PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS November 2023

Halli hallo,

der Winter ist da und wir sind auch wieder mit einem frischen Kompass am Start.

Zwar nicht so weiß wie der Schnee, denn wir haben viele Reviews in aller Kürze verfasst und somit die leeren, weißen Seiten schwarz geschrieben, aber dafür umso bunter und vielfältiger. Das mögt Ihr ja so gerne.

Einen spannenden Hörgenuss solltet Ihr allerdings nicht nur von den hier vorgestellten Scheiben erwarten, sondern besonders auch von der Monatsherrlichkeit. Tataaaa……

Peace, Freunde! Peace!

 

 

   

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

 

 


ABOUT MEEMO – Zugzwang
2023 (M&O Music) – Stil: Alternative/Folk Rock

Mimmo Ripa ist nicht nur Gitarrist und Bassist, sondern ebenso Produzent und Songwriter. Bei seinem Projekt ABOUT MEEMO singt er natürlich auch.

Seine frühen Einflüsse von PEARL JAM, SOUNDGARDEN und SMASHING PUMPKINS lebt er besonders in seinem Hardrock Projekt BURSTING WONDERLAND aus, bei ABOUT MEEMO wildert sein Alternative Rock zeitgleich im Indie Rock und Folk Rock. Hier kann er seine von Herzen kommenden Songs vortragen und sich ganz persönlich geben.

´Zugzwang´ ist mittlerweile sein drittes Album via „M&O Music“ und wahrscheinlich sein bislang bestes.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/AboutMeemo/


BEWITCHER – Deep Cuts & Shallow Graves
2023 (Century Media / Sony Music) – Stil: Black Steel

Alle Menschen, die in den letzten zehn Jahren vom „Black Magick Metal“-Sound hypnotisiert wurden und sich ganz dem vulkanischen, dem eifelischen und niederträchtigen Sound von BEWITCHER ergeben haben, bleiben auch im Jahre 2023 den US-Amerikanern treu. Nach drei Studioalben präsentieren sie ihre erste Kompilation unter dem vollständigen Titel ´Deep Cuts & Shallow Graves: Ten Years Of Black Leather, Black Magic & White Hot Fucking Steel´. Diese enthält 17 Titel, darunter zwei brandfrische Prachtboliden, legt ansonsten aber nochmals die beiden 2013er Demos ´Satanic Panic´ und ´Wild Blasphemy´ sowie das 2015er Demo ´Midnight Hunters´ offen, die allesamt vor ihrem 2016er Debüt aufgenommen wurden. Diese Veröffentlichung macht natürlich besonders für Neueinsteiger des Sounds von BEWITCHER und für die Die-Hard-Anhängerschaft Sinn. Vorzugsweise im geilen Doppel-Vinyl der Sammlung einzuverleiben. Kauft überhaupt noch jemand CDs?

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BewitcherOfficial


BROTHER GRIMM – The End
2023 (Noisolution / edel) – Stil: Noise Rock / Indie Rock / Post Punk

Trockene Trommelschläge leiten den Opener ´Q Tip´ ein. Bevor schräger, deutlich britisch geprägter, Gesang loslegt. Zwei Gitarren, ein Schlagzeug. Der Berliner Dennis Grimm hat Enrico Semler an der zweiten Gitarre und Charlie Paschen am Schlagzeug in die Band geholt. Eher ungewöhnliche Besetzung und ungewöhnlich klingt das Album zunächst auch. ´When The Lights Go Out You Sing The Wuthering Heights´ ist recht schräg mit Punk-Attitüde und wiederholt das Thema immer wieder.

´The End´ lässt sich auf keinen zeitlichen Horizont festlegen. Mit dem feinen ´High´ oder dem mit Streichern unterlegten melancholischen ´Homesick´ kann man auch zugänglicher und richtig melodisch klingen, ohne zu kompakt oder süßlich zu sein. ´Green´ und ´Wake Up´ haben einen psychedelischen Ansatz, ´Dead Dogs In Space´ ist wieder minimalistischer. Der Titelsong ist hart und noisig. ´How The Dogs Kill´ auch minimalistisch und gefühlvoll. Insgesamt eine ziemlich originelle Veröffentlichung, die der eigenwillige Gesang und die direkte Unverfälschtheit zusammenhält.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – Brother Grimm | Facebook


CHEMIKILLED – Aftermath
2021/2023 (Underground Power Records) – Stil: Power Metal

Endlich gibt es diesen gewaltigen Power Metal-Boliden auch auf Vinyl. Das ursprünglich 2021 veröffentlichte Album des internationalen Trios war damals schon eine wuchtige Bombe. Warum man schon damals nicht parallel dazu die Scheibe in Vinylform veröffentlicht hat, bleibt ein Rätsel.

Namen-Nerds werden bei dem Namen des Sängers sofort aufhorchen: Tommy Thompson! Genau – jener, der bei NIGHTCRAWLERs legendärer ´Soldier In Time´-Platte den Gesang beigesteuert hat. Dazu gesellt sich Jonas Schütz an den Drums, aus Deutschland, und Gitarrist Tim Piispanen, Amerikaner, und zuvor bei CHEMIKILL aktiv.

Die Mucke ist voll auf die Zwölf, aber alles andere als platt. US-Power Metal vom Feinsten. Bei ´The Offering´ kommen sogar Parallelen zu NIGHTCRAWLER auf, was wiederum ganz klar an Thompsons Gesang liegt, der aber generell schon eine Note tiefer klingt als zu NIGHTCRAWLER Zeiten. Dennoch haben sich einige Nuancen in seiner Stimme nicht verabschiedet. Was wiederum bei ´Walk The Line´ überdeutlich zu hören ist. Und ´Angels Fallen´ bläst einen komplett aus den Boots!

Machen wir es kurz, wer bisher einen Bogen um dieses hymnische Power Metal-Album gemacht hat, der kann jetzt beim Vinyl zugreifen. Zudem, wer auf eine Mischung aus DESTRUCTOR und NIGHTCRAWLER steht, für den ist dieses Teil grundsätzlich Pflicht. Und: keine fucking Balladen! 

(9 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://chemikilled.bandcamp.com/album/aftermath 


EMERALD RAGE – Valkyrie
2023 (Stormspell Records) – Stil: Heavy/Power Metal

Neben einer Reihe EPs legt das Quartett aus Ohio mit ´Valkyrie´ seinen zweiten Longplayer vor. Das Album bietet wie schon auf dem 2021er Vorgänger ´High King´ einen Mix aus klassischem Heavy Metal, gut durchgemischt mit US-Power Metal und auch melodischen Elementen. Tendenziell kann man die Truppe jenen Fans empfehlen, die sich auch schon für ANCIENT EMPIRE, FALLEN ORDER, BLAZEN STONE etc. begeistern konnten.

Die zehn Tracks unterscheiden sich daher nicht wirklich markant voneinander. Soundmäßig ist das alles sauber, aber auch irgendwie wenig „Hart“. Die Gitarren hätte ich mir persönlich mit mehr Dampf gewünscht, was für deutlich mehr „Biss“ im Gesamtsound gesorgt hätte. Da ich schon BLAZEN STONE kurz erwähnte, als Brückenschlag, finden sich auch nicht wenige RUNNING WILD-Einflüsse auf dem Album. ´Nocturnal Knight´ wäre diesbezüglich zu erwähnen. In ´Saints & Herectics´ spiegelt sich der RUNNING WILD unüberhörbar.

Insgesamt wirkt das alles solide, aber auch irgendwie unspektakulär und wenig überraschend. Wer sich angesprochen fühlt, kann hier nix falsch machen. Fans mit etwas mehr Anspruch sollten vorab mal auf Bandcamp reinhören.

(knappe 7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://emeraldrage.bandcamp.com/album/valkyrie-2


ERADIKATED – Descendants
2023 (Indie Recordings) – Stil: Thrash Metal

Die jungen Schweden liefern auf ihrem Debüt soliden Thrash Metal. Was auch kein Wunder darstellt, war man zuvor jahrelang unter dem Namen THE GENERATIONS ARMY unterwegs und lieferte 2017 sogar ein Album ab. ´Descendants´ liefert gutes, abgehangenes Geballer, wobei man den markanten SLAYER-Einfluss nicht überhören kann. Hier und da klingt man durch eine etwas hektische Spielweise dezent chaotisch, was aber grundsätzlich nicht stört.

Liegt die Dominanz doch ganz klar bei SLAYER Riffs und Taktung. Man höre als gutes Beispiel ´Flood´. Die Drums klingen etwas angestaubt und immer mal wieder hohl, dafür schreddert man sich mit bissigen Riffs durch die elf Songs.

Neues offenbart sich nicht, aber die Energie und der Spielwitz sind gefällig. Das guttrainierte Thrash Metal-Ohr wird bei ´Blood-Like Red´ sogar frühe METALLICA heraushören. Alles in allem ein akzeptabler Einstieg der Schweden, die aber in der Schwemme von Thrash Metal-Alben keinen leichten Stand haben werden.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://eradikated.bandcamp.com/album/descendants


FLYING SKULL – Obscurita
2023 (Independent) – Stil: Heavy Metal

Vor zehn Jahren meldete sich das Kölner Quintett FLYING SKULL mit einer EP namens ´Sign Of The Brave´ zurück und versuchte da anzuschließen, wo man in den frühen Achtzigern aktiv war bzw. endete. Mit einem neuen Line-up hat man die Leidenschaft für schnellen, teils speedigen Metal beibehalten. ´Obscurita´ wirkt wie aus der Zeit gefallen und bedient die Puristen des Metal Genres. Selbst die Produktion atmet den Geist der Achtziger und geht in Konkurrenz zu „Sounderlebnissen“ (Achtung: Sarkasmus) aus den Häusern „Neat“ oder „Heavy Metal Records“ aus der NWoBHM-Ära.

Die schnellen Nummern des Albums sind gefällig durch ihre puristische Spielweise und einen Gitarrensound, der irgendwie an SAVAGE und CHATEAUX erinnert. Ein grenzwertiger Gesang rundet den Zeitmaschinentrip ab. Die schnellen Stücke haben schon Charme, aber den Rest der Tracks, also die Balladen und eher langsamen Songs hätte man sich sparen können. So wäre wohl eher eine EP zustande gekommen, die Fans von erwähnten SAVAGE und CHATEAUX mit einer Prise LIVING DEATH abgeholt hätte. Zuviel ist manchmal auch schädlich.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.flyingskull-metal.de/


GODMODE – In This Moment
2023 (BMG/Warner) – Stil: Alternative Metal

GODMODE bieten sich aktuell als Vorzeigemodell des US-amerikanischen Edelstahls an. Zwar sind sie dem Alternative Metal zuzurechnen, doch ihr moderner und elektronischer Klang, in Verbindung mit dem Gesang von Maria Brinks ergeben ein schönes Bild für die Titelseiten aller Propagandamagazine.

Doch bei all dem vorhersehbaren Sound und der entsprechenden Ästhetik sind die Höhepunkte rar gesät und die Kompositionen an sich plätschern in immer gleicher Stimmung und in unveränderter Geschwindigkeit vor sich hin. Wahrscheinlich entspricht dies dem Gott-Modus, aber nicht dem echten Stahl. 

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/godmode

 


HENCE CONFETTI – Hence Confetti (EP)
2023 (Bird’s Robe Records) – Stil: Noise Metal / Alternative Metal / Progressive Rock

Bombastischer Einstieg. MISH-Frontmann Rowland Hines aus Australien hat sich zwei Mitstreiter (Gareth Dwyer, Adam Golsby) gesucht und veröffentlicht eine 5-Tracks-EP, die in der Pandemie voneinander isoliert aufgenommen wurde. Doch der Bombast täuscht, es wird ziemlich noisig und komplex. ´Buttons´ mit verzerrtem Gesang nimmt die Hörerin / den Hörer mit in ziemlich krawallige Welten. ´Rorschach´ (wird wohl eher den berüchtigten Test als die Schweizer Gemeinde betreffen) ist eher dem Ambient und Progressive Sound zugetan. Sanft, aber abgründig. ´Ovation´ glaubt an Melodie und Energie, und pendelt zwischen sanften Tönen und brachialen Eruptionen. ´Bandages´ darf zum Abschluss noch einmal richtig erschrecken, mit Unruhe, Chaos und Chören.

Sehr spannend, keine einfache musikalische Kost und vielleicht noch etwas auf der Suche. So lässt sich diese EP charakterisieren. Man darf gespannt sein, was von der Band noch kommt.

(7,75 Punkte – Harald Pfeiffer) – Hence Confetti | Bathurst NSW | Facebook   


HYLOXALUS – Make Me The Heart Of The Black Hole
2023 (Independent Release) – Stil: Dark Power

Die musikalische Entwickelung des Trios aus Edmonton, Kanada, weg vom teils europäisch geprägten, melodischen Power Metal zu einer reiner Dark Power-Band ging recht schnell. Innerhalb von zwei Jahren hat man seinen Stil weitgehend geändert. Auch wenn auf den früheren Veröffentlichungen die Sopran-Stimme von Nina Laderoute hervorstach, auf dem neuen Album dominiert sie geradezu das musikalische Geschehen und wird somit nicht wenig polarisieren. Denn diese enorm hohe Stimme in der Tradition von NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, EVANESCENCE und Co. ist ja bekanntlich eine ausgeprägte Geschmackssache.

Die Songs selbst sind teils verproggt, anderseits auch etwas Power Metal-lastig, auf jeden Fall aber keine leichte Kost. Haut TRISTANIA mit Elementen von STRAPPING YOUNG LAD und RUSH in den Mixer und heraus kommt ´Make Me The Heart Of The Black Hole´. Eine typische Love-or-Hate-Band, die polarisiert aber hier nicht untalentiert agiert, im Gegenteil. Ohne den Gesang würden Prog-Fans sicher aufhorchen, so sind Vorurteile massiv vorprogrammiert.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://hyloxalus.bandcamp.com/ 


INDEATHERENCE – And From The Shadows They Shall Rise
2023 (Independent) – Stil: Melodic Death Metal

Nicht der Sachsen-Dreier, sondern der Sachsen-Sechser ist mit INDEATHERENCE am Start.

Die Melodic-Death-Metaller kommen mit ihrem Album ´And From The Shadows They Shall Rise´ um zu bleiben. Mit einem wohldurchdachten Konzept, metallischer Orkan im Sinne des schwedischen Göteborg wird mit einer Sängerin und einem Sänger dargeboten, wollen INDEATHERENCE die Welt im Sturm einnehmen.

Alexandra Schaedler und Christian Litzba sind am Mikrofon zugange, während Stefan Korb an der Lead-Gitarre, Daniel Korzin an der Rhythmusgitarre, Thomas Pangert am Bass und Tom Zwinzscher am Schlagzeug für das nötige Etwas im Soundgefüge sorgen.

INDEATHERENCE müssen sich mit ihrer Eigenproduktion nicht verstecken, benötigen allerdings zur Welteroberung einen prominenten Produzenten und noch ein überaus prominentes Lied.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/indeatherence


INTERNA – Nach Außen Konziliant
2023 (Waldinsel Records) – Stil: Indie / Wave / Post Punk

Geile Namen gehören ins Programm: Simon Falk von SIE KAMEN AUSTRALIEN, Steffen Frahm von KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LAPALOMA PFEIFEN sowie Lars Stuhlmacher von SIE KAMEN AUSTRALIEN und KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LAPALOMA PFEIFEN haben die Gruppe INTERNA gegründet. Schlicht, kurz und aussagekräftig der Name.

Ihre Musik kehren sie aus ihren Innereien ans Tageslicht, aus schlichtem Rock mit Post Punk, Noise, Funk und Disco. Anders ausgedrückt, irgendwo zwischen Indie Rock und Punk Rock kreieren sie ihre eigenen Hymnen. Sie denken dabei so ein bisschen um die Ecke, musikalisch als auch textsicher zwischen Realität und Fiktion.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/internaband


ISOSCOPE – Conclusive Mess
2023 (Noisolution) – Stil: Post Punk, Noise, Experimental               

ISOSCOPE verquicken bei aller Liebe zur guten alten Musik den Noise und Post Punk, behalten sich allerdings das Recht auf spontane Explosionen und Erkundungen in anderen Bereichen vor.

Die große Kunst bei all den musikalischen Wirrungen besteht darin, den Überblick zu behalten und diesen dem Hörer in aller Liebe zu schenken.

Nach und nach ergibt sich für den Hörer ein berauschendes und hoch musikalisches Bild, das ISOSCOPE nur die größten der Gilde nachmachen können.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/isoscopearewe

 


THE LAST HURRAH!! – Modern Nostalgia
2023 (TBC Records) – Stil: Country Rock / Folk / Blues

Der norwegische Gitarrist/Komponist Hans Peter „HP“ Gundersen ist neben seinen Produktionen für dutzende Künstler auch von den vier Alben seines Projektes THE LAST HURRAH!! bekannt.

Während die ersten Alben eher meditativ und weniger explosiv waren, haben ihn die letzten Jahre der Einkehr wieder zu seinen Ursprüngen geführt. Seine Kollaborationen mit anderen Musikern hat er allerdings beibehalten und Tim Scott McConnell (Ledfoot), Foster Timms und Shane Alexander in das Studio eingeladen.

In der ´Modern Nostalgia´ lassen sich THE LAST HURRAH!! zwischen Barock Pop und Psych Folk treiben, die Sechziger- und Siebzigerjahr rufen, gerne mit etwas Stimmung von THE BYRDS und FLEETWOOD MAC.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thelast.hurrah.no


AYNSLEY LISTER – Along For The Ride
2022 (Straight Talking Records) – Stil: Blues Rock

Aynsley Lister, Jahrgang 1976, ist ein Gitarrist und Sänger aus Manchester, der seit mehr als 25 Jahren aktiv ist und es in Gitarrenmagazinen zu einem gewissen Ruhm gebracht hat. ´Along For The Ride´ ist nicht mehr ganz pressfrisch, aber ein dynamisches Rockalbum, das auf den 13 Songs Blues und Rock zu einem melodischen Ganzen verbindet. Aynsley setzt eher auf harmonische Songs, oft mit einem Schuss Melancholie. Aber auch Rockiges wie ´Is This Really Happening Now´, ´World Is Falling´ oder ´Made Up My Mind´ kann er mit seiner sanften Stimme und seinen ebenso meist warmen Gitarrentönen gut vortragen. Auch bei sanften Balladen wie ´Eve Part I´ oder ´Cast A Light´ fühlt er sich wohl. ´Eve , Part II: Love You To Death´ hat dann sogar etwas Abgründiges zum Schluss.

Nichts für die ganz Harten, aber für kalte Tage sehr empfehlenswert, da immer mit warmem Unterton, geschmackvoll und im grünen Songwriting-Bereich.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/aynsleylister/


MISS MELLOW – Miss Mellow
2023 (Sound-Effect Records) – Stil: Progressive Rock

Die vier Münchner Musiker haben eine sehr geschmackvolle und musikalisch überzeugende Veröffentlichung vorgelegt. Irgendwo zwischen Progressive Rock und Krautrock, mit Schnittmengen zu Fusion und Indie Rock, mal an BIRTH CONTROL erinnernd, mal an NEKTAR. ´Chopsticks´ und der Titelsong sind schöne progressive Titel, ´Update´, der einzig deutsche Titel, erinnert an Deutsch-Rock der 70er Jahre. ´Peace In My Mind´ und ´The Universe´ weisen auch Schnittstellen zu PINK FLOYD und Hard Rock auf. Nur das zehnminütige ´Who Abides?´ will etwas zu viel und bindet noch funkige und Latin-Rhythmen hinein. Das ist mir dann etwas überambitioniert.

Ansonsten gibt es eine geschlossene Mannschaftsleistung, denn das Band-Kollektiv steht im Mittelpunkt, auch bei den gelungenen Chorgesängen.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – Miss Mellow | Facebook 


OXYMORRONS – Melanin Punk
2023 (Mascot/Rough Trade) – Stil: Crossover

Freude an alternativer Musik muss für das Hörvergnügen von OXYMORRONS vorhanden sein. Genauer gesagt muss grundsätzlich eine Sympathie für Rap und Metal gegeben sein.

Somit musizieren OXYMORRONS in der Tradition von LIMP BIZKIT und Konsorten. Da die ganze Chose auch noch sehr gefällig aus den Boxen rauscht, werden OXYMORRONS wohl eher den immer geringer werdenden Club der Hausfrauen am Radio ansprechen als den Festivalgänger an diesem oder jenem ollen Ring.

Hauptsache Punk. Obwohl OXYMORRONS bestimmt irgendeinen anderen Punk meinen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Oxymorrons


CASSIDY PARIS – New Sensation
2023 (Frontiers Records/Soulfood) – Stil: Melodic Metal/Hard Rock

Wenn der Vater Steve Janevski bei WICKED SMILE die Saiten zum Glühen bringt und PAUL LAINE (ex-DANGER DANGER, THE DEFIANTS) in der jungen australischen Sängerin CASSIDY PARIS was Besonderes sieht und „Frontiers Records“  umgehend einen Deal auf den Tisch legen, sollte man sich die aufstrebende Lady mal genauer anhören.

Nach zwei EPs folgt nun das Debüt mit elf sauber produzierten Tracks, die allerdings nicht wirklich ohrwurmtauglich daherkommen. Zwar ist die Stimme der Lady nicht schlecht, wirklich nachwirken kann sie aber auch nicht. Vielleicht liegt es auch am wenig beeindruckenden Songmaterial, das nicht über simples 08/15-Niveau herauskommt. Da hat diesbezüglich CHEZ KANE, als unmittelbare Konkurrenz, mehr zu bieten.

Mit dem Opener ´Danger´ und einem totalen Achtziger-Vibe steigt sie zwar stark ein, kann dann aber leider das Niveau nicht halten. Das klingt alles recht belanglos und millionenfach gehört bzw. vorausschaubar. Auch wenn die Songs so Lala sind, die Gitarrenarbeit ist dennoch tight. Nach ein paar Durchgängen können kurze Sequenzen einzelner Songs eine Verbindung zu PAT BENATAR aufbauen, aber das auch nur wenn man wirklich mit deren Material intensiv vertraut ist. ´New Sensation´ wird seinem Titel nicht gerecht. Aber wir stellen den Status bei der Lady mal auf „beobachten“.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/cassidyparisofficial/


SATAN WORSHIP – Satanik Overdose Of Hell
2023 (Folter Records) – Stil: Black Metal / Thrash Metal

Düster und textlich gewollt provokativ kommt die deutsch/brasilianische Combo SATAN WORSHIP mit ihrem dritten Album. Frontmann Leatherface ist schon länger bei SODOMIZER aktiv. Nach dem Intro gibt es mit dem 7-minütigen ´The Grand Bewitchment´ Black Metal mit dunklem Gesang und Keyboards zur Untermalung der Düsternis. Große Abwechslung gibt es nicht. Teilweise sind die Songs mir, auch wenn es sich um Black Metal handelt, etwas zu strukturlos oder zu eintönig wie bei ´The Cult Of Slaughtered Lambs´.

Es gibt aber auch ganz gute Thrash-Banger wie das doomige ´Tempel der Bestie´ oder ´Sange De Drac´ mit MOTÖRHEAD-Riff und melodischem Mittelteil. Für die ganz Bösen und Harten sicher antestenswert. Ich finde es ganz unterhaltsam, aber beim Songwriting etwas durchschnittlich.

(6,75 Punkte – Harald Pfeiffer) – Satan Worship | Facebook 


SEEKERS ARE LOVERS – Nepenthes
2023 (Echozone / BOB-Media) – Stil: Gothic Rock

Nichts Neues aus dem Hause SEEKERS ARE LOVERS, dabei hat sich das Trio unter dem Namen SEEKERS ARE LOVERS doch gerade erst frisch aufgestellt.

Es hat sich zumindest ganz dem Gothic Rock verschrieben und spielt ihn auch in all seinen Farben und seiner Pracht hoch und runter, sorry, natürlich ohne Roy Black ganz in schwarz.

SEEKERS ARE LOVERS leben und spielen die Musik, der sie sich voll und ganz hingeben, besonders wenn sie aus dem Gleichschritt ausbrechen und das Tempo erhöhen. Die Melancholie sollte allerdings in Zukunft weitaus stärker die Seele packen und das schwarze Herz erfreuen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/seekersarelovers


SIX FOOT SIX – Beggars Hill
2023 (Scarlet Records) – Stil: Melodic Metal

Das 2017 in Gothenburg gegründete Trio kann bisher auf zwei Alben zurückblicken. Mit ´Beggars Hill´ kommt drei Jahre nach ´End Of All´ der dritte Longplayer aufs Tablett. Die Band um ex-FALCONER Sänger Kristoffer Göbel konnte als Gastmusiker Snowy Shaw an den Drums gewinnen. ´Beggars Hill´ ist zweifelsohne stärker ausgefallen als die Vorgänger, gerade weil die Gitarren nicht mehr ganz so handzahm klingen. Generell liefert man aber schwedische Melodic Metal Stangenware, die eher unspannend klingt.

Die zehn Songs sind sauber produziert und zeigen, dass die Musiker spielen können, allerdings wirkt das alles wenig mitreißend, weil…Stangenware. Das klingt tausendfach gehört, auch wenn man sich einigen Titeln mit Ohrwurmqualitäten nicht ganz entziehen kann. Wer mit Bands wie FREEDOM CALL, PLACE VENDOME, NORDIC UNION und Co. gut kann, der ist bei SIX FOOT SIX richtig.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://scarletrecords.bandcamp.com/album/beggars-hill


STEEL MESSIAH – Dead Or Alive
2023 (Independent Release) – Stil: Heavy Metal

2016 veröffentlichte die aus Ulm kommende Band eine EP namens ´Of Laser And Lightning´, die durchweg positiv aufgenommen wurde. 2018 war allerdings schon Schicht im Schacht und man löste sich auf. Anfang 2023 haben Gitarrist Kai und Sänger Marius mit neuen Mitgliedern die Truppe wiederbelebt. Im Schlepptau u.a. Drummer Marc von DEMONS DREAM.

Mit dem aktuellen Release ´Dead Or Alive´ will man nun eine neue Ära für die Band einläuten. Die sechs Stücke sind reines Heavy Metal Puristen Futter. Selbst der Sound ist dementsprechend. Ein plumper Mix aus SKULL FIST, TRAVELER, AXXION und Co, nur eben nicht auf deren Niveau. Gesanglich ein Auf und Ab der Gefühle. Mal KING DIAMOND-ähnliche Screams, anderseits unmusikalisches Dritte-Liga-NWoBHM-Gesinge. Erinnert mich irgendwie an den Stil/Sound der Achtziger, als deutsche Bands auf der Spielfläche erschienen. Einer der ausgereiftesten Tracks ist sicher ´We Are The Night´, mit sauberer Taktung und entsprechenden Gitarreneinlagen. ´Dead And Gone´ hat kurze positive Momente, wirkt aber in seiner Gesamtheit wie ein schlechter HAMMERFALL-Song. Gut, es gibt potentielle Ansätze und die Puristengemeinde wird es cool finden, für meinen Geschmack fehlt da aber noch einiges, um zu beeindrucken. Nett, mehr nicht. Wer doch Bock drauf hat, beeilen, es wurden nur 250 CDs gepresst.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://steelmessiah.bandcamp.com/album/dead-or-alive


SUCCUBUS – The Eternal Curse Of Existence
2023 (Boersma Records) – Stil: Melodic Death Metal

Böse, aber auch immer mit nachvollziehbaren Melodien agieren SUCCUBUS aus Neuruppin. Nach dem Intro wird mit ´Harbringer Of Death´ gleich ordentlich losgelegt, mit genre-üblichen Vocals. Die Songs sind immer wieder unterbrochen von melodischen Gitarrensalven. Songs wie ´The Failure Of Humanity´ machen Spaß, auch wenn dem Genre nicht viel Neues hinzugefügt wird. ´The Void´ bricht als akustisches Instrumental etwas aus dem vorgegebenen Schema aus, nur um den Weg für den harten Doppelpack, das düstere, mit doppelten Vocals versehene, ´The Enduring Illusion´ und das hymnenhafte ´Resist To Prevail´ zu ebnen. Mehr auf Speed wird bei ´The Darwinian Court´ gesetzt, bevor der epische, sehr melodiös und progressiv startende, Titelsong die Platte nach gut 50 Minuten beeindruckend beendet. Das zeigt noch einmal die sehr gute Spieltechnik der Band und die Offenheit für andere metallische Spielarten.

Für Genreliebhaberinnen und –liebhaber sicher eine Bereicherung der Sammlung, aber auch andere Schwermetaller dürfen die ansprechende Veröffentlichung antesten.

(7,25 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/Succubus.Metal


SPIDERGAWD – VII
2023 (Crispin Glover Records / Soulfood) – Stil: Hard/Classic Rock/Heavy Metal

Das neueste Werk von SPIDERGAWD ist erwartungsgemäß mit ´VII´ betitelt. Und es tönt glücklicherweise den Erwartungen entsprechend.

Das Quintett entfaltet sich in seinem Sound zu seinem 10-jährigen Jubiläum über acht Kompositionen hinweg. Die Norweger aus Trondheim haben wieder Melodien zusammengetragen, die sich nach dem Himmel strecken. Ihre Rockmusik mit Twin-Gitarren suhlt sich dabei mittlerweile sogar derart in ihrer Schönheit, dass die Grenzen zum Pop schon in Reichweite sind. Gleichwohl bleiben sie immer heavy und hard rockend auf ihrem Gelände. SPIDERGAWD brechen aus den gewohnten Bahnen aus und bleiben doch traditionell verankert.

Womöglich spielen SPIDERGAWD auch irgendwo im norwegischen Niemandsland mit THIN LIZZY, MOTÖRHEAD, JUDAS PRIEST und DEF LEPPARD auf. Traumvorstellungen mit Elfen im Schnee.

(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/spidergawd


TESTIMONY OF APOCALYPSE – The Offering
2023 (Roxx Records) – Stil: Death/Groove Metal

Nach ihrem letztjährigen Debüt ´None Escape The Judgement´ steht mit ´The Offering´ nun der Nachfolger an, der durch einen kompromisslosen aber auch vielseitigen Sound überrascht. 12 Songs, zehn verschiedene Sänger. Der Kern der Band, Gitarrist Nick Pacitti und Drummer Paul Graham, haben sich verdammt viel Mühe gemacht, ihre neuen Stücke so brachial und groovig wie möglich rauszublasen und mit den passenden Sängern auszustatten. Die Basis  von ´The Offering´ ist Death Metal, ausgeschmückt mit groovigen sowie progressiven Elementen.

Man kann das Album problemlos fünf Mal am Stück hören und wird immer wieder Neues entdecken, ohne zu ermüden. Während ´Darkly Through Mirrors´ trotz megaderben Death Vox auf eine grundsätzliche Heavy Metal-Basis baut, walzt ´When We Were Dead´ einen voll platt. ´Watchmen´ überzeugt mit geilen Riffs, vielen Tempo- wie Taktwechseln und einem New-Metal-Gesangsstil. Aber das funzt perfekt. Wie angedeutet, Vielseitigkeit ist Trumpf auf diesem Album und ist dem geneigten Death Metal-Nerd zu empfehlen.

(fette 7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://testimonyofapocalypse.bandcamp.com/album/the-offering


TEMPLE BALLS – Avalanche
2023 (Frontiers Records/Soulfood) – Stil: Melodic Heavy Metal

Zwei Jahre nach dem großartigen Album ´Pyromide´ Album liefern die Finnen einen weiteren Melodic Metal-Boliden nach, der wie schon zuvor bei den ECLIPSE, CRAZY LIXX und H.E.A.T Fans wildert. ´Avalanche´ ist in seiner Gesamtheit deutlich energischer wie die letzten Alben der genannten Bands.

Hier drückt es gewaltig in Sachen Gitarren und furioser Spielweise. Das ist so ein typisches „Bock auf Rock“ Album das einen auf ein Gute-Laune-Niveau zieht und dabei den Begriff „Heavy“ nicht außen vor lässt. ´Trap´ schlägt krachend ein und erinnert an H.E.A.T zu ´Tear Down The Walls´! ´Stand Up And Fight´ ist feinster Melodic Power Metal mit Hymnencharakter. Arde Teronen liefert wieder meisterliche Gesangseinlagen.

TEMPLE BALLS gehen mit diesem Album in den unmittelbaren Infight mit den zuvor erwähnten Bands. Warum die Finnen immer noch stiefmütterlich behandelt werden, obwohl sie inzwischen auf Topniveau liefern, ist ein Rätsel. ´Avalanche´ ist für Fans erwähnter Bands ein absolutes Muss. Allerdings muss ich nun „Frontiers Records“ fragen, ob sie noch ganz bei Trost sind, dieses Album nur in einer, wenn es stimmt, 80er Vinyl Auflage, neben der obligatorischen CD-Version, zu veröffentlichen. Shame on you.

(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/templeballsrocks/


TRAM DES BALKANS & MELISSA ZANTMAN – En Cavale
2023 (Les Entetes Production) – Stil: World Music / Jazz / Klezmer

Seit 2002 pflegt die französische Formation TRAM DES BALKANS einen Musikstil zwischen Klezmer und osteuropäischen Klängen.

Aktuell widmen sie sich mit Sängerin Mélissa Zantman unter dem Titel ´En Cavale´ einem neuen Projekt. Gemeinsam sind sie noch exotischer geworden. Neben Instrumenten wie Klarinette, Geige, Akkordeon und Kontrabass kommen auch solche wie Zitter, Kaval Flöte oder Maultrommel zum Einsatz.

Auf ihrer neuen Linie der Straßenbahn offerieren sie innerhalb von dreizehn Songs nicht nur frische Klänge, sondern singen auf Bulgarisch, Finnisch, Italienisch, Georgisch und Hebräisch. Die Lieder entstammen dabei der Tradition und sind gleichsam Eigenkompositionen.

Mit Mélissa Zantman versprüht die TRAM DES BALKANS tatsächlich noch mehr Lebensfreude und Frohsinn.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/tramdesbalkans


TREEBEARD – Nostalgia
2021/2023 (Bird’s Robe Records) – Stil: Post Rock/Metal

Zum zweijährigen Jubiläum seiner Independent-Veröffentlichung machen „Bird’s Robe Records“ das Debüt von TREEBEARD endlich ganz offiziell und für die ganze Welt zugänglich.

Die Gruppe aus Melbourne geht dabei genauso düster wie Nick Cave und genauso post-rockig wie MOGWAI vor, denn sie errichten ihre musikalischen Soundberge aus dunklen Ebenen heraus. Dabei haben sie vor einigen Jahren nahezu nur lange Epen im Studio eingespielt.

Somit ist auch die Musik von TREEBEARD für schwermütige und wehmütige Menschen mit einer langen Ausdauer bestimmt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/treebeard.band.aus/

 

 

 

 

 

Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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