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SEASICK STEVE – A Trip A Stumble A Fall Down On Your Knees

~ 2024 (So Recordings) – Stil: Rock / Blues Rock ~ 


Irgendwo zwischen Country und CCR bewegt sich Seasick Steve à la Steven Gene Wold auf dem Opener ´Move To The Country´. Wer ist dieser seasicke Typ? Mit einer dreisaitigen, selbstgebauten Gitarre und einem zufälligen Auftritt wurde Seasick Steve vor knapp 20 Jahren überraschend in den UK zum Star. Seasick Steve hat seitdem fast zwei Millionen Platten verkauft und es geschafft, drei Top-Ten-Alben in den offiziellen britischen Albumcharts zu platzieren. 

Seine Vergangenheit in den USA, zunächst von Gefängnisaufenthalten und einem Leben als Hobo geprägt und dann als Tontechniker aktiv ist schillernd. Nach einem Herzinfarkt ist er seit über 20 Jahren Wahl-Norweger. Es hat sich für das Marketing angeboten, seine Story immer wieder zu erzählen, sie ist aber auch interessant. Und wenn man ihn sieht und hört, weiß man, dass er ein wirkliches Unikat ist. Mit seinen selbstgebauten Instrumenten und seinem ureigenen Charisma trat er in den letzten Jahrzehnten auf großen Festivals meist mit spartanischer Besetzung auf. Hier auf seiner neuen Platte gönnt er sich auch mal Bläser und Chorsängerinnen, ohne vom bewährten sparsamen Kurs abzuweichen. 

Seine Stimme ist robust und gleichzeitig klingt sie erstaunlicherweise noch sehr jugendlich für einen inzwischen 73-jährigen (ein paar andere Quellen zählen noch zehn Jahre obendrauf). Das Gitarrenspiel ist wie auf ´San Francisco Sound ’67´ sehr ursprünglich und trotzdem von einer gewissen Virtuosität durchdrungen. 

Das gefühlsvolle ´A Trip And A Stumble (For Leya)´ im Sprechgesang zeigt die Intimität seiner Musik auf. Das schleichend kommende ´This Way´ bahnt seinen Weg ins Gehirn des Konsumenten. Das ist auf den ersten Höreindruck unspektakulär, aber Seasick Steve hat einfach die Musik im Blut. ´Backbone Slip´ wäre auch ein ordentlicher ZZ TOP-Titel. ´Let The Music Talk´ integriert Hard Rock und hat den richtigen Songtitel. Ein Song wie ´You Don’t Know´ hat auch eine gewisse „Indie-Tauglichkeit“. Beweisen muss Seasick Steve niemanden nichts mehr. Den hohen Standard hält er locker über alle zwölf Songs hinweg durch bis zum knackigen ´Soul Food´ und der abschließenden schönen Ballade ´Elisabeth´.

Man hört ihm einfach gerne zu, er generiert automatisch die ganze Aufmerksamkeit und er hat wirklich hörbar mehr „Street Credibility“ als viele seiner müde gewordenen US-amerikanischen Songwriter-Kollegen. Cooler Typ und guter Tipp.

(8,25 Punkte)

 

https://www.facebook.com/seasicksteve