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WITCH VOMIT – Funeral Sanctum

~ 2024 (20 Buck Spin) – Stil: Death Metal ~


Das amerikanische Label „20 Buck Spin“, nach einem Song der Doomlegende PENTAGRAM benannt, war mir in den letzten Jahren mit enorm viel Deathmetal aufgefallen, u.a. die aktuell beliebten TOMB MOLD oder CEREBRAL ROT und FETID, sehr hochgeschätzte neue Krawallbürsten, die den Spirit der frühen 90er erfrischt zurück an die Ohren der Deathmetal-Community bringen.

WITCH VOMIT passen da schon aufgrund ihres ekeligen und doch lustigen Namens, ich liebe die Übersetzung als „Hexenkotze“, hervorragend ins Bild. Und die Musik tut ihr Übriges dazu. Catchy Melodien auf rasanten, verspielten Riffs, extrem tief grollende Kotzevocals, Passagenwechsel zwischen eruptivem Grind, wogenden Momenten und epischen Schwelgereien in einer Matsche aus Gedärm, Blut und Kotze. Das stinkt nach Gammel und Verwesung. Eine herrliche Abscheulichkeit, wäre da nicht der Hang zu diesen wilden Melodien, welche nicht aus dem extremen Goredeathmetal stammen. Es soll eine Lobpreisung werden, da auf diesem Wege durch die häufig eingesetzten Gitarrenharmonien eine gewisse bleibende Wirkung erzielt wird. Die besten Deathmetal-Hymnen waren schon immer catchy. Das soll bei WITCH VOMIT bestehen bleiben.

Klar, der Stil an sich, das Genre, da gibt es wohl kaum noch Innovationen rauszuholen, ohne den Geist der Musik komplett zu vernichten. Da ist alles ausgelotet. Und WITCH VOMIT halten sich nur zu gerne an die Spielregeln.

 

 

Und spielen können sie, was man bei all dem tosenden Donner und wildem Gematsche durchaus noch wahrnimmt. In den Riffs kommen die Finessen und die Virtuosität der Gitarrenfraktion zur Geltung. Das Einwerfen von Melodiebögen in die kräftig Schlitzenden und sägenden Akkordfolgen mit spannenden Laufrichtungen schenkt ihnen ihre Ewigkeit. Die Soli explodieren of förmlich in diese Szenerie hinein. Bei aller Liebe zur Melodie und zu eingängiger Raserei, ist der Gesamtklang immer noch schön infernalisch.

Die Scheibe macht Laune, gerade weil sie zuweilen die typisch morbide Deathmetalstimmung vermeidet und stattdessen den klassischen Thrash auf die Bühne bittet. So geschehen im höllisch rasanten dritten Song ´Blood Of Abomination´. Das sind so wunderbare atmosphärische Kontraste. Das Gematsche mit Grindcoreattitüde und chaotischem Ausdruck kommt aber nicht zu kurz. Sogar deathdoomige epische Momente und schmachtend kranke Melodieläufe finden sich. Als Beispiel sei ´Serpentine Shadows´ genannt. Mal langsam und majestätisch, mal rasant und extrem heavy.

Hören muss man dieses Album öfter, dann entdeckt man seine volle Pracht. Die Gitarren sind schon komplexer aufgebaut als bei den Vorbildern zwischen 1988 und 1992. Und die Kontraste zwischen Melodic Deathmetal, ja beinahe schon Blackmetal, Goredeathmetal, Grindcore, Deathdoom und Thrasheinlagen könnten überfordern. Wenn man sich denn nicht einfach auf die Kraft des Albums einlassen will.

Hätte ich mir vor 30 Jahren gekauft, könnte mir auch 2024 passieren.

(8,5 Punkte)

 

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Pic: Kendra Farber
(VÖ: 5.04.2024)