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GRAVE MIASMA – Abyss Of Wrathful Deities

~ 2021 (Sepulchral Voice) – Stil: Death Metal ~


Es liegen nun bereits fünf Jahre hinter der letzten GRAVE MIASMA EP `Endless Pilgrimage` und es sind sogar acht Jahre seit ihrem letzten Album, dem ebenfalls exzellenten `Odori Sepulcrorum`, vergangen. Neben Bands wie DEAD CONGREGATION, GHASTLY oder KRYPTS zählen die Briten zweifellos zu den mächtigsten und substanzielleren Death Metal Acts außerhalb der USA und wie einige andere auch, die in den frühen 2000er Jahren aufgestiegen sind, beschritten sie mit ihrem Sound einen trüben und höhlenartigen Pfad, der Atmosphäre und Dichte ebenso betonte wie das allmächtige Riff.

Seit ihrem letzten Release hat die Band ihren Sound nun ganz offensichtlich etwas weiter geöffnet, um eine stärkere Betonung auf die Riffs zu ermöglichen und sie nutzt diese neu gewonnene Klarheit, um eine wirbelnde und dunkle Klanglandschaft zu erschaffen, die in ihrem Handwerk nun deutlich methodischer wirkt – jedoch nach wie vor jenseitig und fesselnd.

 

 

`Abyss Of Wrathful Deities` stellt insofern eine Verfeinerung dar, bei der die Elemente des Sounds neu identifiziert werden, es gibt allerdings nach wie vor einen gehörigen Anteil an Atmosphäre, der an die frühen Beschwörungsformeln erinnert. Die schiere Anzahl der Riffs ist wahrscheinlich das, worauf man sich beim Anhören als erstes konzentriert, aber vor allem die Verschiebung des Gesangsansatzes im Vergleich zu den früheren Veröffentlichungen ist unverkennbar.

Es sind höhere, kratzigere Schreie, die nun dominieren und eben kein leises Knurren mehr und alles ist in eine beträchtliche Menge an Stimmverzerrungen gehüllt. Die manischen und raumfüllenden Momente vom Vorgängerwerk `Odori Sepulcrorum` beispielsweise haben mir jedoch deutlich mehr zugesagt.

Die Songs haben jedoch immer noch Ebbe und Flut, was die Atmosphäre auf ein dickes und raumfüllendes Niveau bringt und die Art und Weise, wie sich die Gitarren und der Bass um das rhythmische Fundament biegen und drehen, erweist sich immer noch als durchaus überzeugend.

Die größte Stärke von GRAVE MIASMA war bislang, eine rituelle und tollwütige Ausformung des Death Metal mit dem wirbelnden, technischen Rand U.S.-amerikanischer Bands, wie etwa MORBID ANGEL, zu verschmelzen. Mit einer Mischung aus weitläufigen, atmosphärischen Passagen, die nach wie vor dunkel und guttural sind, sowie schnelleren und technisch versierteren Abschnitten, gelingt die Gratwanderung den drei Engländern nun durchaus gut.

`Abyss Of Wrathful Deities` fühlt sich so an, als würde man in ein verbotenes Ritual eindringen – eine jenseitige Sammlung roher Emotionen und Triebe, die sich nun in musikalischer Form manifestiert haben.

(7,5 Punkte)

facebook.com/gravemiasma