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SILVER BULLET – Mooncult

~ 2019 (Reaper Entertainment / Soul Food) – Stil: Bombastic Horror Power Metal ~


Nicht nur unser guter KING DIAMOND kann uns mit Horrorthematik auf höchstem Metalniveau verzücken. Nein, auch Finnland zeigt erneut seine dunklen Seiten von ihrer fesselndsten musikalischen Warte aus. Mit Trademarks von HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN, ICED EARTH und STRATOVARIUS preschen die Nordmänner um ihren überragenden Vokalisten Nils Nordling aus den Schatten hervor und verschießen ihre zwölf neu gegossenen SILVER BULLETs auf alle Anhänger der melodischen Geschwindigkeit und metallischer Hymnen. Von solch‘ einem begnadeten Sänger kann manche Band nur träumen.

Schon das ´Carmina Burana´-artige Intro macht Laune und verspricht ein cineastisches Erlebnis. In allen Tonlagen sicher, veredelt Nils mit seinem kraftvollen Ausnahmeorgan die explosiven Tracks zwischen fettem Riffing und Doublebass-Attacken. Dem Truemelodiker, der gerne die Faust gen Himmel reckt, stampft ´Forever Lost´ mit seinen leckeren Hooks hymnisch-hitverdächtig in die Ohren, während das wallende Haar im Wind flattert. Besonders gelungen tendiert ´Maiden, Mother And Crone´ in eine thrashige Richtung, jedoch mit einem gigantischen Ausmaß an düsterer Epik und auch klassischen Gitarrenparts. Sehr schön, das die Finnen nicht lange auf einem eingeschlagenen Pfad verweilen, wie danach die mystisch-angehauchte ICED EARTH-Hymne ´Light The Lanterns (Scavengers Of Death)´ mit tieferem Gesang und stimmungsvoll gesprochenen Parts auf eindrucksvolle Weise beweist. Wow, was für ein Song.

 

 

Mit einem aus der gleichen Riffschmiede der erwähnten Amis stammenden Hammer wird danach auf Hexen eingeschlagen, bis die Fetzen fliegen: ´The Witches Hammer´. Danach gesellt sich bei ´The Chalice And The Blade´ und ´Lady Of Lies´ die wunderbare Capri von den Landsmännern AMBERIAN DAWN, die im Duett eine Power wie Floor Jansen entwickelt. Das Gitarrenduo Henri & Hannes shreddet und soliert vor der flotten, betonsoliden Rhythmusfraktion Ossi (Bass) und Patrik (Drums), was die Sechssaitigen so hergeben in feinster SYMPHONY X- oder HELLOWEEN-Twin-Guitar-Manier – that’s metal, sisters & brothers.

Im anfänglichen ´Holy Diver´- Rhythmus, wo man mitmuss, nähern wir uns dem unausweichlichen Scheiterhaufen, als dessen Zündfunken die speedigen Riffs im Kontrast zu den wiederum stimmigen konzeptionellen Storyparts fungieren: ´Burn The Witch´. Dazu gekonnte Gesangsakrobatik vom Feinsten, Atmosphäre, unkitschiger Bombast und Abwechslungsreichtum. Lediglich der ´Battle Of Shadows´ fällt für meinen Geschmack kreativ etwas simpler aus, doch das ist Geschmackssache und lässt bei dem weit über Durchschnitt angesiedelten Material in der Königsklasse keinen Sack Reis in China umfallen.

In einer Zeit, wo Pop-Powermetal für die Massen fabriziert wird und dir fast jede zweite Veröffentlichung mit Bombastparts ernsthafte Magenkrämpfe und ein Schweppes-Gesicht bereitet, setzten sich SILVER BULLET mit einer übermächtigen Veröffentlichung über alle falschen Inquisitoren hinweg. Dazu wird ein passendes Cover gereicht und ich bin am Überlegen, ob ich zur Hexennacht meiner alljährlichen ´The Eye´-Zeremonie diese Scheibe nicht hinzufügen sollte.

(Punkte? Einfach nochmal lesen und selbst entscheiden – Freiheit für die Hexen!) („Und noch ein Fass Wein, dann soll sie verbrennen!
Brennen, Sie soll brennen!“ – Anm. d. Red.)

 

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