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OPERUS – Score Of Nightmares

~ 2020 (Pride & Joy Music) – Stil: Symphonic Metal ~


Letztens war noch der „Tag des Nackt Gärtnerns“, da kann ich froh sein, dass es geregnet hat. Dafür müssen heute einige Arbeiten erledigt werden. Also den MP3-Player und die Kopfhörer gegriffen und ab hinters Haus. Und während ich mit dornigen Brombeertrieben kämpfe, gibt es OPERUS auf die Ohren. Die ´Overture Of Madness´ erklingt, und ich denke, dass jetzt gleich Fabio Lione in den Hof geritten kommt, laut singend, in einer Ritterrüstung, sehe ich, wie aus der Gartenschere ein Schwert wird. Die Triebe der Brombeere verwandeln sich in einen Drachen. Ich stecke in einer Rüstung aus schwarzem, geschmiedetem Stahl. Dunkle Wolken dräuen, verdecken die tief hängende, rote Sonne. Der Drache erhebt sich, breitet seine Schwingen aus, holt Atem. Man kann die Glut in seiner Kehle erkennen, wenn man genau hinschaut.

Oh, da geht die ´Phantasia´mit mir durch.  Aber mal ernsthaft, wenn Musik auslöst, dass der Hörer solche Bilder vor seinen Augen entwickelt, kann so falsch nicht sein, was die Musiker tun. Und die Jungs haben sicher Erfahrung, immerhin war Cellist Robin Howe schon mit dem TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA unterwegs und die Gitarristen Oscar Rangel und Dean Paul Arnold kennt man von ANNIHILATOR und VITAL REMAINS. J.J. Tartaglia trommelte früher bei SKULL FIST, von ECLIPSE ETERNAL stammt Bassmann Wojciech Sokolowski. Und Sänger David Michael Moote hat reichlich Musicalerfahrung. Es kommt seiner Performance mehr als entgegen, dass er in ´Beauty And The Beast´ und vor allem ´Juke Box Hero´ singen konnte. Diesen theatralischen Teil bringt er auch auf ´Score Of Nightmares´ ein.

Nach dieser Ouvertüre erfolgt der endgültige Einstieg mit dem erwähnten ´Phantasia´. Das ist Power Metal par excellence, mit der nötigen Härte und fesselnden Melodien, die Orchestrierung verstärkt den Song. Originell ist die deutschsprachige Bridge, in der der Hörer eingeladen wird, die Show zu genießen. Einem leisen Grinsen konnte ich mich nicht erwehren, warum auch? Da kommt Mr. Moote die Musicalerfahrung zu Gute, auch fremdsprachiges klar und verständlich zu singen. Auch wenn es nicht perfekt ist. Perfektion jedoch ist der Tod der Kunst.

Das Cello, das immer wieder die Führung übernimmt, sorgt dann auch oft für diese „Games Of Thrones“-Momente, einen guten Kontrast zu den Einflüssen zwischen HELLOWEEN und RHAPSODY OF FIRE. Da kann man auch über einen leicht süßlichen Chorus in ´Where Falcons Fly´ hinwegsehen, dafür überzeugt das opernhafte Drama in ´Nightmares´. Spätestens hier kann man auch Parallelen zu THE NIGHTMARE STAGE finden.

Ja, all Ihr Recken und Drachentöter, Prinzen und Helden, auch ihr Prinzessinnen und holden Maiden, all ihr, die nicht zurückschrecken vor Pathos und Heldentum, ihr seid die Empfänger der Botschaft. Hier sind die Klänge, die euch die Zeit vertreiben können. Die Klänge, die eure Phantasie wecken. Die Musik, die euch in euren Tagträumen begleiten mag.

Und wenn ihr im Schlußtrack das Wort Corona hört, dann täuschen euch die Ohren, denn er heißt ganz klar ´La Llorona´. Es geht also weder um Viren noch um Bier…

(7,5 Punkte)

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(VÖ: 19.06.2020)