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VANEXA – The Last In Black

2021 (Black Widow Records) – Stil: Heavy Metal ~


Fünf Jahre nach dem letzten Album ´Too Heavy To Fly´ hat die italienische Heavy Metal Institution VANEXA sich zu einem neuen Donnerschlag aufgerafft, diesmal unter der Flagge des wunderbaren „Black Widow Records“-Labels aus Genua.

Und geboten wird schlicht und einfach HEAVY METAL, so heißblütig und reinen Geistes, als wäre 1982 erst ein Wimpernschlag her. Es fallen mir im Vorfeld die geradlinigen Kompositionen auf, welche trotzdem der Spielfreude der beteiligten Musiker alle nur erdenklichen Freiheiten lassen, währenddessen das Klangbild die Gruppe in all ihrer Pracht als große spielerische Macht präsentiert. Die Songs sind kompakt und gut arrangiert, die Riffs und Läufe zwar verspielt und voll kleiner Schnörkel, jedoch immer im Rahmen des Songs an sich einprägsam gehalten.

Neben den kantigen Kraftrockern finden sich auch zauberhaft schöne Metalballaden, die sich vor gut 30 Jahren hervorragend auf diesen kitschigen ´Metal Ballads´-Samplern gemacht hätten, die sich bei allem ergreifenden Pomp aber auch gerne um die Ecke in Richtung kauzigen Heavy Metal entwickeln und geheimnisvoll wirkende Gitarrenmelodien offenbaren. Ein spannendes Wechselspiel aus überbordender Hymnenhaftigkeit und tiefer Mystik findet vor den Ohren der gefesselten Zuhörer statt.

Wie ist denn hier das Klangbild? Der Sound an sich? Tatsächlich werden nur so viele Effekte benutzt, wie es sich für eine Heavy Metal-Platte gehört. Man kann, wenn man sich damit auskennt, sogar die benutzten Verstärker heraushören. Das Schlagzeug peitscht und tost aus den Boxen, dass jeder Beckenschlag die Seele vibrieren lässt und die Musik strahlt eine heuer selten gekannte Lebendigkeit aus. Ich kenne da einen lieben Menschen und Macher in der Szene, nennen wir ihn mal einen Helene-Fischer-Pappfigur-Träger, dem solch ein Stoff allein vom Sound her schon bestens gefallen dürfte. Auch bei den Gitarren wird die Wucht und Schwere mehr durch das Spiel, als denn durch den Grad der Verzerrung erwirkt.

Lustvoll werden die Sechssaiter hier gespielt, geschlagen, gestreichelt, liebkost, dann wieder wild geschwungen wie Streitäxte im Kampf. Die gebotenen Riffs und Melodien pendeln zwischen erhabener Größe und liebenswerter Bodenständigkeit. Den Sänger finde ich gut mit seiner kräftigen, hellen, aber eher mittel – bis dreiviertelhohen Stimme, die sich an den klassischen Hardrockern wie Klaus Meine, John Lawton, Bernie Shaw, Dave Meniketti oder Gary Barden orientiert, einen eigenen Stimmfall besitzt und bei etwas mehr Publicity für die Band sicher alsbald mit den oben genannten Helden in einem Atemzug genannt wird.

Welches sind denn die besten Songs? Gibt es Anspieltipps? Diverse davon gibt es: ´Dr. Strange´ ist solch ein Anspieltipp, ein schöner straighter Heavy Metal-Song mit eingängigem, aber gehaltvollem Refrain, vielen schönen Gitarrenläufen und geilen, furiosen Soli. Dann das extrem lange ´Armless´, mit vielen orientalisch mystisch anmutenden Gitarrenmelodien und langen Instrumentalparts, wo gut und gerne soliert wird oder der ebenfalls längere Song ´Earthquake´, welcher die verspielte und fast jammige Seite der Band präsentiert. Die Italiener verstehen es zudem Harmonien und Gesangslinien aufzubauen, die so ergreifend sind, dass man sich förmlich hineinlegen möchte.

VANEXA beharren allerdings auf den festgeschriebenen Strukturen, Abläufen, äußeren Details eines „klassisch“ zu nennenden Heavy Metal-Songs und so wird man den Innovationspreis sicher anderen Künstlern verleihen können. Aber das ist wahrlich ein Vorteil, denn so spielen sie sich an allen kommenden und gehenden Trends vorbei und erschaffen geile Musik, bei der man sich als Hörer und Fan eben wohlfühlt, weil sie erfrischend und gleichzeitig vertraut wirkt. Ich habe wenige neue Heavy Metal-Platten gehört, die dermaßen unkauzig, straight und kräftig, klassisch rockend und seelenerfrischend zugleich sind. NIGHT aus Schweden können das auch besonders gut.

Für solch ein kleines Meisterwerk des Heavy Metal der Marke 1983 allerspätestens darf das dann auch schon mal 9 Punkte geben. 8,5 davon reine Qualität, ein halber für die Authentizität.