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WAR DOGS – Die By My Sword

~ 2020 (Fighter Records) – Stil: Epic Heavy Metal ~


Obwohl die Gründung auf das Jahr 2015 zurückgeht, sind die aus der im Südosten Spaniens gelegenen Stadt Elche stammenden WAR DOGS eine auch in ihrem Heimatland noch recht unbekannte Band. Das mag daran liegen, dass sie die ersten beiden Jahre mit einer Reihe von Besetzungswechseln beschäftigt waren, bis schließlich Mitte 2018 mit der selbstbetitelten EP ihre Musik erstmalig auf einem physischen Tonträger das Licht der Welt erblickte. Eine große Reichweite hatte dieses Werk aber nicht, denn es wurden davon gerade mal 100 CDs und 50 Kassetten unter die Fans gebracht. Diese Formation scheint nun aber so gut zu funktionieren, dass WAR DOGS die erste Hälfte des laufenden Jahres damit verbracht haben, ihr Debüt aufzunehmen, welches Anfang nächsten Jahres unter dem Namen `Die By My Sword` via „Fighter Records“ erscheinen wird. Es ist zu vermuten, dass dieses etablierte spanische Label ihren Bekanntheitsgrad, zumindest auf der iberischen Halbinsel, beträchtlich vergrößern wird.

Der Titel der Scheibe (ich musste gleich an `Die By The Blade` von OMEN denken) und das auf dem Cover abgebildete mittelalterliche Schlachtgetümmel deuten bereits an, welcher musikalischen Ausrichtung der Inhalt dieses Albums folgt. Es ist also wenig überraschend, wenn einem beim Hören des Inhalts unentwegt Reminiszenzen an bekannte epische Heavy Metal-Bands, wie den bereits erwähnten OMEN, mit denen sie auch schon die Bühne teilen durften, aber natürlich auch an MANILLA ROAD und an weitere prominente Vertreter dieser Stilrichtung neueren Datums wie VISIGOTH und ETERNAL CHAMPION  entgegen schallen. Der Song `The Shark`, bei welchem der Hellroadie Bryan Patrick höchstpersönlich unterstützend das Mikro in Händen hält, ist natürlich eine Hommage an Mark Shelton. Gewürzt wird das Album zusätzlich musikalisch mit einigen speedigen Einlagen, was möglicherweise zum Teil erklärt, warum es von Olof Wikstrand in Schweden seine endgültige Abmischung erfahren hat. Ich vermute mal, dass die Jungs von WAR DOGS dem Sound von ENFORCER nicht ganz abgeneigt sind. Wem diese Fakten noch nicht reichen, dem sei gesagt, dass die Mitglieder von WAR DOGS sowohl Bands des klassischen US-Metal à la QUEENSRYCHE, FATES WARNING, VICIOUS RUMORS, RIOT, CIRITH UNGOL, MANILLA ROAD, OMEN und  MANOWAR, als auch Bands der NWOBHM wie TANK, DIAMOND HEAD und SATAN als ihre Haupteinflüsse angeben. Alle klar soweit?
Tja…und was soll ich sagen? Sie halten Wort!

Das Album startet mit dem Titelstück, das sich bereits als Grenzgänger zwischen klassischem Heavy und epischem Metal entpuppt. Sänger Alberto Rodríguez wandelt mit seiner klaren und melodischen Stimme in mittleren Tonlagen, beide Gitarren führen ihre Soli gekonnt im Wechsel auf und auch die Rhythmussektion lässt sich nicht lumpen. Zwar wird beim Gesang von Alberto jederzeit überdeutlich, dass das Englische nicht seine Muttersprache ist, aber irgendwie bekommen die Stücke dadurch auch durchaus eine besondere und sympathische Note.

Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Manche der zehn Stücke sind epischer, manche rockiger, aber alle entstammen dem Baukasten des Heavy Metal alter Schule. Sehr melodiös mit klassischen Songstrukturen.

Die fünf Jungs von der spanischen Levante haben ein recht ordentliches und leicht bekömmliches Debüt hingelegt, das aber und das ist das Hauptmanko bei diesem Werk, keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Trotz mehrmaligem Durchlauf bleibt kein Stück, keine Melodie, kein Refrain und kein Riff so richtig hängen. Letztendlich bleiben die Stücke insgesamt überraschungsfrei. Einzige Ausnahme ist `The Shark` mit seinem knackigen Bass im Mittelteil und der dunklen Stimme von Bryan Patrick, die somit gut mit der von Alberto kontrastiert.

Um aber bei der Fülle an jungen Bands heutzutage international bestehen zu können, bedarf es mehr als eines Sängers, der den Ton halten kann, virtuoser Gitarrensoli, eines treibenden Schlagzeugs und eines soliden Basses. Mir fehlt es schlichtweg an Abwechslung und zwar nicht nur zwischen den Songs, sondern auch in den Songs selbst. Ein paar Tempowechsel und eingängige Riffs würden da Wunder tun. Auch Sänger Alberto Rodriguez wäre meiner Ansicht nach gut beraten, seine Stimme variabler einzusetzen, was er, davon bin ich überzeugt, sicherlich kann. In Songs wie z.B. `The Lights Are On, But Nobody’s Home` deutet er dies auch kurz an. Ja, es ist epischer Heavy Metal und dazu gehört sicherlich auch ein Teil Schwermut, Traurigkeit und Sehnsucht nach fernen Ländern, aber das kann durchaus auch mit Zorn, Lust und Freude angereichert werden – das fühlten die mittelalterlichen Krieger schließlich auch. Ich würde mir bei zukünftigen Veröffentlichungen wünschen, dass der Gesang seine Klangfarbe nicht nur aus der grauen Farbpalette bezieht, sondern auch der Mut zu roten und blauen Farbtupfern vorhanden wäre. Und an den Chören darf auch noch gearbeitet werden. Diese klingen nämlich zumeist so, als wenn eine Horde Mongolen Sprachübungen durchführen würde. Das geht auch geschmeidiger.
Auch wenn also durchaus noch Luft nach oben ist, so sollten Liebhaber, die die musikalischen Grundschemata solcher Bands wie der oben zitierten OMEN, MANILLA ROAD oder VISIGOTH zu genießen wissen, ein Ohr riskieren. Ich würde mir die Jungs bestimmt live anschauen und bin schon jetzt auf ihren nächsten Output gespannt, in welchen ich ganz bestimmt reinhören werde.

(7,5 Punkte)

 Besetzung:

Manuel Molina: Bass
José V. Aldeguer: Drums
Eduardo Antón: Gitarre
Enrique Mas: Gitarre
Alberto Rodríguez: Vocals

 


(VÖ: 9.1.2020)