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THE JELLY JAM – Profit

~ 2016 (Mascot Label Group) – Stil: Rock ~


Die Nebenschauplätze, auf denen sich die KING´S X-Musiker vergnügen sind zahlreich. Einer davon waren ehemals PLATYPUS mit Keyboarder Derek Sherinian. Doch seit Beginn des Jahrhunderts ist nur noch das Trio Rod Morgenstein (Drums, DIXIE DREGS), John Myung (Bass, DREAM THEATER) und Ty Tabor (KING´S X) an Gesang und Gitarre unter der Bezeichnung THE JELLY JAM unterwegs. Ebenso wie bei KING´S X prägt der im harmonisch rockenden BEATLES-Style singende Ty Tabor die Musik.

Zu ihrem vierten Album haben THE JELLY JAM immerhin ein Konzept erarbeitet, das sich bereits im Albumtitel ´Profit´, der den durchgestrichenen Titel ´Prophet´ ersetzt, bemerkbar macht. So folgt das Werk der Reise eines Sehers, der auf seiner Mission allen die Augen öffnen will, die nicht sehen und der Wahrheit ins Auge blicken wollen: Die allseits herrschende Gewinnmaximierung, der Kampf für den Fortschritt ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf die Menschen, Natur und Umwelt. Geld als Wurzel allen Übels.

Zudem geben die Herren zu, nicht wie vielleicht sonst üblich, einfach die schönsten Songs aus einem bis dato angesammeltem Repertoire für das Album genutzt zu haben, sondern explizit über einen längeren Zeitraum auf diese konzeptionelle Songzusammenstellung hingearbeitet zu haben. Und diese hat es in sich. Mit dem einschmeichelnd rockenden ´Care´ nimmt der Songreigen seine Fahrt auf. Ausgiebige Instrumentalpassagen lassen die Songs zumeist knackig ausklingen. Singende Gitarren und schwelgerisch vorgetragener Gesang bestimmen das zurückhaltende ´Stain On The Sun´ und ´Heaven´. Vornehmlich dann, wenn die elektrische Gitarre die Heavyness hochzieht. Live-Stürmer wie ´Memphis´ bringen auch die Weichteile in Schwingung. Besonders das im Rhythmus ruppige und mit tiefergestimmten Saiten auftretende ´Water´ sowie das ruhige und Schönklang verbreitende ´Ghost Town´ lassen den Harmoniegesang im Höhepunkt himmlisch erklingen. Aber auch das lässige ´Stop´ setzt seinen Titel im Rhythmus um und spielt mit der für Tybor nicht ungewöhnlichen Gesangsverfremdung. Etwas George Harrison-Oriental-Stimmung begleitet das wolkenvertreibende ´Perfect Lines (Flyin´)´, während ´Mr. Man´ Grunge-Dunkelheit versprüht. Das perfekte Album also, um sich im Feiertags-Blues zu suhlen oder sich aus diesem ästhetisch herauszuwinden.

(7,5 Punkte)