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SAXON – Inspirations

~ 2021 (Silver Lining Music / Militia Guard) – Stil: Classic Hard Rock ~


Die Sache, ganze Alben mit Cover-Versionen einzuspielen, hat sich ja irgendwie schon lange totgelaufen. Es gibt aus meiner Sicht zwei Gründe, das zu tun. Der eine ist, man macht das aus Spaß, und davon ist im Promotext dieser Veröffentlichung die Rede. Der andere ist, man befindet sich im kreativen Loch, es fällt einem nichts mehr ein und man muss aber Platten veröffentlichen und/oder braucht dringend Geld. Das gibt keiner gerne zu. Ich mag nicht beurteilen, was hier der Fall ist und entscheide mich im Zweifel für den Angeklagten – also für den ersten Grund.

Es gibt die Coveralben, die eher unbekannte Songs covern, die die Band bekannter machen will oder die für den künstlerischen Lebensweg einfach wichtig waren. Oder die Coveralben, die bekannte Songs enthalten, die man aber exaltiert interpretiert oder ins eigene Songkorsett zwingt. Im Falle von SAXON wurden ausnahmslos bekannte Stücke bekannter Bands und Künstler ausgewählt, nur beim letzten Song ´See My Friends´ war mir nicht bewusst, dass es sich um einen THE KINKS-Song handelt. THE KINKS sind in meiner Sammlung allerdings auch nur mit einer Best-of vertreten. Das reicht mir.

Alle anderen Stücke sind ausnahmslos mit einem durchschnittlichen „Allgemeinwissen Rock“ abgedeckt. Und SAXON haben aus allen Songs SAXON-Songs gemacht. Das war laut Info bewusst so beabsichtigt. Ich mag SAXON, zumindest von ´Wheels Of Steel´ bis ´Power & The Glory´ lege ich ihre Platten immer wieder gerne auf. Aber sie sind keine meiner absoluten Lieblings-Bands. Bei MOTÖRHEAD und insbesondere bei UFO habe ich ehrlich gesagt einen mittelgroßen Bogen um die Cover-Veröffentlichungen gemacht. Rein aus dem Bauchgefühl heraus. Präventiv.

 

 

´Paint It Black´ ist der erste Song. Das ist ganz okay. Beim LED ZEP´schen ´Immigrant Song´ kommt Biff Byford verständlicherweise gesanglich schnell an seine Grenzen. Das kann Robert Plant aber selbst heutzutage nicht mehr in der Tonhöhe singen. Würde er auch gar nicht versuchen. ´Paperback Writer´ ist als BEATLES-Interpretation ganz witzig im SAXON-Gewand. Der SABBATH-Klassiker ´Evil Woman´ ist ganz okay, aber Geezer Butlers Bass ist halt Geezer Butlers Bass. ´Stone Free´ ist unnötig. Bei den alten Weggefährten MOTÖRHEAD kann musikalisch nicht viel falsch gemacht werden, ordentliche instrumentale Leistung, den Gesang denken wir uns mal weg.

PURPLEs ´Speed King´ und ´The Rocker´ meiner Favoritenband THIN LIZZY haben keinen bleibender Wert im SAXON-Ton. Aber mit dem furiosen Eric Bell-Solo in ´The Rocker´ hatten selbst Brian Robertson und Gary Moore ihre Schwierigkeiten. Das Solo wurde hier aber stark verkürzt. ´Hold The Line´ mag neben dem BEATLES-Song am originellsten sein, leider mag ich weder den Titel noch TOTO hören (rein subjektive Entscheidung). Richtig überzeugend ist Biff dann bei ´Problem Child´. Vielleicht hätten AC/DC lieber ihn damals als Ersatz engagieren sollen als diesen anderen Sänger, dessen Namen mir partout gerade nicht einfallen will. Da sind die Band und Biff richtig in ihrem Element. Dann kommt noch der angesprochene KINKS-Song.

Was soll ich sagen? Zum mal reinhören ganz nett. Für SAXON-Enthusiasten ein Album mehr. Letztendlich aber sehr entbehrlich, wie (inzwischen) fast alle Cover-Alben.

(Keine Wertung)


Pic: Steph Byford