PlattenkritikenPressfrisch

DOROTHY – Gifts From The Holy Ghost

   ~ 2022 (Roc Nation/Spinefarm) – Stil: Hard Rock/Heavy Metal ~  


 

Die ursprünglich aus Ungarn stammende Dorothy Martin ist schon seit einigen Jahren als Sängerin in den USA aktiv, tourt und arbeitet sich dort wirklich einen ab und bekommt nun endlich mit ihrem dritten Album ´Gifts From The Holy Ghost´ auch international Anerkennung. Verdienterweise. Denn die Dame hat eine grandiose Stimme und lässt sich auch nicht auf ein Genre festnageln. Dass sich die Band DOROTHY nennt, ist daher selbstredend, schließlich ist die Powerfrau das Aushängeschild der in L.A. ansässigen Truppe.

´Gifts From The Holy Ghost´ entspricht deutlich mehr dem Genre des Heavy Metal/Hard Rock als der großartige Vorgänger ´28 Day In The Valley´ von 2018, wo die Band mehr auf klassischen Rock mit deutlichen Südstaaten-Akzenten setzte. Wunderbar gewaltige Songs mit einer wuchtigen Gesangsperformance. Alles eingebunden in einen eigenwilligen Sound, getragen von dieser unverwechselbaren Powerstimme.

2022 wird wieder verschärft auf härtere Gitarren und den Begriff „heavy“ gesetzt. DOROTHY räubern im klassischen Hard Rock ebenso wie bei aktuellen Heavy Standards. Dabei entsteht ein unverwechselbares Gemisch mit hohem Ohrwurmpotential. Stimmige Nummern wie ´Hurricane´, welches in Ansätzen an HEART zu ihren ganz großen Tagen erinnert, oder ´Black Sheep´ mit tightem Groove, eine grundsätzlich gegensätzlich Nummer zu ´Hurricane´, ergänzen sich dennoch prächtig. Zehn abwechslungsreiche Tracks mit unterschiedlichen Einflüssen fahren DOROTHY hier auf. Die Tracks sind detailreich aufgebaut, alles andere als 08/15-Kram, trotz einer nicht unerheblichen Massenkompatibilität. Und genau das macht Band wie Album so einzigartig.

Dass die ganze Kiste von dieser außergewöhnlichen Stimme getragen wird, muss ich nicht noch einmal eindringlich erwähnen. Dieses Timbre von Dorothy Martin kann einen schon aus der Fassung bringen. Zwischen Rock und Erotik kommen viele Gefühle auf. Rockige Nummern wie ´Big Life´, ´Beautiful Life´ oder ´Top Of The World´ könnten unterschiedlicher nicht klingen und doch wirkt das im Gesamtkontext perfekt abgerundet. Schauer jagen den Rücken runter, wenn Madame bei ´Rest In Peace´ mit dem Gesang einsetzt! Begnadet.

Die Vielseitigkeit des Albums ist neben der Stimme ein weiterer Pluspunkt. Nix wirkt angestaubt oder gar auf kommerziellen Erfolg getrimmt. ´Gifts From The Holy Ghost´ ist ein modernes Hard Rock-Album einer Band, die ihren Stil gefunden hat und weiß wo ihre Stärken liegen. So schafft man sich eine eigene musikalische Identität. Rock on.

(8,88 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

 

„Er war einsam aber schneller – Unrecht das war sein Gesetz.“ (Otto Walkes, 1973)

Hätte ich mir ja gleich denken können, dass unser JU sich der Magie von DOROTHY nicht entziehen kann und mir bei der Damenwahl dazwischen grätscht. Egal, dann drücke ich meine Tube Senf dazu eben ein paar Tage später aus.

Beim heiligen Geist und dem heiligen Blechle noch dazu! Was für eine Band, was für eine Röhre, was für eine Power, was für eine Story – was für ein Geschenk! Mannmann – wo fange ich nur an, nachdem ihr euch das Teil nach unserem ersten Review nun sofort gekauft und zu Gemüte geführt habt oder immer noch mit euch hadert? Unser Rock- & Röhrenfan JU hat die Vorzüge dieser Dame und ihrer Band bereits trefflichst beschrieben, somit fällt mir lediglich die Aufgabe zu, noch ein paar wissenswerte Details zu liefern, die euch das Ganze noch schmackhafter machen sollen.

Ich zitiere einfach mal meine Holde, die beim ersten Hören sofort das Ass „SHINEDOWN in weiblich“ aus dem Ärmel gezogen hat. Und das ist bei Karin eines der größten Komplimente, wenn es um packenden Rock geht. Ich ziehe sofort meinen Joker STONE SOUR unter der Haarpracht hervor, addiere eine gehörige Portion Southern & Blues und wer nun die Stirn runzelt und die Augen verdreht, versteht – man möge mir verzeihen – von zeitgenössischem, emotional-kraftvollen Rock rein gar nichts. Amen.

Soviel erstmal zu Band, Röhre und Power – kommen wir nun direkt zur Hintergrundstory: Vor drei Jahren musste eine bis dahin wohl recht wilde Band, deren Debüt den wunderbaren Namen ´RockIsDead´ trägt, im Tourbus um das Leben ihres Guitartech fürchten, der eine Überdosis an Irgendwas intus hatte. Es geht die Sage, dass Dorothy Martin und ihre Crew gemeinsam direkt neben ihm anfingen zu beten und er – mehr tot als lebendig – auf wundersame Weise die Rückkehr aus dem Tunnel zum ewigen Licht in irdische Gefilde fand.

Wieviel diese dramatische Geschichte mit Glück oder Glauben zu tun haben mag, bleibt jedem selbst überlassen, denn ich respektiere als Ungläubiger ausdrücklich jegliche Art von Religion oder Spiritualität, die einem selbst hilft und andere Glaubensrichtungen nicht unterjochen will.

Fakt ist jedoch, dass dieses lebensverändernde Ereignis Dorothy regelrecht auf eine Mission geschickt hat, ein triumphales Wunschalbum zu schreiben, dass statt der vorherigen Grundstimmung „Whiskey und Herzschmerz“ diesmal Kraft und Hoffnung ausstrahlen und eine befreiende und heilende Wirkung beim Hörer hervorrufen soll – also praktisch die Umkehr des Sex, Drugs & Rock’n’Roll – Klischees zu „bad Girl gone good“. Hat bei mir akustisch sofort funktioniert, ein Whiskey mundet dazu trotzdem noch und ein bissl „bad Boy“ bleibt auf ewig drin..

DOROTHY haben sich spätestens mit ´Gifts From The Holy Ghost´ in Sachen ehrlichem, fett groovendem Hard & Heavy in die erste Liga der Mädels-mit-Eiern-am-Mikro-Bands zu THE PRETTY RECKLESS hochgespielt und wer darauf steht, ist wahrhaft bereit für den von letzteren propagierten ´Death By Rock’n’Roll´… nein, wir leben lieber weiter und freuen uns auf weitere Outputs von Musikern wie diesen!

Was für kommerziell perfekt ausgearbeitete als auch arschtretende Hits sind bitte das beschwingte ´Beautiful Life´, die saumäßig groovenden ´Big Guns´ und ´Black Sheep´, der teufelsaustreibende Stampfer ´Rest In Peace´, der sämtliche Haarspraybands killende, fette Sleazer ´Top Of The World´ oder das stürmische Rockgewitter ´Hurricane´, das auch wiedererstarkten, gefährlich gut stechenden Skorpionen gut zu Gesicht gestanden hätte?

Ein wenig moderner und chartorientierter gibt sich in der Mitte des Albums eingerahmt das dennoch grandiose ´Close To Me Always´, gar ein wenig funky kommt das regelrecht nach Livedarbietung schreiende ´Touched By Fire´ rüber, ´Made To Die´ tritt so richtig auf’s Gaspedal und der Titelsong beschließt als „mein“ in-Memoriam- HEART-Song einen rund 40-minütigen Rockboliden, wie er nicht geschmeidiger und siegessicherer auf der Straße der harten Gitarren dahinrasen könnte.

Er war einsam aber schneller… doch das Recht war sein Gesetz. Also füge ich JUs gerechtfertigten 8,88 Punkten die fehlenden 0,12 zur glatten 9 hinzu, da Dorothy sich der letztjährig pretty reckless rockenden Taylor nicht im Geringsten geschlagen geben muss.

Rockattacke 2022! Kaufen!

Less Leßmeister

 

 

 

https://www.facebook.com/itsdorothysucka
https://dorothyonfire.com