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ARENA – The Theory Of Molecular Inheritance

~ 2022 (Verglas/Just For Kicks Music) – Stil: Progressive Rock ~


Eigentlich sollte das zehnte Studioalbum von ARENA bereits zum 25-jährigen Bandjubiläum vor zwei Jahren vor der Tür stehen, doch manchmal kommt es anders als erhofft. ´The Theory Of Molecular Inheritance´ erblickt nunmehr erst gegenwärtig im Jahre 2022 das Licht der Öffentlichkeit und stellt beinahe eine neue Supergroup vor, denn ein neues Album mit einem neuen Sänger ist um Haaresbreite ein absoluter Neubeginn.

Obwohl Damian Wilson (LANDMARQ, THRESHOLD, HEADSPACE) innerhalb des einstündigen Werkes nicht eigenmächtig das Zepter an sich reißt, so prägt sein Gesang doch unnachahmlich das Soundbild der britischen Neo-Progger. Denn Mastermind/Keyboarder Clive Nolan (PENDRAGON/CAAMORA) stellt sich mit ausufernden Tastenabfahrten selten allein in den Vordergrund und Gitarrist John Mitchell (KINO, FROST*, IT BITES, LONELY ROBOTS) spielt ohnehin zumeist songdienlich auf.

Der sparsame Umgang mit Gitarren- und Keyboard-Selbstdarstellungen, die oftmals sogar mit sanften Gesangseinlagen überlagert werden, lassen den Schluss zu, dass bei ARENA endgültig der Song im Mittelpunkt steht – oder Damian Wilson, wenn er im druckvollen Opener ´Time Capsule´ ein 50 Jahre lang verborgenes Zimmer betritt („We walked into a long-lost room, hidden from the outside world.“) und sich mit wortlosen Lauten ins Geschehen rein- und rauswindet.

Im Anschluss benötigt ´The Equation (The Science Of Magic)´ nach einer von Klaviertasten geprägten Einführung keinerlei Umwege mehr, sondern lässt seine wuchtvoll vorgetragene Melodie direkt aus dem Refrain erschallen („This is my equation – This is magic this is science.“). Zu diesem Zeitpunkt lacht der harmonische Herzschlag bis zum letzten Stoß, da ARENA mit ´Twenty-One Grams´ besinnlich die Reise zur Quelle unser aller Seelen antreten und Damian Wilson zu Tastenklängen die Sphären von ´Confession´ passiert.

Seine Meisterleistung zeigt der legendäre Sänger mit einem sanften und hohen sowie auch kraftvollen Gesangsseinsatz in ´The Heiligenstadt Legacy´, einer sich massiv steigernden Komposition. Desgleichen bricht ´Field Of Sinners´ regelmäßig aus den friedlicheren („I follow in your footsteps – I choose to hold the reigns.“) und ´Pure Of Heart´ aus den gedämpften Momenten aus („I can keep the demons out.“). Dagegen nimmt ´Under The Microscope´ in instrumentaler Hinsicht Fahrt auf und scheut sich gleichsam nicht vor Saiten- und Tastensolodarbietungen, während das Klavierstück ´Integration´ erst alle übermäßige Energie herausnimmt, um dann mit einem mehrminütigen, überbordenden Keyboard-Auftritt echtes ARENA-Feeling zu erzeugen und das große Finale anzukündigen.

Streicher kitzeln sodann den Beginn von ´Part Of You´ und erinnern den Hörer an die Storyline und 50 verstrichene Jahre. Das Schlagzeug von Mick Pointer (Ex-MARILLION) setzt bei diesem Höhepunkt gezielt seine Schläge, um diese mächtige Komposition und den Protagonisten fliegen zu lassen („More than just yourself – The ghost inside is free.“). ARENA schießen allerdings noch längst nicht über das Ziel, indem sie im finalen ´Life Goes On´ nach einigen Solo-Einlagen den klassischen Abschluss-Chorus zur Krönung ganz im Sinne von Dragoslav Stepanovićs Lebensmotto „Lebbe geht weider“ darbieten: „Life goes on. Stardust in my hands. Now I understand. Life goes on. An infinity of souls in our hearts we’ve always known“!

(8,5 Punkte)

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(VÖ: 30.09.2022)