PlattenkritikenPressfrisch

ANIMA MUNDI – Insomnia

~ 2018 (Progressive Promotion Records) – Stil: Progressive Rock ~


Das Erscheinungsbild von ANIMA MUNDI ist düsterer geworden, gleichzeitig durch die Erweiterung von Hammond Orgel, Mellotron, Synthesizer und Keyboards mit Sound-Effekten und Loops moderner sowie spaciger. Zumindest verweilen ANIMA MUNDI somit nicht als Retro-Combo allein im Blickfeld der Ewiggestrigen. Auch wenn gerade der Geist von PINK FLOYD sehr oft gegenwärtig ist – sei es im zweiten Akt des dreiteiligen, elfminütigen Eröffnungsstückes ´Citadel´, im instrumentalen ´Electric Credo´ oder in der Dunkelheit von ´New Tribe’s Totem´, einem der Höhepunkte nicht unweit von PORCUPINE TREE.

Die Dunkelheit von ´Insomnia´ entspringt schlicht der heutigen Welt, in der Technologien und finstre Mächte zum Verlust des Geistes und zur Isolation des einzelnen Menschen führen. Sie ist aber auch einer durch private Schicksalsschläge ausgelösten Entwicklung ANIMA MUNDIs geschuldet. Sie ergab sich durch den Tod einer guten Freundin und Wegbegleiterin der Band. Diese schrieb noch vor ihrem Tod 2017 einen Text über ihren Weg durch die dunklen Momente des Lebens sowie ihre Gefühle zur kubanischen Band. Diesen setzte Mastermind und Gitarrist Roberto Díaz im finalen ´Her Song‘ emotionsgeladen um.

Kontinuität beweisen ANIMA MUNDI – wie mit jedem neuen Werk – durch die Präsentation eines neuen Leadsängers, der heuer auf den Namen Aivis Prieto hört. Dem Höhepunkt gesanglicher Natur darf der Hörer daher im ruhigen ´The Hunter´ beiwohnen. Ganz in der Tiefe aller Emotionen schwingend, öffnet sich dieser seinen Gefühlen. Filigrane Kunst zwischen alter Klasse im Sinne von NEUSCHWANSTEIN sowie Neo Prog-Großtaten durch CLEPSYDRA. Über ´The Wheel Of Days´ unternehmen wir einen Ausflug nach Twin Peaks, wagen ein Tänzchen mit Audrey, doch verlieren wir uns in der Dunkelheit beim Voranschleichen mit Paulchen Panther. Die Soundwolken plustern sich obendrein sehr sinfonisch und Space Rock-verdächtig in ´Nine Swans´ auf, zeitgemäß á la PURE REASON REVOLUTION im Titelstück.

ANIMA MUNDI 2018 in kurzen Worten: weniger Retro, weniger Sinfonik, mehr Dunkelheit, die eigene Originalität geschärft und weiterhin instrumental ausgefallen und äußerst stilsicher agierend.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/anima.mundi.official/

 


(VÖ: 7.10.2018)