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HELLOWEEN – The God-Given Right

~ 2015 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Heavy Metal ~


Die deutschen Metal-Pioniere HELLOWEEN legen nach ihrem sehr erfolgreichen Album `Straight Out Of Hell` erneut einen Kracher vor.

`The God-Given Right` knüpft nahtlos dort an, wo das Vorgängeralbum endete. Mit `Heroes` und der ersten Single `Battle´s One` ist die Drehzahl gleich im roten angesiedelt. Und es gibt keine Atempause, denn der Titeltrack kommt ebenfalls flott daher. Alles garniert mit tollen Melodien und Harmonien – das ist das HELLOWEEN`sche „God-Given Right“. Das starke `Lost In America` findet sich bestimmt in der kommenden Live-Setlist wieder, mit dem schweren und sehr abwechslungsreichen `The Swing Of The Fallen World` bohrt sich ein Brocken in die Gehörgänge, der dort nicht mehr verschwinden will. Erst mit `Like Everybody Else` werden seichtere Töne angeschlagen, die aber mit einem starken Gitarrenriff und Powerdrumming von `Creatures In Heaven` verdrängt werden.

Urtypisch die Stimme von Andy Deris, der wie immer perfekt mit seinem Sidekick Michael Weikath an der Sechssaitigen harmoniert. Gitarrenmelodien, die im ersten Moment simpel klingen, werden von den Hamburger Könnern zu etwas Besonderem gemacht – das ist die Kunst, die HELLOWEEN seit jeher beherrschen.

Hier merkt man einfach, dass diese Besetzung auch schon wieder zehn Jahre miteinander musiziert und so sich zu einer treffsicheren Einheit zusammengefunden hat. Keine Verschleißerscheinungen oder Wiederholungen, sondern viele frische Ideen, die sich in den 13 Songs widerspiegeln. Ein Album wie aus einem Guss.

(9 Punkte)

Kuno „Bockwurst“ Bognár

 

 

Zum Teufel mit dem schlaffen Kürbis. Der alte Pioneer muss nun like all man play on ten hochgedreht werden. Wooaff. Lautes Hören schadet nicht der Verdauung, also lasst die Kürbisfestspiele beginnen. Vorhang auf für ein neues Werk von Grosskopf, Weikath, Deris, Gerstner und Löble. Seit nahezu zehn Jahren spielen die gebürtigen Hanseaten in dieser Besetzung zusammen und werden wohl im Ausland mittlerweile mehr geliebt als im ach so schönen Heimatländle. Denn der Euro Power Metal-Fan lebt Gerüchten zufolge gut versteckt in fernen Ländern.

Womöglich sind die Hellowenen so beliebt, weil sie immer süßliche Kürbissuppe kredenzen. Der Alt-Metaller verträgt jedoch nur recht unliebsam Zuckerzusatz- oder Zuckerersatzstoffe, bekanntermaßen mag er es rein und natürlich. Aber diesmal scheinen die Zutaten tatsächlich vom Bio-Landwirt zu kommen, lässt doch `Heroes´ sogleich den Topf überkochen, vom Blubbern fast gänzlich überschwappen. Gleichwohl erst das schnelle, mit einem Deris-Schrei eingeleitete `Battle´s Won´ die Gitarren mächtig kreisen lässt. Hier dürfte sich der neueste Kracher entwickeln. Das von einer typischen Deris-Melodyline – geliebt seit seligen PINK CREAM 69 Zeiten – geprägte ´My God-Given Right´ nimmt danach das Tempo ganz leicht heraus. `Stay Crazy´ entpuppt sich mit seinen ´Oho-hoo´-Gesängen fast zum kleinen Schunkler, kann aber mit einer hervorragenden Gitarrenarbeit prahlen. Und dann diese Soli, niemals konnten Eddy Antonini und Konsorten in den dunklen Tagen des Happy-Meal-Metals den Originalen das Wasser reichen. Der Kürbisbrillenträger dürfte bereits zu diesem Zeitpunkt von einem ´Hit an Hit´-Album sprechen.

Während ´Lost In America´, trotz einem lustig ungelenk gesprochenen Intro, die Stimmung äußerst eingängig am Kochen hält, versucht die Russische Rolle (´Russian Roulé´) erst gar nicht an den alten ACCEPT-Klassiker anzuschließen. Dennoch könnte Deris seine hier eingesetzten Schreie viel öfters in die Kürbisschale werfen. Womöglich muss er dazu erst in siedendes Wasser geworfen werden. Doch dann explodieren die alten Böller in ´The Swing Of A Fallen World´, deren Gebrauch nur zum Jahresabschluss genehmigt ist, während die Gitarren fast hypnotisierend dagegen halten. Ein schneller SloMo-Song. ´Like Everybody Else´ wird tatsächlich balladesk, holt aber ebenso wie ´Creatures In Heaven´ keine Kürbis-Gedächtnis-Sterne vom Himmel. Lustig, wippend, gediegen sind sodann ´If God Loves Rock ‚N‘ Roll´ oder auch ´Living On Edge´, erst ´Claws´ versucht mit ruppiger Schnelligkeit wieder auf die anfängliche Erfolgsformel zurückzukehren, doch der Kürbis platscht zu Boden. Das Hitfeuerwerk brennt nicht bis zum Schluss. Ein letztes Aufbäumen ist immerhin im fast progressiven Rausschmeißer ´You, Still Of War´ ersichtlich.

Auch wenn die Gussbeschichtung der Töpfe etwas abblättert, die Kürbisraketen auf Albumlänge teilweise in der Atmosphäre verglühen, ist den Kürbisköpfen mit ´The God-Given Right´ ein überraschend gutes Werk gelungen. Happy, happy … Auf dass es weiterhin schön brodelt.

(7,5 Punkte)

Michael Haifl