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TYR – Of Law And War

~ 1992/2023 (Arkeyn Steel Records) –  Stil: Neo Classical/Power Metal ~


Es war einmal eine Gruppe namens TYR, die sich im Jahre 1991 in Baltimore diesen nicht allzu seltenen Bandnamen gab.

Obwohl sich zu dieser Zeit in der Szene große musikalische Veränderungen anbahnten, wollten Schlagzeuger Steven C. Miller und Bassist Chris Welborn selber dem klassischen Heavy Metal folgen. Sie fanden in John Christian einen talentierten Gitarristen und in Mike Cashman einen Sänger, der alles von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN bis QUEENSRYCHE singen konnte.

Während Mike Cashman für einige Monate beruflich unterwegs war, engagierten die restlichen Bandmitglieder Multi-Instrumentalist John Taylor als Bassisten und konzertierten sich fortan auf das Komponieren eigener Songs. Im Sommer 1992 war es soweit, das Quartett produzierte in den „Gallagher Recording Studios“, Sterling, VA, mit den Engineers Chris Messer und Joe Gallagher ein Album.

Mit den neun Songs wurden, soweit sich die Bandmitglieder erinnern können, nur 300-400 Kassetten hergestellt und auf den sich anschließenden Live-Shows in der Gegend von Baltimore und Washington DC unter das Volk gebracht. Leider waren diese Unternehmungen bereits die letzten von TYR, denn 1993 verließ Mike Cashman die Gruppe, Steven C. Miller ging nach Los Angeles und die anderen beiden, John Christian und John Taylor, widmeten sich anderen Spielereien.

 

 

„Arkeyn Steel Records“ haben 30 Jahre später mit TYR – nach OMEGA POINT, MANIFEST und REIGNSTORM – eine weitere hochkarätige Combo aus Baltimore, Maryland, USA, entdeckt, die in den Neunzigerjahren schlichtweg so unbekannt blieb, da sie in den zwei Jahren ihres Bestehens, zwischen 1991 und 1993, nur diese eine LP-Kassette in geringer Stückzahl auflegte.

Dabei sind TYR besonders für Liebhaber des neo-klassischen Heavy Metal im Sinne von YNGWIE MALMSTEEN’S RISING FORCE und all den legendären Shreddern jener Zeit von großem Interesse. Die virtuose Saitenspielkunst eines John Christian zeigt sich im Speziellen in ´Fantasia´ an der Akustikgitarre, in ´Monologue´ oder episch in der Trilogie ´The Gates Of Valhalla´.

Daneben bieten TYR allerdings ebenso melodischen US und Power Metal. In ´The Pack´ ist der neo-klassische Einfluss noch in den Soli anzutreffen, während der hohe Gesang und die hohen Screams für Neo-Classical-Metal schon äußerst ungewöhnlich sind. Schließlich wird mit dem sich fortwährend steigernde ´No One Cares (For The Broken Hearted)´ jeder US Metaller beglückt und lauscht obendrein gänzlich begeistert einem ´Shadowland´, das direkt aus JAG PANZERs ´Shadow Thief´-Phase stammen könnte, während ein ´Arabian Knights´ an Rob Rock und IMPELLITTERI anknüpft.

Selbst Fist-Pumping-Power Metal wird mit ´Waiting For The Roar´ und live mit ´(Fight For The) Lost Dream´ geboten, denn die Songs der LP-Kassette werden bei der Wiederveröffentlichung durch ´Arkeyn Steel Records´ um weitere vier, problemlos anzuhörende Live-Songs erweitert. Natürlich ist der Sound an allen Ecken und Kanten vollständig restauriert worden, damit ´Of Law And War´ mit frischem Artwork, Lyriks und Fotos sowie einer Biografie standesgemäß das Licht der Welt erblicken kann.

Und so lebte der kleine Silberling glücklich bis ans Ende seiner Tage in jeder Heavy Metal-Sammlung.

(9 Punkte)