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DAI KAHT – II

~ 2020 (Soleil Zeuhl) – Stil: Prog Rock / Zeuhl ~


Die Erde stirbt. Keine Zukunft vor Augen. Schwarz wie die Nacht. Aus diesem Grunde schwebt das Spaceship „Doover Üouh“ durch Raum und Zeit zu einem fernen Planeten. Das Ziel ist „Dai Kaht“.

So verlief der bisherige Handlungsstrang auf dem Debüt von DAI KAHT. Aus den inspirierenden Klängen von MAGMA, RUINS und vielen mehr schöpfen die Finnen seit 2013 ihren eigenen Kosmos. Sie ersannen ebenfalls ihre eigene Sprache, nicht Kobaïanisch genannt, wie die von MAGMA, sondern Kolöniel. Eine universelle Sprache, um nationale Barrieren zu überwinden und lyrische Interpretationen zu vermeiden.

2020 erreicht „Doover Üouh“ sein Ziel: „Dai Kaht“. Die Besatzung ist euphorisch und die Kolonisierung beginnt. Wie gewohnt existiert bei den Menschen weiterhin Gut und Böse. Zwei Territorien entstehen – „Hhaimland“ und „Eterniya“, denn Urängste und Urgewalt lassen sich in keinem Menschen verstecken, selbst nach einer Umsiedelung auf einen anderen Planeten kriecht diese wieder hervor. Eine Anschauung der menschliche Natur im Naturalismus.

 

 

Die derzeitige Crew von DAI KAHT hört auf die Namen Atte „Alemaahr Kempah“ Kemppainen (Gesang, Bass, Kompositionen), Ville „Willargh Shirow“ Sirviö (Gitarre), Roope „Kaszpar Gorkeulhzennh“ Pelkonen (Keyboards/Gesang) sowie Osmo „Ozamö Sharif“ Saarinen (Drums/Percussions/Gesang) – und sie kreiert eine fantastische Mischung aus warmem Prog Rock und Zeuhl-Zutaten. In diesen Milieu das erste Masterpiece des Jahres 2020.

´Hanshin´ ist zu Beginn die feurige Reise, heraus aus den ruhigen Sphären der Siebzigerjahre in wilde und ausufernde, mit einem Schuss Zeuhl abgeschmeckt – und überraschend wohligem Chorgesang. ´Dai Korönenn´ wird acht Minuten lang, sobald skandierende Rufe angestimmt werden, manisch und etwas jazzig – singen sie gar „Tschönen Dank, Tschönen Dank“? Dramatisch, und voll mit wahnsinnig schnellen, anfeuernden Gesängen, ist ´Helvet Sttroi II´ – rufen sie dabei: tanz den „Macarena“? Dagegen bleibt das achtminütige ´Willargh´ innerhalb der instrumentalen Pfade wiederholt im Zeuhl´schen Gesangsmuster: „Toweeeh!!“. Nur die Gitarre sucht sich ihren eigenen, phantastischen Weg, inklusive Sekunden-kurzer Planet-RUSH-Umrundung. ´Zöbehr Dai´ reitet zwölf Minuten lang hektisch auf heißen sowie träumerischen Melodienfolgen daher. Erst im exzessiv-quietschenden Ansatz wird ´Wehr Mahrü´ laut. Das epische, dreizehnminütige ´Moa Orgata´ singt „Orgata“ zum zackigen Rhythmus, gerne zwischendurch trillernd zum Mitsingen. Das finale ´Hertz Kömatt´ spiegelt als neuerlicher Höhepunkt nochmals den Irrwitz mit progressivem Schönklang wieder und gereicht zum Hymnus.

Hertz! Hertz!

(9 Punkte)

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