Livehaftig

MAYFAIR – Release-Party

~ 8. November 2013, Antiquariat Chybulski, Feldkirch ~


Was für eine Band … Wenn Avantgarde Realität wird, wenn Prog und Rock vorbeischauen und Deine innersten Urängste im Reigen ein Tänzchen wagen, dann bist Du womöglich bei MAYFAIR gelandet …

Zwanzig Jahre nach ihrem Debüt, und heutigem progressiven und metallenem Klassiker, kehren MAYFAIR nun nach einer allzu langen Pause zurück und servieren ihrer eingeschworenen Fanschar ein neues Album, das am 8.11.2013 in Feldkirch mit einer ordentlichen Party präsentiert und live dargeboten wurde. Keine Frage, dass aus diesem Anlass kein Weg zu weit erschien, um auf diesem Event in Feldkirch (Österreich) dabei zu sein.

Was für eine Location … In den finsteren und kalten Kellergewölben eines alten Antiquariats, das sich in den oberen Etagen heutzutage eher als Antiquitäten-Präsentationsmeile mit ausgiebigen Flächen für ein ordentliches Sit-In präsentiert, haben schon einige Punk-Bands ihre Boxen zum Zerbersten gebracht, wie die Plakate mit den Namen KIFFERGLÜCK IM DOPPELPACK, BLOCKFLÖTE DES TODES, aber auch BLUMFELD, an den Wänden bezeugen. Doch die Räumlichkeiten wurden – oben wie unten – schnell bevölkert, als ab 20h die reservierten Tickets in Empfang genommen werden konnten. Den Preis für die sensationellste Garderobe des Tages wurde in Gedanken schnell an einen im Halbdunkeln kleinen sonnenbebrillten Schlumpf-Mützenträger mit langem Lodenmantel vergeben. Kult.

Was für eine Setlist … Die Band stieg, nicht ganz pünktlich, aber von der Menge mit großer Begeisterung empfangen, in ihren Set mit dem groovigen `Tric Trac` vom neuen Album `Schlage mein Herz, schlage …“ ein. Eigentlich ein nicht ganz so eingängiger Song, entwickelt er live jedoch ungeheure Qualitäten. Welch eine Überraschung aber, dass genau dieser Song in der Nacht zuvor im Schlaf ohrwurmartig durch das dösende Gehirn marschierte. `Firestorm` machte direkt danach keine Gefangenen und nur der Jahrhundertsong `Madam Pest` konnte die Begeisterung noch steigern. Zwar in einer anderen und durchgehend flotteren Art als auf dem Album, doch ein „Jippie jippie ja ja jeah-eaah, I´m gonna dance with my lady Madame Pest today“ versetzt auch noch heutzutage jeden Mob in völlige Ekstase.

Überhaupt muss man betonen, dass live die neuen Songs noch viel energiegeladener und drückender als auf dem Album wirken und sich hierbei kein einziger Song hinter den alten Klassikern verstecken muss, sondern mit diesen mehr als nur mithalten kann. Der Titelsong des neuen Albums bestätigte danach umgehend diese Behauptung. Überraschenderweise tickte das Publikum anschließend nicht restlos aus, als `Behind`, `Advanced In Years` und `Generation Isolated´ vom Debütklassiker im Dreierpack gespielt wurde.

`Island`, das Lied mit dem rEnE vor nicht allzu langer Zeit Mario wieder zum erneuten gemeinsamen Musizieren unter dem Banner MAYFAIR umgehend überzeugen konnte, war ebenso wie auf der CD auch Live ein großer Höhepunkt. Doch die Himmelspforte ging erst mit `Der Abschied` auf. Pure und emotionale Soundmagie, geboren aus Ton und Stille. Wie einfach und doch hochgradig berührend Musik gespielt werden kann. Nach `Bitter Or Sweet` bedankte sich die Band schon artig, doch an ein Entkommen war nach einer guten Stunden natürlich noch lange nicht zu denken.

Immerhin waren die Jungs mittlerweile vollkommen locker drauf. Jede Anspannung war gewichen und so konnte es noch zu fünf Zugaben kommen. Dass `Die Flucht´ und vor allem das endgeile `Waterproof´ gefeiert werden würde, war klar, doch dass die Menge bei diesem rohen und nackten Stück Fleisch namens `Abendp_rno` so abgehen würde, war nicht zu erwarten. Zum Abschluss noch `Drei Jahre zurück` vom neuen Album, dass sich wirklich jeder schon als `Album des Jahres` in seiner Bestenliste vermerken kann, und die Band beendete – Schulter an Schulter umschlungen – fröhlich und lachend, nachdem bei den Zugaben schon die ersten Weingläser geleert wurden, ein atemberaubendes Konzert, das viel zu schnell vorbei war und die Gier auf weitere dieser Art nur genährt hat.

Denn das war nur der Anfang … Denn diese Band kann noch mehr … Diese Band will noch mehr …

Diese Band … Unnachahmlich mit Mario am Gesang, der heuer zwischen flüsternd und schreiend, zwischen verschämter Grimasse und diabolischer Miene, alle Gefühlsregungen bereithält. rEnE an der Gitarre hingegen ruht vollkommen in sich selbst, nichts scheint ihn in seinem Spiel, in seinem ureigenen Spiel aus der Ruhe bringen zu können. Selbst wenn unser allerliebster Jolly mitten im Lied meint, sein Drumkit ruhen zu lassen, und dann doch noch das Lied vollendet. Gerade Jolly konnte man an seinem Dauergrinsen den Spaß zu jeder Sekunde nicht nur ansehen, sondern in seinem glänzenden Spiel auch anhören. Im Rhythmus zur Seite stand ihm der allmächtige Johannes, der mit seinem perfekten Bassspiel, verschmitzt hinter seinem Bart grinsend, für die Band von unschätzbarem Wert ist.

Dies war nur der Anfang …

 

                      Setlist:

    • Tric Trac
    • Firestorm
    • Madame Pest
    • Schlage mein Herz, schlage …
    • Wwwrong
    • Behind
    • Advanced In Years
    • Generation Isolated
    • Last Spring
    • Island
    • Der Abschied
    • Bitter Or Sweet
    • One Night And A Dream
    • Waterproof
    • Abendp_rno
    • Die Flucht
    • Drei Jahre Zurück

 

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