PlattenkritikenPressfrisch

THE BEATLES – Let It Be

~ 1970/2021 (Apple Corps Ltd./Capitol/Universal Music) – Stil: Rock ~


Einen Monat nach ihrer endgültigen Auflösung erschien am 8. Mai 1970 das zwölfte und letzte Studioalbum der BEATLES. Paul McCartney hatte dereinst schlussendlich erklärt, die Band existiere nicht mehr. Doch nach seinen jüngsten Äußerungen trug vielmehr John Lennon die alleinige Schuld an der Trennung, der die Gruppe unbedingt verlassen wollte.

Das finale Werk der BEATLES wurde jedenfalls 1970 im Einklang mit dem gleichnamigen Film veröffentlicht. Die entsprechenden Kompositionen gehen auf die Proben von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr im Januar 1969 in den „Twickenham Film Studios“ zurück. Denn am 2. Januar 1969 startete der Versuch, die BEATLES nochmals zu aktivieren, und in einem geplanten Dokumentarfilm von US-Regisseur Michael Lindsay-Hogg ihre Rückkehr auf die Bühnen der Welt zu beleuchten. Doch der erste Versuch scheiterte und George Harrison entfernte sich kurzfristig von den einstigen Pilzköpfen, um erst wieder in den eigenen „Apple Studios“ anzutreten. Insgesamt 21 Tage hatten Kameras und Tonbandgeräte beinahe jede Minute aus den beiden Studios festgehalten, live und ungeschminkt.

Es folgte ihr berühmtes, öffentliches Konzert auf dem Dach der Büros von Apple Corps, das um die Mittagszeit das Londoner West End zum Erliegen brachte, und erste Ideen, das Werk unter dem Titel ´Get Back´ zu veröffentlichen. John Lennon verzog sich allerdings erst einmal und der Rest vollendete nur die Songs ´Let It Be´ und ´I Me Mine´. Das gesamte, von Toningenieur Glyn Johns festgehaltene Material wurde daher erst einmal zurückgestellt. Drei Wochen später widmeten sie sich bereits ihrem legendären Werk ´Abbey Road´. Dem US-amerikanischen Produzenten Phil Spector übertrug kurze Zeit später John Lennon die Aufgabe, das Material zu sichten und zusammenzustellen, das unter dem finalen Albumtitel ´Let It Be´ erscheinen sollte. Dass Phil Spector vier Songs mit Orchester- und Chor-Overdubs versehen hatte, veranlasste Paul McCartney im Jahr 2003, ´Let It Be… Naked´ zur Veröffentlichung freizugeben.

2021 erscheint eine neue Special Edition von ´Let It Be´, ganz in der Tradition der Anniversary Editions von ´Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band´ (2017), ´The BEATLES (White Album)´ (2018) und ´Abbey Road´ (2019). Neu abgemischt von Produzent Giles Martin und Toningenieur Sam Okell kann ´Let It Be´ nunmehr in Stereo, 5.1 Surround DTS und Dolby Atmos genossen werden. Der neue Stereomix orientiert sich dabei an Phil Spectors “reproduced for disc”-Version und den originalen 8-Spurbändern der Studiosessions.

Die Doppel-CD kommt im Digipak mit 40-seitigem Booklet, dem neuen Stereomix und 13 unveröffentlichten Outtake-Highlights. Die Standard-LP kommt auf 180g, Half-Speed gemastert. Die Super Deluxe mit 5-CDs und Blu-Ray-Audio hat weitere 14 Outtakes, 27 Studiojams, einen neu gemasterten, unveröffentlichten ´Get Back´-LP-Mix von Glyn Johns aus dem Jahr 1969, sowie eine Vier-Track-´Let It Be´-EP und ein 105-seitiges Hardcover-Buch anzubieten. Obwohl die BEATLES bei den Sessions ungefähr 400 verschiedene Songs anspielten, ist der Output bei der aktuellen Wiederveröffentlichung, die zum 50. Jubiläum ohnehin ein Jahr zu spät erscheint, in Form der Bonusse nicht gerade übermächtig. Eine verschenkte Gelegenheit ist zudem, das Konzert auf dem Dach der Studios mit nur einem Audio-Song zu berücksichtigen.

Dass die, unter dem Namen ´Get Back´-Sessions in die Historie eingegangenen Aufnahmeprozesse trotz aller Machtkämpfe und Eifersüchteleien dennoch zu einem harmonischen Ende führten, wird Peter Jackson in seiner dreiteiligen Dokumentation „The Beatles: Get back“ in diesen Tagen auf der Leinwand erzählen. Dass ´Let It Be´ nur einen halben Stern hinter den übermächtigen Sternstunden wie etwa ´Abbey Road´ oder ´Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band´ hinterherhinkt, lässt diese Songkollektion schon seit 50 Jahren kaum weniger strahlen.

https://www.facebook.com/thebeatles