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THE SMILE – A Light For Attracting Attention

~ 2022 (XL Recordings) – Stil: Rock ~


Unzählige Gruppen trugen in der Vergangenheit bereits den Namen SMILE. Bisher war wohl einer der berühmtesten Vertreter von ihnen im Nachhinein die QUEEN-Vorläuferband mit Brian May, Roger Taylor und Tim Staffell in den Jahren 1968 bis 1970.

Eine neue Gruppe unter dem Banner THE SMILE trat erstmals beim vom Glastonbury Festival präsentierten „Live at Worthy Farm 2021“ in Erscheinung. Dahinter kam niemand Geringeres als das RADIOHEAD-Duo Thom Yorke und Jonny Greenwood sowie SONS OF KEMET-Schlagzeuger Tom Skinner hervor.

Ein Jahr später legen sie bereits ihr innig erwartetes Debütalbum vor, das sie zudem mit dem langjährigen RADIOHEAD-Produzenten Nigel Godrich aufgenommen haben. Musikalisch will sich ´A Light For Attracting Attention´ gerne von den bekannten RADIOHEAD-Sounds entfernen, versinkt allerdings mit SONS OF KEMET-Schlagzeuger Tom Skinner keineswegs in der aktuellen Jazzszene.

Genau genommen spiegelt das Album die Beklemmungen von Thom Yorke innerhalb der vergangenen Jahre in Abgeschiedenheit und dem zwanghaften Einsiedlertum wider. Eine Therapiestunde, in der sich das kongeniale Songwriter-Duo Thom Yorke (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards) und Jonny Greenwood (Gitarre, Bass, Keyboards) mit Tom Skinner (Schlagzeug) auch in Bereiche der Minimal Music eines Steve Reich und Philip Glass sowie in die verwandtschaftlichen Kreise hierzu aus den Achtzigerjahren von KING CRIMSON wagen, samt der Streichersektion des London Contemporary Orchestra.

 

 

Pochende Synthesizer-Modulationen werden in der Eröffnung ´The Same´ – eine unerbittlich flehende Hymne an die Menschen auf der Straße, dass wir doch alle gleich sind – allein von Gitarre, Klavier und Gesang mitgetragen. Demzufolge führt Tom Skinner sein Spiel erst ausgiebig im freaky ´The Opposite´ zum dröhnenden Bass ein, in dem Thom Yorke in diesen absurden Tagen nach der nächsten Unbedeutendheit fragt: „Can we have a next contestant please?“ Selbst ein ´The Smoke´ wird neben der Horn-Sektion vom Bass mächtig angefeuert: „Wakes me from my sleep.“

Der drängelnste Rhythmus treibt den lautesten Song ´You Will Never Work In Television Again´ an, mit einem „Bunga Bunga“-Verweis auf die Partys des italienischen Ministers Silvio Berlusconi, hoffnungsvollen Indie-Gitarren sowie VELVET UNDERGROUND zum Bersten. Zum Klavier in ´Pana-Vision´ singt Thom Yorke mit hoher Stimme. Das London Contemporary Orchestra verleiht dabei ebenfalls wie der Ambient-Komposition ´Speech Bubbles´ einen Hauch von den Soundtrackarbeiten der Bandmitglieder und schenkt der Musik mehr Wärme als die Synthesizer: „Who’ll find a cab in the pouring rain? Who’ll find a vein to put the needle in?“

Da kommt der hektische Space-Psych von ´Thin Thing´ zur rechten Zeit, um alle Pilze hochschießen zu lassen. Denn die Refrains sind dem Trio gerade ausgegangen und so singt Thom Yorke im träumerischen ´Open The Floodgates´ zu Klavier und Synthesizer angeheitert und ungefragt: „Don’t bore us, get to the refrain.“ Die Streicher und eine Akustikgitarre tragen sodann das düstere ´Free In The Knowledge´ durch die scheinbar niemals enden wollenden Tage der Gegenwart: „Free in the knowledge. That one day this will end.“ Die Sonne der Nacht will hingegen nochmal das hibbelige ´A Hairdryer´ sehen: „Look at all the pretty lights.“

Denn „Out of my sight, out of my mind.“ wollen die Synthesizer die Atmosphäre durchkreuzen, obwohl momentan nichts mehr geht: „Couldn’t move a muscle. Couldn’t get the breath in.“ Der groovige Fast Forward-Rock von ´We Don’t Know What Tomorrow Brings´ lässt jedoch alle endlich aus dem Albtraum erwachen. Und so beendet letztlich ´Skrting On The Surface´ in einem sanften RADIOHEAD-like-Sound ´A Light For Attracting Attention´ vergleichbar seines Beginns.

Dieses Lächeln, this SMILE, ist keines der Freude und des Glücks, sondern ein erblicktes bei den Spitzbuben und Blendern der Jetztzeit. THE SMILE beißen die Zähne zusammen und blicken in die Zukunft, die abseits von RADIOHEAD auch ihnen gehört.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/thesmiletheband/