~ 2015 (Reclamation/RTD) – Stil: Alternative Rock / Metal ~
Ein Schritt vor, zwei zurück, drei nach vorne, wieder einen zurück – so (oder so ähnlich) ging der Eiertanz, den FAITH NO MORE seit ihrer Live-Reunion im Jahr 2009 vollführten. Nun ist die Comebackscheibe endlich entbunden, und Mutter wie Kind verputzen die roten Chilischoten wie ehedem bereits zum Wochenbett-Frühstück.
Ja, die Ähnlichkeit des Nachzüglers mit seinen volljährigen Geschwistern ist unüberhörbar, aus der Art schlägt hier nichts. Trotzdem ist es ein spannendes Vergnügen, dem Neuankömmling zu lauschen, handelt es sich bei ‚Sol Invictus‘ (ach, diese Vornamen heutzutage…) doch um ein sehr aufgewecktes Exemplar seiner Art. Freilich auch um ein launisches, aber zum Glück niemals nervendes.
Witzige Ohrwürmer wie das vertrackt stampfende ‚Sunny Side Up‘, die weltbeste Warteschleifennummer ‚Motherfucker‘ und ‚Rise Of The Fall‘, bei dem die Liebe der Eltern zu Kurt Weill durchgeschlagen hat, singt, schreit und spuckt der kalifornische Windelträger in die Welt. Und wehe, wenn er Hunger hat! Dann gibt’s bedrohliche, fast schon midlife-crisis-mäßige Anfälle (‚Seperation Anxiety‘), metallische Ausbrüche (‚Cone Of Shame‘) und bizarre Fantasien von Mariachi-Gewalt (‚Black Friday‘) wie sie auch der große Bruder ‚Angel Dust‘ durchleben musste. Familientypische Brillanz wird im dramatischen Brecher ‚Superhero‘ vorgeführt („So jung und schon einen Überhit komponiert, kleiner Mozart!“), noch größer ist nur der ‚Matador‘ geraten, mit dem der Sprössling aus dem Schneidersitz höher pieselt als 95 Prozent der stiefelbewehrten IG Pathosmetall.
Bleiben wir ernst: Patton, Bottum, Bordin, Gould und Hudson ist eine überaus würdige Rückkehr gelungen, wie sie in dieser Qualität nur die allergrößten Optimisten erwartet haben dürften. Relevante Rockmusik, die Ironie und Ambition in Einklang bringt.
Meine Verehrung, die Herren!
(9 Punkte – und „Big“ Jim Martin darf weiter seine Riesen-Kürbisse in der Bay Area züchten…)
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