JahresrückblickeMeilensteine

Die absolute Hälfte 2022

~ Halbjahresbilanz 2022 ~


Die erste Hälfte des Jahres 2022 ist schon wieder Vergangenheit, schneller als man zuschauen kann wie die Plattennadel dreimal auf der neuesten Langspielplatte aufsetzt.

Doch trotz all des Wahnsinns und Irrsinns in der Welt habt Ihr hoffentlich in den Monaten Januar bis Juni genauso wie wir noch die Zeit gefunden, in einiges neues Musikmaterial hineinzuhören. Denn natürlich hat sich bei den Künstlern gerade nach den vergangenen Jahren des Trübsal blasens gehöriges Material angesammelt, das sie uns seit Monaten en masse in die Ohren blasen.

Daher haben wir uns in den vergangenen Tagen die Zeit genommen, das erste Halbjahr Revue passieren zu lassen, und unsere persönlichen Lieblinge herausgefiltert. Einige Redakteure haben folglich wie in den letzten Jahren ein paar Zeilen zu ihren Favoriten niedergeschrieben, damit Ihr schon einmal einen Eindruck über den bisherigen Verlauf des Jahres 2022 gewinnen könnt. Denn wahrscheinlich verflüchtigt sich das ganze Jahr schneller als gedacht und wir hören uns an dieser Stelle schon bald wieder zum Gesamtjahresrückblick und den Top 30 der Redakteure.

Heute haben wir allerdings keine Liste in petto, sondern preisen einfach noch einmal die schönsten Momente des ersten Halbjahrs 2022, wenn sich die Plattennadel knisternd auf die Rille gesetzt hat.

Viel Vergnügen!

 

SCORPIONS – Rock Believer

(von Michael Haifl)

Warum in Dreiteufelsnamen müssen die SCORPIONS ein weiteres Studioalbum veröffentlichen, obwohl die deutschen Helden seit dem Wind of Change, der Wirtshausmeinung nach, nur noch für die Hausfrauenballaden zuständig sind? Weil sie es noch können. Weil es das beste originäre SCORPIONS-Werk seit der ersten Hälfte der Achtzigerjahre ist. Weil sie sich von dem Sound, der sie berühmt gemacht hat, nicht weiter entfernen, sondern zu ihm zurückgekehrt sind. Denn ´Rock Believer´ ist ein natürliches und ein klassisches Rockalbum, vollgefüllt mit Arena-Hymnen, Hardrock-Klassikern und natürlich zwei Power-Balladen. Diese Songs hätten ihren Platz auch auf ´Animal Magnetism´ (1980), ´Blackout´ (1982) und ´Love At First Sting´ (1984) gefunden. Da kann man nur sagen: Gratulation, die Herren. Je oller, Klaus Meine (73), Rudolf Schenker (73) und Matthias Jabs (66), je doller.

 

DOROTHY – Gifts From The Holy Ghost

(von Jürgen Tschamler)

Meine Top 3 der ersten sechs Monate des aktuellen Jahres könnte nicht unterschiedlicher ausfallen. Denn mit DOROTHY kommt hier ein Album zum Zuge, das traditionell geprägte Metalfans eher schräg anschauen werden. Dabei liefert die ursprünglich aus Ungarn stammende Lady mit ihrer Band auf dem dritten Album einen exzellenten Mix aus Hard Rock und Heavy Metal mit leicht modernerer Prägung. Heavy Riffs sind der Sängerin ebenso wichtig wie Vielseitigkeit sowie eine nicht zu leugnende Eigenwilligkeit. Mit diesem Album agiert man locker auf Augenhöhe mit THE PRETTY RECKLESS.

DOROTHYs Stimme ist kraftvoll, aber bei Bedarf auch hoch emotional. Die Songs sind schon perfekt auf die Stimme zugeschnitten. Musik ist Unterhaltung und der Unterhaltungswert dieses Albums ist enorm. Trotz einer gewissen Massenkompatibilität sind die Songs detailreich aufgebaut und nicht im Geringsten glattgebügelt. So muss moderner Hard Rock/Metal klingen, der dabei seine klassischen Roots nie vernachlässigt. Verdammt großes Album!

 

DAVE GROHL – Dream Widow

(von Marcus Köhler)

„Warum zur Hölle muss Dave Grohl jetzt auch noch ein Metal-Album machen?“, fragten sich sicherlich die meisten, mich übrigens inklusive. Aber dem ehemaligen NIRVANA-Drummer und FOO FIGHTERS-Mastermind ist es scheißegal, was andere denken, er macht eben genau das, was er will, und er hatte ganz offensichtlich auch eine richtig tolle Zeit dabei!

´Dream Widow´ beweist jedenfalls mit jedem einzelnen Song Grohls innige Liebe zum Metal: es gibt anachronistischen Old-School-Black Metal á la VENOM und MIDNIGHT, rasenden und wütenden Grindcore in bester FANTOMAS-Manier, ALICE IN CHAINS-Grunge mit betörenden Gesangsharmonien, stampfenden Doom im SAINT VITUS-Stil und Stadion-Riffing mit den fettesten METALLICA-Äxten, die man sich nur wünschen kann. Und wer will schon die besten SLAYER-Parts verpassen, die die Band selbst nie geschrieben hat? Alles ordentlich verpackt – und für mich die bislang ganz große Überraschung des Jahres!

 

VALLEY OF THE SUN – The Chariot

(von Harald Pfeiffer)

Nachdem der Anfang des Jahres für mich eher mager ausfiel, sind in den letzten Wochen starke, handgemachte musikalische Höhepunkte Schlag auf Schlag veröffentlicht worden. VALLEY OF THE SUN sind trotz zehn Jahren musikalischer Geschichte noch eine junge, hungrige Band, die von BLACK SABBATH bis ALICE IN CHAINS aus den feinsten Ingredienzen der harten Rockgeschichte etwas Neues und Aufregendes geschaffen hat. Durchdachte Songs, mächtige Gitarren und mit Ryan Ferrier einen Sänger, der die Band mit seiner Stimme weit nach oben im derzeitigen Rockzirkus katapultiert. Sicher auch live ein Erlebnis.

 

WO FAT – The Singularity

(von Don Carlos)

WO FAT aus Dallas haben im Laufe ihrer nunmehr fast zwanzigjährigen Karriere schon so einige Meisterwerke unter die Leute gebracht, aber mit ihrem bislang siebten Album ´The Singularity´ haben sie sich selbst übertroffen. Hier bekommt man nicht einfach nur gekonnt dargebrachten psychedelischen Stoner Doom serviert! Nein, hier wird das bluesgeschwängerte Gitarrenspiel eines JIMI HENDRIX mit dem Doom früher BLACK SABBATH gepaart und mit den psychedelischen Elementen von VANILLA FUDGE gewürzt. Trotzdem klingt nichts altbacken, denn WO FAT kombinieren gekonnt die besten Klänge der letzten fünf Dekaden mit einer Leichtigkeit, dass man dem nur mit offenem Munde lauschen kann. Der Name Jimi Hendrix ist eben nicht zufällig gefallen, denn wer mit den Gitarrenkünsten eines solchen nichts anfangen kann, der sollte dann auch lieber die Finger von ´The Singularity´ lassen. Wer aber beim Lauschen von schweren Riffs und ausgedehnten Gitarrensoli vor Verzückung feuchte Augen bekommt, dem kann ich diese Scheibe nur wärmstens ans Herz legen.

 

SLÆGT – Goddess

(von U.Violet)

Mir ist völlig schleierhaft, wieso diese Ausnahmeplatte nicht ganz weit hoch in die Wertungslisten geschossen ist, hat sie doch alles, was es dazu braucht: raffiniertes, stets druckvolles Songwriting, den typischen mitreißenden Drive und die verrückten Rhythmusideen des Dänenquartetts, strahlende Soli, tiefschwarze Seele und noch viel mehr.

Aber ich ahne natürlich genauso, woran es liegen könnte – die Göttin ist spröde, streng, und kämpferisch, ihr geht es ums Ganze: sie will nicht angebetet werden, sie will Wahrhaftigkeit, Hingabe und den Sieg des Guten. Also haben sich OAAO bei ihrem Majoreinstand auf ihr Talent, zwischen allen stilistischen Stühlen auch mal dissonant zu komponieren und gegen den Strich zu arrangieren, verlassen, statt einfach einen Nachfolger von ´The Wheel´ abzuliefern. Heraus kommt ein Paradestück progressiven Metals, mal komplett anders gestrickt!

 

CAVE IN – Heavy Pendulum

(von Marcus Köhler)

Ich kannte das Quartett CAVE IN aus Massachusetts bis dato hauptsächlich vom Hörensagen und hatte mich lediglich Mal kurz mit ihrem Klassiker-Album ´Until Your Heart Stops´ von 1999 befasst. Bereits Mitte der 90er als legendäre Post-Hardcore-Band etabliert, haben sie ihren Sound kontinuierlich in Richtung Progressive Rock, Stoner und Mainstream-tauglichen Alternative verwandelt, und auf ihrem neusten Werk treiben CAVE IN ihre Metamorphose nun auf neue Extreme, denn es umfasst nahezu jeden Teil ihrer Geschichte und verwandelt die Band dabei in ein unheimliches, riesiges Biest!

Es ist vor allem beeindruckend, wie gut sich CAVE IN von Stimmung zu Stimmung bewegen können, und dank des starken Songwritings und der überragenden Instrumentierung bietet das Album eine wunderbare durchgehende Linie. ´Heavy Pendulum´ fühlt sich zugleich feierlich als auch hart erkämpft an, stark und dennoch sensibel, und es gelingt der Band damit erstmals, ihre gesamte massive Form in nur eine einzige Veröffentlichung zu packen – ein perfekt gestricktes Kraftpaket aus modernem Rock und Metal!

 

SPIRAL SKIES – Death Is But A Door

(von Don Carlos)

Selten ist eine Mischung aus psychedelischem 70er-Jahre Rock, Doom, Folk und 80er Metal so gut gelungen, wie auf diesem Werk der Schweden aus Stockholm. Die Folk-Komponente erwähne ich allerdings nur aufgrund der warmen und klaren Stimme der Sängerin Frida Eurenius, die mich ein ums andere Mal an die folkloristisch angehauchten hippiesken Sängerinnen aus den späten 60ern und frühen 70ern erinnert. Im Gegensatz zu vielen dieser damaligen Sängerinnen ist ihr Gesang allerdings nicht trällernd, sondern außerordentlich ausdrucksstark. In einem kompletten Kontrast zu diesen zumeist ruhig und sehr gefühlvoll vorgetragenen Gesangsparts stehen die Instrumentalpassagen, in denen die Rhythmussektion so richtig wummert und die Gitarren dem Zuhörer ein mächtiges Riff nach dem anderen um die Ohren hauen, aber auch mit fließenden Melodien nicht sparsam umgehen. In Kombination mit vielen Tempowechsel schafft das insgesamt eine Atmosphäre, die zwischen wohlig einlullend und bedrohliche intensiv hin und her pendelt.

 

VITAM AETERNAM – Revelations Of The Mother Harlot

(von Michael Haifl)

Warum in Dreiteufelsnamen muss ein Norweger, ein Mexikaner und ein US-Amerikaner der Musik von DEVIL DOLL und dem Teufel höchstpersönlich in die Quere kommen? Weil VITAM AETERNAM es können. Weil bereits das Debüt und sein jetzt vorliegenden Nachfolger ´Revelations Of The Mother Harlot´ die theatralischsten und experimentellsten Kompositionen enthalten, die seit der italienisch-slowenischen Experimentalrockband und ihrem Mr. Doctor in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Sechs Sätze lang sind VITAM AETERNAM auf der Suche nach der Göttlichkeit. ´Revelations Of The Mother Harlot´ kommt ihr schon sehr nahe. Zwischen Hölle und Himmel jubilieren Instrumente wie auch Chöre. Wenn der Hero zum Dämonen wird, wenn der Dämon zum Hero wird, dann entflammt ein teuflisches Meisterwerk. Doller geht’s nicht!

 

STONE AXE – Stay Of Execution

(von Harald Pfeiffer)

Diese Band, ein Side-Projekt, hat schon das Zeitliche gesegnet, die Schlinge liegt der jungen Frau auf dem Cover auch schon eng um den Hals. Tony Reed und Dru Brinkerhoff sind die zweiten Halbjahressieger in meiner Runde, die auf schwere Gitarren und Düsternis setzen. Tief in den 70er Jahren verwurzelt, gibt es bei diesen Aufnahmen von 2008 – 2012 aber auch Doppel-Lead-Gitarren, Südstaateneinflüsse und schwere Blues Rock Adaptionen. Alles immer – trotz des Blickes in die Vergangenheit – geschmackvoll und aufregend präsentiert.

 

SANHEDRIN – Lights On

(von Jürgen Tschamler)

2022 hat bisher eine ganze Menge guter bis exzellenter Alben hervorgebracht. Daraus seine drei Top-Alben herauszufiltern ist schwierig. Ich habe jetzt einfach mal die drei Alben genommen, die ich am meisten in den ersten 6 Monaten des Jahres gehört habe. Und da ist ´Lights On´ von dem Trio aus Brooklyn, SANHEDRIN, ganz vorne mit dabei. Man muss nicht noch einmal einen Review runterbeten, um die Klasse und Vielseitigkeit dieses Albums hervorzuheben. Zu erwähnen wären eigentlich nur die Fakten, dass die Band ihre musikalischen Stellschrauben feinjustiert, dem klassischen Heavy Metal mehr Raum zugestanden hat und inzwischen bei einem unverwechselbaren Sound und Stil angekommen ist. Starke Melodien, galoppierende Riffs, extrem abwechslungsreich und mit einer feinen Dosis Heavyness abgeschmeckt. ´Lights On´ trifft die Instinkte des Metalfans auf Anhieb.

 

IN APHELION – Moribund

(von U.Violet)

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: wer IN APHELION noch immer nicht auf dem Schirm hat, verpasst den aktuell heißesten Scheiß im skandinavischen Black/Death und darüber hinaus! War das erste Lebenszeichen, die letztjährige EP ´Luciferian Age´ schon ein überaus mundender Appetithappen, hat das seit Jahrzehnten gemeinsam aktive Gitarrenduo Ramstedt/Bergebäck mit dem Debüt nun nochmal nachgelegt, und das Genre nicht nur für großartige klassische Melodien und ausgiebiges NWoBHM-Worshipping geöffnet, sondern vor allem auch eine große Portion Emotionen in packenden Songs verarbeitet, ohne auf Härte und Geschwindigkeit zu verzichten. Und ´Requiem´, den Nekrolog vor allem auf LG Petrov, sollte wirklich jeder Extremmetaller auswendig mitsingen können.

 

KREATOR – Hate Über Alles

(von Marcus Köhler)

Es gibt für mich kein wirklich schlechtes KREATOR-Album, und nein, auch ´Endorama´ nicht! ´Hate Über Alles´ ist im Wesentlichen klassischer Post-2010-KREATOR-Style, mit hochoktanigem, verwüstendem Thrash, aber die Band hat ihrem Sound wiederum auch einige weitere Elemente hinzugefügt, ob nun klassischen, traditionellen Metal mit Hymnen-Charakter oder gar völlig Experimentelles. Dem weißglühenden Tempo von ´Midnight Sun´ etwa fügt die majestätische Gesangsdarbietung von Sofia Portanet eine weitere aufregende neue Dimension hinzu, wohingegen ´Crush The Tyrants´ und ´Strongest Of The Strong´ eher im Old-School-Metal verwachsen sind. Als klares Highlight porträtiert der grandiose Schlusspunkt ´Dying Planet´ schließlich eine besonders eindringliche Klanglandschaft, wie eine dämonische Symphonie, die deine Seele verzehrt. ´Hate Über Alles´ betritt jedenfalls phasenweise ein Terrain, das von den Thrash Metal-Veteranen noch nicht erobert wurde, und zeigt, dass sie nicht die Absicht haben, in ihren fortgeschrittenen Jahren stagnierend oder gar vorhersehbar zu sein.

 

DESTRUCTION – Diabolical

(von Jürgen Tschamler)

Auch im Thrash Metal-Sektor ist die Messlatte dieses Jahr auf einem sehr hohen Niveau. VIO-LENCE haben super geliefert, KREATOR haben monströs vorgelegt, Youngsters wie CHEMICIDE haben sich auf ganzer Linie empfohlen, um ein paar Bands zu nennen. Mein Herz habe ich allerdings an die neue DESTRUCTION verloren. Schmier und Co. reiten auf ihrem fünfzehnten Studioalbum die volle Attacke. Durch die zweite Gitarre hat das Soundvolumen bei DESTRUCTION enorm zugenommen. Durch die „warme“ Produktion katapultiert sich dieses Thrash Metal-Album fast schon in die Ohrwurmliga. DESTRUCTION sind auch auf diesem Album old school as fuck, geben einen Scheiß auf Neuerungen und blasen einen komplett um, so wie es Thrash Metal tun sollte.

 

CROWBAR – Zero And Below

(von Harald Pfeiffer)

Die Wut und der Schmerz sind bei Kirk Windstein immer noch präsent. Nicht nur optisch, wo der graue Bart immer länger wird und die Augenhöhlen immer tiefer und dunkler. Nein, auch musikalisch transformiert er seinen Schmerz immer noch erfolgreich in den einzigartigen dunklen und schweren musikalischen Kosmos von CROWBAR. Jederzeit identifizierbar am Gesang, den tiefen Gitarrensalven und den düsteren Texten. Diese Band veröffentlicht seit 30 Jahren brauchbare bis exzellente Alben. ´Zero And Below´ gehört zu ihren besten.

 

NUBIVAGANT – The Wheel And The Universe

(von U.Violet)

Ja, ich weiß, ich kann mich nur schwer entscheiden. DARVAZA oder NUBIVAGANT??? Beide haben saustarke Platten vorgelegt. Doch in diesem Fall, wo es schließlich um zwei Bands desselben Masterminds geht, gewinnt die Ehrfurcht davor, sich komplett nackt zu machen und volles Risiko zu gehen – indem Omega zum ersten Mal in seiner jahrzehntelangen Karriere klar singt. Wie himmlisch und hypnotisierend das klingt, hat zwar bereits das Debüt gezeigt, doch der Zweitling toppt es nochmal um Welten, mit eindringlichen und ausgereiften Songs, die zeigen, dass Minimalismus mehr Größe erzeugt als es Bombast schaffen kann. Mehr Intimität und Authentizität wird dieses Jahr im rituell-okkulten Black Metal kaum zu hören sein – Gänsehaut garantiert!

 

MESSA – Close

(von Don Carlos)

Die Musik der Italiener MESSA muss man sich erarbeiten, aber man wird dafür auch mit einem außerordentlichen Klangerlebnis belohnt. Vordergründig handelt es sich um Ambient Doom, aber dahinter verbirgt sich viel, viel mehr. Ganz besonders bei ihrem dritten Werk ´Close´ sind so viele musikalische Stilelemente derartig perfekt zu einer harmonischen Einheit miteinander verwoben, dass der Zuhörer sich ein ums andere Mal vor Verwunderung den Kopf kratzt und mit diesem gleichzeitig vor Bewunderung für dieses musikalische Meisterwerk bedächtig nickt. Gewaltige tiefdunkle und bis zur maximalen Spannung langgezogene Riffs paaren sich mit folkloristischen, darunter auch bluesigen, Elementen, während über allem die sirenenhaft faszinierende melancholisch verträumte Stimme von Sara schwebt, die den Zuhörer gnadenlos in ihren Bann schlägt. Aber damit nicht genug. Wer genau hinhört, der wird auch Jazz, psychedelischen 60er und 70er Rock und sogar Blast-Beats vernehmen. Wer die Scheibe nicht kennt und offen für Neues ist…einfach mal reinhören.

 

GREEN ASPHALT – Green Asphalt

(von Michael Haifl)

Warum in Dreiteufelsnamen muss der Schwede Dan Bornemark, der ein GENTLE GIANT-Intimus ist und sich als großartiger Kurator für deren Kompilationen erwies, eigene Musik machen, die auch noch nach GENTLE GIANT klingt? Weil er es kann. Weil es die besten Kompositionen sind, die aus dem nicht allzu beackerten musikalischen Umkreis von GENTLE GIANT seit Jahrzehnten entstanden sind. Immerhin ließ sich Dan Bornemark für diese Unternehmung über 17 Jahre Zeit, sie in trockenen und allerschönst glänzende Tücher zu kleiden. Obwohl sich Dan Bornemark auch als Kamerad von GENTLE GIANT-Keyboarder Kerry Minnear zu erkennen geben muss, entzücken die Songs von GREEN ASPHALT mit männlichem und weiblichem Gesang, mit Duett- und Satz-Gesang letztlich auf ihre ureigene Art und Weise. Gänzlich überraschend ist zudem, dass diese wunderbaren Klangbilder trotz ihrer Verbindung zu Barock und Renaissance äußerst Gegenwartsverliebt strahlen. Grüner geht’s nicht!

 

JONES STREET – Out Of The Gutter

(von Jürgen Tschamler)

Die Vielzahl hochwertiger und notwendiger Wiederveröffentlichungen ist auch 2022 enorm. So auch ein Re-Release, der mit am meisten hier läuft: ´Out Of The Gutter´ von JONES STREET. Die perfekte Achtziger L.A.-Mucke mit Einflüssen von DOKKEN, RATT, GUNS N‘ ROSES, frühe MÖTLEY CRÜE oder SKID ROW. Ursprünglich unter dem Titel ´Dancin`With The Devil´ veröffentlicht, hat man dieses musikalische Kleinod endlich wieder ausgebuddelt. JONES STREET waren mit ihrem hochwertigen Liedgut eindeutig zu spät dran damals. Man kann die Truppe sicher der letzten kleinen Welle des L.A. Sounds zuschreiben, die Anfang der Neunziger dann chancenlos unterging. Dabei hat das Material kein Problem auf Augenhöhe mit vielem, was die erwähnten Bands raushauten, mitzuhalten. Da sitzt jedes Riffs, jeder Ton und die Laune beim Hören steigt umgehend. Wie sagte man einst: Party on. Das ist die perfekte Scheibe dafür.

 

Eure SaitenKlopper im Namen des Redaktionsteams

Ute, Harald, Don Carlos, Marcus, Jürgen und Michael

 

 

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