprochene Discographie bestätigt wird. Tatsächlich wurden DEVILLE 2004 in Malmö gegründet und haben mittlerweile bei über 400 Auftritten in Europa und den USA gehörig Bühnenerfahrung sammeln können.

Spurlos sind diese 18 Jahre aber an der Band nicht vorübergezogen, denn außer dem Sänger und Gitarristen Andreas Bengtsson ist niemand von den Gründungsmitgliedern in der Band verblieben.

 

 

So ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass sich auch ihre Musik im Laufe der Jahre leicht verändert hat. Vom anfänglich klassischen Stoner Rock mit Alternativen Einflüssen, zu einem nunmehr wesentlich differenzierteren Sound, der auch links und rechts in andere Genres wie Heavy Metal und Progressive Rock reinschnuppert. Die Musik auf ´Heavy Lies The Crown´ ist aber nach wie vor tief im Stoner Rock verhaftet und liefert selbstredend Riffs, die wie eine Planierwalze über den Wüstensand, oder wahlweise dem Strand am Øresund, ziehen.

Gleich der Opener ´No Sun´ macht dies mit seinem kräftig treibenden Beat mehr als deutlich. Das Stück verfügt über einen amtlichen Soundteppich, wobei die Gitarren das gesamte Spektrum zwischen metallischem und alternativ/grungigem Sound abdecken. Und da ist sie bereits, die Abweichung zum klassischen Stoner Rock. Neben schnellen riffbetonten und voller Breaks und Tempowechseln steckender Tracks, wie diesem Eröffnungsstück und das darauffolgende und als erste Single ausgekoppelte ´Killing Time´, kann man beim weiteren Lauschen dieses Albums noch so manchen Einfluss aus weiteren Genres erkennen. Apropos ´Killing Time´: Hört euch mal über den unten angehängten Link dieses wundervoll wabernde Soundmonster an, welches mit einer markanten Arbeit am Schlagzeug und Bass aufwartet. So etwas hört man auch nicht alle Tage. Allerdings mutet das zugehörige Video…nunja, etwas befremdlich an. Und wieder einmal fragen wir uns, was der Künstler damit zum Ausdruck bringen will.

Ein Stück wie ´Unlike You´ überrascht dann aber beispielsweise mit einem progressiven Gitarrensound und sowohl ´Embrace´ als auch ´Pray For More´ haben mich beim ersten Hören zunächst mit einer völlig anderen Stimmlage des Gesangs überrascht. An Stelle der ansonsten markanten, tiefen und aggressiv fordernden Stimme vom etatmäßigen Sänger Andreas Bengtsson erklingt hier nämlich eine um einiges weichere und hellere, so dass ich mich zunächst gefragt habe, welche Unmengen an Kreide Herr Bengtsson geschluckt hat, um diese beiden Songs mit einer, ich nenne es mal adäquaten, Stimmlage zu veredeln. Wahrscheinlicher ist aber, dass auf beiden Stücken Andreas Wulkan am Mikro agiert, der zusätzlich zur Bedienung der Leadgitarre auch als weiterer Sänger in den Reihen von DEVILLE geführt wird. Da mir hierzu keinerlei Informationen vorliegen, kann ich allerdings nur mutmaßen, wenngleich mir diese Vermutung ziemlich gesichert erscheint. Aber ihr könnt euch ja die Musik kaufen und ein eigenes Bild machen, oder falls ihr einen physischen Tonträger erwerbt, möglicherweise auch nachlesen.

Aber gleichgültig wer da nun singt, der Sänger weiß bei ´Embrace´ seine Zuhörer sprichwörtlich in die Arme zu schließen und führt so die Tradition manch einer Alternative/Grunge-Band aus den 90ern fort. Das abschließende ´Pray For More´ windet sich hingegen progressiv doomig durch die Gehörgänge, um dann im Gehirn angelangt, seine melancholisch klaustrophobische Wirkung zu entfalten. Der Refrain dieses Stückes ist einfach zum Niederknien und trägt einen wesentlichen Beitrag daran, dass dieses Stück mein Lieblingstrack auf diesem Album ist. Der Vorsprung vor dem ruhigen ´Hands Tied´ beträgt aber nur eine Gitarrenhalslänge, kann dieser doch ebenfalls mit einer eingängigen Hookline im Refrain punkten, die direkt ins Ohr geht und dort für eine ganze Weile in den Gehirnwindungen widerhallt. Untypisch für die sonstigen Kompositionen auf diesem Album weist dieser Track einen melodischen Gitarrenpart im Mittelteil auf, der fast zum Entspannen und Träumen einlädt, wofür er dann aber leider doch etwas kurz geraten ist. Aber auch das düster hypnotische ´Serpent Times´ sowie das trotz recht tief gestimmter Gitarre sehr metallisch anmutende ´A Devil Around The Neck´ entfalten ihre ganz eigene Wirkung,

Alle acht Tracks bewegen sich im kompakten Bereich zwischen 3:06 und 5:59 Minuten und enthalten, obwohl sie global dem Stoner/Heavy Rock zugeordnet werden können, auch hörbare Anteile an Hard, Alternative und Progressive Rock sowie Doom. Diese Melange wird natürlich Leute auf den Plan rufen, die sagen werden, dass DEVILLE sich nicht entscheiden können, was für Musik sie nun eigentlich spielen wollen.

Ich tue das nicht und freue mich über die Abwechslung der dadurch kurzweiligen auf diesem Album gebotenen knapp 33 Minuten. Aber in der Tat ist dieses Album nichts für Liebhaber von „einfachem“ AOR/Melodic Rock. Aber reinhören sollte man auf alle Fälle, denn ich vergebe

(8 Punkte)

 

 

Das Album ist am 30. September via „Sixteentimes Records“ Digital, auf CD und als LP erschienen.
Die physischen Formate können unter anderem direkt beim Label erworben werden, wobei die Platte neben der regulären Veröffentlichung in Schwarz auch in Form einer limitierten und handnummerierten Version, jeweils in rotem (100 Exemplare) und schwarz/weißem Splatter-Vinyl (200 Exemplare) erworben werden kann.

DEVILLE sind:
Andreas Bengtsson – Gesang und Gitarre
Michael Ödegården – Schlagzeug
Andreas Wulkan – Leadgitarre und zusätzlicher Gesang
Martin Nobel – Bass

 

https://www.facebook.com/devilleband
http://deville.nu/