MeilensteineVergessene Juwelen

WARRIOR – Fighting For The Earth

~ 1985 (10 Records) – Stil: Heavy Metal/US Metal ~


Es gibt Alben, die begleiten mich schon seit Jahrzehnten (das sind schon einige), ohne dass sie mir langweilig werden oder ich sie vergesse. Dazu gehört dieses unschlagbare Argument in Sachen Heavy Metal, die mächtigen WARRIOR.

Um die Band und die Produktion des ersten Albums ranken sich viele Geschichten und Gerüchte. Die Produktion von ´Fighting For The Earth´ hätte die Plattenfirma 300.000 Dollar gekostet. Selbst wenn dem so wäre, so wäre das sehr gut investiertes Geld für einen absoluten Klassiker des US Metal, der die 36 Jahre seit seiner Produktion lässig überstanden hat und immer noch ein Referenzwerk für glasklares Power Metal-Machotum im positiven Sinne und vorbildliches Songwriting ist.

Schon der titelgebende Opener lässt einen sprachlos zurück. So viel Abwechslung, Power und Melodie in einem Song und trotzdem bleibt er einem in den für die Musikspeicherung zuständigen Gehirnbereichen haften. Das liegt auch am gewaltigen und originellen Sänger namens Parramore McCarty. Gerüchteweise konnte er live nicht die hervorragende Studioleistung bestätigen. Ich habe ihn und WARRIOR live nie gesehen, nur Ausschnitte vom ´Bang Your Head´-Festival´ 2009 und 2014 beim ´Keep It True´-Festival, das allerdings mit Sean Peck am Mikrofon stattfand. Irre cool waren 2014 auf alle Fälle die Gitarreros. Ich bin aber froh, dass ich 2014 nicht da war, sonst hätte ich den Absturz einer meiner weiteren absoluten Lieblingsbands, den genialen HEXX, miterleben müssen. Neben Parramore sind auf dem Titelsong auch die messerscharfen Gitarren der Ausnahmegitarristen Joe Floyd und Tommy Asakawa, der allerdings nach der Platte aus meiner Sicht für immer verschwand und eine tighte Rhythmus-Sektion (die gleich wieder entlassen wurde) zu hören. Mit dem zweiten Track, dem eher getragenen ´Only The Strong Survive´, geht es ohne Atempause weiter. Darwin’scher Science Fiction-Quatsch im Text, aber mächtige Riffs und Melodien und kluge Breaks. Intelligenz gepaart mit der metallischen Faust.

Beim nächsten Song wird die Faust noch härter und mächtiger. ´I Am The Ruler´ tönt es aus den Boxen und man ist geneigt, diese Worte zu glauben. Diese Band hätte in ihrem Genre damals jede von der Bühne blasen können. ´Mind Over Matter´ (diese Riffs und Gitarren!) beschließt eine erste Seite, die mit zum besten gehört, was in den 80ern im melodischen Metal veröffentlicht wurde.  Mit ´Day Of The Evil … (Beware)´ und der Megaballade ´Cold Fire´ (da kullern auch dem harten Metaller die Tränchen aus den Augen) erklingen auch auf Seite 2 übermächtige Nummern, noch heute gültige Blaupausen für kraftvolle metallische Töne, die Maßstäbe gesetzt haben. Kaum ist das Album mit dem eingängigen ´Welcome Aboard´ nach 38 Minuten verklungen, möchte man gleich wieder von vorne starten. Da spricht auch nichts dagegen. Noch heute fällt der glasklare Sound auf. Produziert von WARRIOR mit Doug Rider. Gitarrist Joe Floyd hat später viele Metal-Klassiker von Kollegen produziert und ist heute noch gut im Geschäft.

WARRIOR haben viele Jahre später noch einmal zwei Klassealben nachgelegt. ´Ancient Future´, 13 Jahre nach dem Debüt erschienen, ist für mich ein würdiger, verdammt starker Nachfolger. ´Code Of Life´ aus dem Jahr 2001 war etwas mehr dem Zeitgeist angedient, aber auch noch voll empfehlenswert (Rob Rock sang inzwischen). Einzige personelle Konstante war Gitarrenhero Joe Floyd. 2003 folgte Album Nr. 4 ´The Wars Of Gods And Men´ mit KROKUS-Schreihals Marc Storace. Ich habe nicht gewagt, da reinzuhören. Bleiben drei großartige Veröffentlichungen, inklusive zwei Klassiker mit dem Götteralbum ´Fighting For The Earth´ als Sternstunde. Den verdienten Ausnahmestatus haben sie aber nur in ausgewählten kleinen Zirkeln zugesprochen bekommen. Egal. Wie immer. Deshalb landen sie ja in dieser Kolumne.