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JOHN COLTRANE – Another Side Of John Coltrane

~ 2021 (Craft Recordings/Universal Music) – Stil: Jazz ~


1957 veröffentlicht John Coltrane seine Debüt-Scheibe als Solo-Künstler. Er wird – und ist bis zum heutigen Tag – einer der einflussreichsten Saxofonisten. Frühe Meilensteine wie ´Lush Life´, ´Soultrane´ (beide aus 1958) und ´Giant Steps´ (1960) sowie spätere Erfolgsalben wie  ´A Love Supreme´ (1965) und ´Ascension´ (1966) schreiben Musikgeschichte. Von der Afrikanischen Orthodoxen Kirche wird John Coltrane sogar heiliggesprochen.

Doch bevor John Coltrane die Jazz-Welt als Band-Leader mit seiner Musik in Aufruhr versetzt, steht der Komponist bereits als Saxofonist vielen Kollegen hilfreich zur Seite. In diesen Jahren vor 1957 entwickelt sich sein Stil, der heutzutage so innig geliebt wird.

Das neue Werk ´Another Side Of John Coltrane´ legt sein Augenmerk auf Sessions, an denen er hauptsächlich in den Jahren 1956 und 1957 beteiligt ist. Es enthält elf Sessions, bei denen Miles Davis, Thelonious Monk, Sonny Rollins, Red Garland, Tadd Dameron und Art Taylor die Bandleader geben, die Vinyl-Ausgabe sogar zwei Bonus-Stücke: ´Nutty´ (von Thelonious Monk mit John Coltrane) und ´Birks‘ Works´ (vom THE RED GARLAND QUINTET mit John Coltrane und Donald Byrd). Mit Liner-Notes des preisgekrönten Autors Doug Ramsey, einer Produktion von Nick Phillips, einem Vinyl-Schnitt von Clint Holley sowie von Toningenieur Paul Blakemore frisch gemastert, führt vor allem am 2-LP-Set kein Weg vorbei.

Die Kompilation beginnt mit der einzig bekannten gemeinsamen Aufnahme der Saxofonisten Sonny Rollins und John Coltrane. Das SONNY ROLLINS QUARTET spielt 1956 mit ihm ´Tenor Madness´. Miles Davis and THE MODERN JAZZ GIANTS zelebrieren 1956 ´Round Midnight´, einer ursprünglich auf ´Miles Davis And The Modern Jazz Giants´ erschienenen Aufnahme. Auch hier zeigt sich John Coltranes Solo bereits mit dem bald so unwiderstehlich einsetzenden Nachdruck.

Große Augen macht der Kenner bei ´Oleo´ des MILES DAVIS QUINTET. Denn mit einem Anruf von Miles Davis ändert sich 1955 das Leben von John Coltrane schlagartig. Er spielt in dessen frisch gegründeter Band zusammen mit Red Garland, Paul Chambers sowie Philly Joe Jones und erlangt seinen eigenen Durchbruch. ´Oleo´ selbst wird 1956 mit Miles Davis (Trompete), John Coltrane (Tenorsaxophon), Red Garland (Klavier), Paul Chambers (Bass) und Philly Joe Jones (Schlagzeug) aufgenommen. Coltranes Wechselspiel mit dem Bass schreibt dabei Geschichte. Aus dem selben Jahr und von der selben Besetzung stammt zudem das ebenfalls vorliegende ´Airegin´.

Neben den Höhepunkten mit Miles Davis liegt das Interesse außerdem bei der Zusammenarbeit mit Thelonious Monk. Trotz der wenigen Sessions des Pianisten und des Saxofonisten gehören diese aus 1957 zu den äußerst bewunderten Sammlungen. Bei der Ballade ´Monk’s Mood´ werden beide vom Bassisten Wilbur Ware begleitet, bei Thelonious Monks Musterstück ´Epistrophy´ von Wilbur Ware (Bass), Ray Copeland (Trompete), Gigi Gryce (Altsaxophon), Art Blakey (Schlagzeug) und Coleman Hawkins (Tenorsaxophon).

Gemeinsam mit Schlagzeuger Art Taylor spielt John Coltrane 1957 auf dem Stück ´C.T.A.´, im selben Jahr mit dem Pianisten/Komponisten Tadd Dameron auf ´Soultrane´ aus dem Werk ´Mating Call´, sowie mit Pianist Red Garland auf ´Billie’s Bounce´. Zu guter Letzt ertönt die 1961er Aufnahme von ´Someday My Prince Will Come´ mit Miles Davis, ein Song aus dem Walt-Disney-Zeichentrickfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Sei also nicht überrascht, so Doug Ramsey in seinen Ausführungen, eines Tages im Supermarkt die bezaubernde lyrische Passage zu Beginn von Coltranes Solo von einem Mitkäufer singen zu hören.

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