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COLIN HAY – Now And The Evermore

~ 2022 (Compass/Bertus) – Stil: Pop Rock ~


MEN AT WORK, ´Down Under´, das kennt jede/jeder, der schon graue Haare oder keine Haare mehr hat. Die 1978 gegründete australische Band hatte gleich mit ihrem Debütalbum ´Business As Usual´ 1981 diesen Smash-Hit. Eine ironische Hymne auf die australische Heimat. Wobei Colin ähnlich wie die AC/DC‘ schen Young-Brüder in Schottland geboren wurde und erst mit 14 Jahren nach „down under“ mit seiner Familie auswanderte. Egal, das Debüt verkaufte sich alleine in den USA zig-millionenfach. ´Who Can It Be Now?´ war ein weiterer Riesenhit, bei dem die Erinnerungsklingeln laut schellen. Dann war der Ruhm schnell vorbei und die Band löste sich 1985 lieber auf.

Nun 41 Jahre später lebt Sänger Colin Hay schon länger in Kalifornien und veröffentlicht ein neues Solo-Album. Den Nachfolger des letztjährigen Cover-Albums, wo er alten Helden wie THE BEATLES, THE KINKS, THE FACES oder BLIND FAITH, alle britischer Herkunft, seine Hommage erwies.

Und ja, doch, die Stimme kommt mir bei ´Now And The Evermore´, Song Nr. 1 und Titelsong, immer noch bekannt vor. Entspannter, etwas melancholischer und altbackener Rock mit Pop-Appeal und etwas THE BEATLES-Charme. Das habe ich allerdings so rausgehört, bevor ich las, dass Ringo Starr hier auf dem Song mitspielt.

Es soll eine Art „Alterswerk“ sein, aber ohne Bitterkeit oder Abschiedsstimmung. Eher eine Hommage an das Leben und die Liebe. ´Love Is Everywhere´ heißt deshalb auch gleich Titel Nr. 2. Von Leichtigkeit geprägt und mit kommerziellem Profil. Opulent mit Streichern und Chor inszeniert. ´Into The Bright Lights´ nimmt dann an Geschwindigkeit ab und an Sanftheit zu. Das klingt auch deutlich mehr nach der neuen kalifornischen Wahlheimat als nach Australien oder Schottland. Mehr Songwriter und Crooner als Pop-Rocker. Vielleicht klingt das einigen zu sehr nach Ruhestand. ´The Sea Of Always´ hat wieder mehr Pep und Dynamik. ´Starfish And Unicorns´ kommt wieder mit viel Herzschmerz und Chören. ´Undertow´ ist einfach schön mit Streichern und bluesiger Gitarre. Das höre ich gerne gleich noch einmal an. Dann wird es etwas countrylastig. ´A Man Without A Name´ ist zum Schluss clever instrumentiert und ein weiterer Ohrwurm.

Der Mann singt gut, die Musik ist zeitlos oder Opa-Musik von gestern – je nach Geschmack. Das ist kein Klassiker, aber sehr professionell im positiven Sinne. Die richtige Musik um den Alltagsstress hinter sich zu lassen und das Hirn einmal nicht mit überlauten Gitarren lahmzulegen.

(7 Punkte)


(VÖ: 15.4.2022)