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ALKALOID – Numen

~ 2023 (Season of Mist) – Stil: Extreme Metal ~


Die Meisterspieler aus Erlangen sind mit ihrem dritten Kunstwerk zurück. Gitarrist/Sänger Morean, Bassist Linus Klausenitzer Gitarrist Christian Münzer und Schlagzeuger Hannes Grossmann führen auch auf der großen Gottheit ´Numen´ den gemeinsamen kleinsten Nenner, den Death Metal, zu höchster Finesse, Kreativität und Virtuosität.

Die siebzig Minuten sind gespickt von komplexer und technischer Musik, die jegliche Vorhersehbarkeit hinten anstellt. Alle Kompositionen stellen ihre Verflochtenheit über sechs bis acht Minuten zur Schau, allein das Finale explodiert mit seinen Hooks und Melodien über dreizehn Minuten. Demzufolge bricht eine Welle voller Extreme nach der anderen über den Hörer herein, siebzig Minuten lang eine Woge des Progressive Metal in seinem Maximum.

 

 

ALKALOID erzählen in ´Qliphosis´ von Tod und Leben, der Sterblichkeit im Kosmos und von ewiger Wiedergeburt, so dass nicht nur Doom-Riffs vom Himmel fallen, sondern sogar Querverweise zu kanadischen Sci-Fi-Thrashern. In ´The Cambrian Explosion´ beginnt die Erde zu gefrieren, doch nach deren Tod folgt selbst hier neues Leben, während ALKALOID in der Hektik des Thrash hysterisch aufgehen und ebenso Saitenfinessen zeigen, samt einem sinfonischen Hochgesang mit weiblicher Beteiligung.

Im eingängigen Mindfuck von ´Clusterfuck´ werden Kathedralen gebaut und niedergerissen, erheben sich die Wesen immer wieder und verfallen doch zu Staub, zum exzentrisch klaren Gesang im Höhepunkt. Mit ´Shades Of Shub-Niggurath´ landet der Hörer nicht unerwartet bei H. P. Lovecraft und toten Gliedmaßen aus Abfall, einer Symphony des Fleisches; mit ´A Fool’s Desire´ beim Erwachen in schweren Schwingungen nach einer monatelangen Finsternis und schnellen Flitzefingern. ALKALOID beobachten allerdings auch Pilze, über Jahrhunderte hinweg, und sehen in ´The Fungi From Yuggoth´ auch noch Affen.

In der Folge schließen sich beim Streben zur Göttlichkeit drei weitere Teile der „Dyson Sphere“-Songreihe an, die auf dem 2015er Album ´The Malkuth Grimoire´ begann. Fantastisch anstimmend mit ´Numen´ in den Umlaufbahnen der Galaxie sowie einem Treffen mit Luzifer, fortfahrend mit dem Zerbrechen des Zeitkontinuums sowie Schwarzer Löcher in ´Recursion´ und vorerst endend in ´The Folding´ über alles oder gar nichts, samt finaler Backward Message. Abschließend berichten ALKALOID im Longtrack ´Alpha Aur´ von noch zu rettenden Seelen und der verzweifelten Suche nach einem neuen Planeten.

Numen est omen. Göttlicher wird es in naher Zukunft nicht mehr.

(9 Punkte)

 

www.facebook.com/alkaloid.metal
https://alkaloidsom.bandcamp.com/album/numen


Pic: Martin Weiss

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