GROBSCHNITT – Solar Music Live (Remix 2024)
1978/2024 (Vertigo / Universal Music)
Von GROBSCHNITT erschien in den letzten Jahren ausschließlich eine Plakatankündigung nach der anderen für ihre jahresübergreifenden “Acoustic Party”-Tourneen auf der Bildfläche. Da aber seit 1971 das Motto “Kein Tag ohne Grobschnitt” eingehalten werden muss und sich nicht jedermann, verkleidet oder nicht, für die abgespeckten Akustik-Versionen begeistern wird, steht seit 2015 immerhin auf CD das Gesamtwerk-Box-Set ´79:10´ oder seit 2017 die „Black & White“-Vinyl-Serie des kompletten GROBSCHNITT-Katalogs zum heimischen Hören zur Verfügung. Heimlich muss es nicht sein, der Lautstärkeregler darf schon ordentlich auf Anschlag gedreht werden. Die Nachbarn dürfen beim Motto “Kein Tag ohne Grobschnitt” selbstverständlich miteinbezogen werden.
Von jetzt an werden die Tage jedoch wieder ausgefüllter. Denn GROBSCHNITT legen einen Remix ihrer ersten und legendären Live-LP vor. ´Solar Music Live´ erscheint als spektakulärer Remix in einer bahnbrechenden Klangdimension – für alle Erden- und Solar System-Bewohner.
Die Hagener Krautrock- und Progressive Rock-Legende konnte die Original ´Solar Music´-Mastertapes aus dem Jahre 1978 für einen frischen Remix digitalisieren. Die 2024er Version eröffnet nicht nur im Stereo-, sondern erst recht im 5.1.-Surround- sowie im Dolby Atmos-Remix neue Klangräume, um sich GROBSCHNITT live in die gute heimische Wohnstube zu holen. Der bereits zuvor keineswegs schlechte Klang wird jetzt über Kopfhörer und Solar-Soundsysteme zu einem Erlebnis und fängt die Atmosphäre der damaligen Liveband des Jahres (“WDR-Rockpalast”) perfekt ein.
Das fortwährend evolvierende und gut einstündige Mammutwerk ´Solar Music´ gehörte früher zu den Höhepunkten ihrer bis zu vier Stunden andauernden Live-Shows. Diese Live-Aufnahme von ´Solar Music´ wurde während ihrer Frühjahrstournee 1978 am 7. April im Otto Pankok Gymnasium in Mühlheim an der Ruhr mitgeschnitten. Zwischen vielen Liedern und einigen Späßen bewies ´Solar Music´ auch im Laufe dieses Abends die künstlerische Größe dieser einmaligen Musikgruppe.
Ohnehin befanden sich die Musiker auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und ´Solar Music´ fing diese Brillanz von Eroc (Schlagzeug), Lupo (Gitarre), Wildschwein (Gesang, Gitarre), Mist (Keyboards), Hunter (Bass) und Toni Moff Mollo (Gesang, Licht) ein. Konnten ihnen auf ihren frühen Werken bisweilen Ähnlichkeiten zu anderen Größen des Musikgeschäfts nachgesagt werden, so waren sie in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre ganz sie selbst. Am 7. April 1978 verblassten alle Dinosaurier des Progressive Rock hinter der Vorstellung von GROBSCHNITT.
Dieses Live-Album ist schlicht und einfach eines der magischsten Werke aller Zeiten. Nach wenigen Sekunden wird der Hörer in seinen Bann gezogen und kann sich nicht mehr von dieser Reise in das Zentrum von Allem entziehen. Das ursprünglich halbstündige Epos aus ihrem 1974er Album ´Ballermann´ wird um weitere instrumentale und höchst hypnotische Abschnitte zu diesem gut einstündigen, sonnendurchfluteten Werk erweitert.
Schlagzeug, Orgel- und Keyboard-Tasten, Bass- und Gitarren-Saiten spornen sich durchgehend zu Höchstleistungen an. Nach einem ersten wilden (´Solar Music I´) und spacigen Auftakt (´Food Sicore´) steigern sie sich in die Ekstase (´Solar Music II´). Lupo bringt seine Gitarre nach und nach zum Glühen (´Mühlheim Special´) und alles in allem vollständig zum Eruptieren (´Otto Pankrock´), ehe sich Tasten und auch Schlagzeug in den Vordergrund drängen (´Golden Mist´). Nochmals kämpft sich die Gitarre empor und ergießt sich in schönster Melancholie (´Solar Music III´), unterdessen die einzelnen Musiker auf der Bühne zum Abschied vorgestellt werden (´Tschüss Mühlheim´).
Diese einmalige, spacige und psychedelische Reise mit Gitarreneskapaden und Tastenstreicheleinheiten versprüht nunmehr ihr magisches Feuerwerk im Breitwandformat. “Heut’ ist ein schöner Tag wie Vater Schmidt ihn mag” – würden GROBSCHNITT jetzt singen.
(Klassiker)