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PURSON – Desire’s Magic Theatre

~ 2016 (Spinefarm) – Stil: Psych Rock/Proto Metal ~


Rosalie Cunningham weiß zu gefallen. Optisch, wie das Cover der neuen PURSON-Scheibe beweist, auf dem sich die Engländerin aus Essex nur mit Stiefeln und ihrer SG bekleidet als Hindu-Gottheit Kali inszeniert. Und musikalisch sogar noch mehr. Das Zweitalbum ‚Desire’s Magic Theatre‘ stellt in jeder Hinsicht eine Steigerung zum ebenfalls empfehlenswerten Debüt ‚The Circle And The Blue Door‘ dar.

Vor dem Songwriting-Talent der 26-jährigen ehemaligen IPSO FACTO-Frontfrau, die neben Gesang und Gitarre auch die Produktion verantwortet, kann man als Freund der farbigen Spätsechziger/Frühsiebziger-Klänge nur das imaginäre Haarband lockern. Bei Bedarf gerne auch mehr. Um befreit und beschwingt über den Jahrmarkt zu tänzeln, den uns PURSON Song für Song aufbauen. T. REX, JEFFERSON AIRPLANE, JETHRO TULL, DEEP PURPLE und – natürlich – JIMI HENDRIX kommen einem bei betörendem Liedgut wie dem groovig-entrückten ‚Electric Landlady‘ (erkenne den Wortwitz!) ebenso in den Sinn wie der Spacerock des frühen DAVID BOWIE, der speziell in der zweiten Hälfte von ‚The Skye Parade‘ durchscheint.

Überhaupt BOWIE. Ließe sich der bekiffte Geist dieser Scheibe in eine Flasche sperren, wäre ein entspannt dahingesäuseltes „Ziggy Stardust meets Sgt. Pepper“ wohl der treffendste Befreiungscode. Faszinierend, verführerisch, ohne allzugroße Längen auskommend – so sollte experimenteller (Retro)-Rock klingen, um sich im Meer der Veröffentlichungen behaupten zu können. Wer die jüngste JESS AND THE ANCIENT ONES zu seinen Lieblingen zählt und auch bei SLEEP nicht Reißaus nimmt, der darf, ja muss, hier zugreifen.

Augen zu, Vorhang auf!

(8,5 Punkte)