PlattenkritikenPressfrisch

INHUMAN – Inhuman

~ 2021 (Independent) – Stil: Symphonic Death/Gothic Metal ~


Mmmmh, lecker Fläschlein selbstgefertigten Absinth auf dem Cover? Dann schauen bzw. hören wir doch mal genauer hin und stellen erfreut fest: Die Erben von „TTT“ sind bereit.

Zu den Titeln, Thesen und Temperamenten meiner ehemaligen, persönlichen Alltime-Gothic-Big-Three THEATRE OF TRAGEDY, TRAIL OF TEARS und TRISTANIA gesellt sich nun würdig das „I“ der Belgier INHUMAN, die das Spiel von „Beauty-and-the-Beast“ endlich mal wieder auf den Punkt bringen: Böse Growls konkurrieren mit starker Sängerin und elegischen Gitarrenmelodien, donnernden Drums, Klavier und Streichern – jedoch liefern INHUMAN dazu im Gegensatz vieler Genre-Weichspüler das kräftige Maß an Härte.

Da ist keine Sekunde Schlagerpower, die nach Airplay schielt, sondern es herrscht die gute, alte, nordische Düsternis vor. Recht so. SARCASM SYNDROME haben 2019 – wenn auch stilistisch anders einzuordnen – sehr individuell bewiesen, dass man solche Stimmungen südlich Skandinaviens noch kreieren kann und auch INHUMAN entwickeln dabei ihren eigenen Charakter.

 

 

In der gotischen Anderswelt war ´Annwyn, Beneath The Waves´ ein Album der legendären Amis FAITH AND THE MUSE, in der gotischen Metalwelt war ANWYNN (möge sie ihren Frieden in der keltischen „Otherworld“ finden) der Vorgänger von INHUMAN, die nun unter diesem neuen Namen sozusagen ihr zweites Debüt nach 2012 (´Forbidden Songs´) veröffentlichen. Zum Gitarristenduo Eerik & Romain, Drummer Yuki, Basser Julien, Keyboarderin Astrid und Frontfrau Eline – die in dieser Besetzung schon alle bei ANWYNN zusammengefunden hatten – gesellt sich am Mikro Dietwin dazu und INHUMAN sind damit bereit, neue lyrische Themen und musikalische Ausrichtung zu verwirklichen.

Besonders gut gefallen mir Elines und Dietwins Ausdrucksweise, die neben dem klaren Gesang und Growls auch leidenschaftlichen Sprechgesang von beiden erlaubt. Der sinfonische Teil beschränkt sich neben stimmungsvoller Theatralik à la DEVIL DOLL oder VITAM AETERNAM während den Songs wie bei DIMMU BORGIR auf zielsicher gesetzte, epische Akzente statt die mächtige Riffpower, Doublebasseinsätze und Blastbeats durch kitschiges Keyboardgeklimper zu verwässern.

Meine persönlichen Highlights sind das große Drama von ´Clockwork In The Past´, der abwechslungsreiche, ungewöhnliche und kompromisslose Songaufbau von ´The Day I Died´, das sich mit Gänsehautstimmungen und derber Härte zu einem cineastischen Finale auswächst, die doomige RAMMSTEIN-Riffwalze ´Unbearably Human´, die zu den kompositorischen Höhepunkten der Eingangs erwähnten Triple-Ts zählen könnte, der gesungene Wahnsinn bei ´For The Life Of Me´ und der pure Bombast von ´Casus Belli´. Und immer wieder diese hervorragenden Gitarrenthemen vor brachialer Rhythmik.

Für mich ein absolutes Highlight eines Genres, dass dank solcher neuen Impulse noch lange nicht tot ist und mit INHUMAN ein gewaltiges Bollwerk gegen die Verschlagerung des todessehnsüchtigen, sinfonischen Gothic Metal gewonnen hat. „TTT“ is gone or in hiding, welcome „I“!

 

facebook.com/InHuman.metal

inhumanmetal.com