PlattenkritikenPressfrisch

FANTASTIC NEGRITO – White Jesus Black Problems

~ 2022 (Storefront Records) – Stil: Blues/Rock ~


Der mittlerweile 54-jährige Xavier Amin Dphrepaulezz aka Fantastic Negrito blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Nach einem gescheiterter Vertrag bei einem Majorlabel wandte er sich erst einmal von der Musikindustrie ab. Da er bei einem Autounfall beinahe tödlich verletzt wurde, kann er zwar nicht mehr wie gewohnt die rechte Hand nutzen, dennoch fand er wieder zurück zur Musik und gewann sogar drei Grammy-Awards für das beste zeitgenössische Bluesalbum.

Fantastic Negrito arbeitete zudem mit zahlreichen bekannten Künstlern zusammen und trat auf den großen Festivals auf, doch in den vergangenen Jahren beschäftigte er sich nur mit seiner eigenen Vergangenheit, seinen Vorfahren, und schrieb auf dieser Grundlage 50 Songs, von denen es 13 auf ´White Jesus Black Problems´ geschafft haben.

Seine Vergangenheit lässt ihn nicht mehr ruhen, denn er ist der Nachfahre von einer weißen Dienstmagd aus Schottland und einem versklavten Schwarzen. Ihre Liebe oder Heirat war natürlich gesetzeswidrig. Doch Menschen, die menschenverachtende Gesetze erlassen, gibt es auch noch heute.

Fantastic Negrito beschäftigt sich daher auf seinen neuen Kompositionen mit Rassismus und Kapitalismus, aber auch mit dem Gewicht von Freiheit an sich. Sein mörderischer Rock’n’Roll, mit Funk und R&B-Groove, rollt daher die Geschichte und den Lebenskampf seiner Vorfahren auf. Der Hörer erlebt den Delta-Blues im Kampf mit afrikanischen Rhythmen, er spürt den Rock, wenn er zur Soulhymne emporsteigt. Das ist amerikanischer und afrikanischer Blues samt Gospel und Rock auf einem Album. Daher könnte das gesamte Werk chaotisch enden, wenn hier und da sogar Anklänge an etwa Prince, RED HOT CHILI PEPPERS oder Jack White auftauchen, einmal lässt er sogar den heavy Birmingham-Sound erklingen, während die Gesangseinsätze eher von James Brown stammen könnten, doch Fantastic Negrito schafft es, alle ehrgeizigen Ansätze zusammenzuhalten. Gewöhnlicher Blues ist schlicht und einfach anderorts zu finden.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/fantasticnegrito


Pic: Bryan C. Simmons