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RIFFLORD – 39 Serpent Power

~ 2024 (Ripple Music) – Stil: Sludge Thrash ~


Komischer Albumtitel. Nach ´26 Mean And Heavy´ und ´7 Cremation Ground / Meditation´ nun also ´39 Serpent Power´. Was will uns die Band aus South Dakota / USA damit sagen? Was für Musik will sie uns eigentlich präsentieren? Ich kenne die Kapelle gar nicht. Wie ich soviele nicht mehr kenne. Das Label ist ein entscheidender Aspekt dafür, dass ich mich mit ihr beschäftige. Denn „Ripple Music“ steht für Qualität.

Und so ist mir die Unschuld in Sachen RIFFLORD genommen, wobei mir die Musik durchaus vertraut ist, stilistisch. Ein schwarzdunkelbuntes Gemenge aus räudigem Streetrock’n’roll, ganz frühem Blackmetal altenglischer Prägung, Protothrash aus der Bay Area, klassischen Doomelementen und wuchtig brummendem Stoner / Heavy Rock mit Spacerockanleihen trifft auf meine Ohren. Nicht untypisch für das Label und absolut geil. Einmal, weil die Musik so erdig, urwüchsig und leidenschaftlich ist, dann wegen der absolut heftig wild grimmigen und lustvoll entfesselten Darbietung und am Ende weil RIFFMASTER hier packende Songs geschrieben haben.

Zart mischen sich Keyboards hier und da in die wie entfesselt wirkenden, aufgewühlten Gitarrenorgien. Riffs ohne Ende, das passt zu dem Bandnamen. Der war mir anfangs zwar ein wenig zu generisch, aber da hab ich mich getäuscht. Auch wenn sie mit Elementen spielen, die derartig benannte Truppen gerne mit sich bringen, sie zeigen auch wieder, dass diese Sparte Heavy Rockmusik noch lebt und gute Ideen zu bieten hat.

Bei ´LM 38´ finden sich Orgeln inmitten der Gitarrenkakophonien, am Ende gibt es eine eher klassische Heavy Metal-Passage mit machtvollem Gitarrensolo, das Dir die Haut vom Gesicht pellt. Anderswo regiert der Doom, nur noch verzerrter, gestörter und schmutzig verdorbener. Kann Doom sexy? ´Grim Creeper´ zeigt, dass er es kann. Und mitten in das Gekrieche und Gewoge schleicht sich mit feinem Solo garniert ein erdiger Rock’n’Roll Part.

Diese Musik ist so wunderbar eigenartig und einzigartig. Kaputt wie New Orleans schon vor Katrina, magisch wie die Kunst elektrischer Zauberer und giftig wie nordenglische Schlangenbisse. Wenn dann noch flotte Momente in bester altenglischer Crustpunkmanier dazwischen stinken und melodische Riffs auftauchen, die eigentlich zu den besten hardrockenden 70er Helden passen würden, ist es um Dich als offenherzigen Fan von Heavy Sounds geschehen.

Ich habe selten so natürlichen und irgendwie klassischen, dabei dann aber frischen und mitreißenden Stoff aus der Ecke auf dem Teller gehabt. Auch hier gilt die Devise der runtergekurbelten Seitenscheibe, egal ob Opel Adam (gelbe Knutschkugel mit schwarzem Dach) oder Pontiac Firebird, Ford Mustang, Corvette Stingray.

Besessene Burg – und Torwächter mögen diesem faszinierenden Schmutz hier niemals die Treue schwören, dafür könnten Freidenker und Hipsterkids wiederum Hand in Hand beim „Freak Valley2 vor der Bühne stehen und die Band feiern. Gigantisch muss das hier live sein. Ich liebe solchen Heavy Rock.

Und gerade die flotteren Momente wirken so richtig entfesselt und leicht chaotisch. Am Ende machen RIFFLORD es kaum anders als ihre stilistischen Vorväter, aber sie haben das gewissen etwas. Lasst Euch zermalmen.

(8,5 Punkte)

 

https://facebook.com/rifflordusa/


(VÖ: 21.06.2024)