PlattenkritikenPressfrisch

TRESPASS – Wolf At The Door

~ 2023 (From The Vaults) – Stil: NWoBHM ~


Manche Bands der NWoBHM haben gerade ihren x-ten Frühling. Nicht nur die TYGERS OF PAN TANG, wie sie zuletzt auf dem Iron Fest bewiesen haben. Auf dem letzten KIT waren auch TRESPASS zu Gast. Wer sie dort verpasst hat, oder sogar nicht anwesend war, kann sie jetzt zumindest mit ihrem neuen Tonträger genießen. Zuverlässige Quellen belegen, dass sie dort ziemlich abgeliefert haben.

Ja, auch diese Band hatte Höhen und Tiefen. 1979 gegründet in Sudbury/Suffolk schufen sie zu Beginn der 80s eine Reihe Singles und eine EP. ´Bright Lights´, der Titeltrack der EP wurde einer der Signature-Songs der Briten. Und ihr ´Stormchild´ wurde 2015 von ROXXCALIBUR mit einer Neuversion bedacht. Ihr Albumdebüt erschien dann erst 1993. Mitten in der Zeit, als der Heavy Metal als tot galt, schenkten sie uns ´Head´. Danach musste es wieder lang dauern, bis 2015, als Album Nummer zwo folgte. Danach wurden die Pausen kürzer. ´Wolf At The Door´ ist jetzt schon Dreher Vier und entstand in der Besetzung Mark Sutcliffe (Gesang, Gitarre und einzig verbliebenes Gründungsmitglied), Jason Roberts (Drums), Joe Fawcett (Gitarre) und Wil Wilmot (Bass).

Und sie steigen gleich ordentlich ein auf ihrem Album. ´Black Thorn´ nämlich ist eine angenehm rockende, herrlich altmodische Hard Rock-Nummer. Eigentlich genau so, wie man es von solch einer Band erwartet. Etwas metallischer folgt ´Daggers Drawn´. Stark vor allem das instrumentale Break in der Mitte. Dann aber folgt ein echter Kracher, obwohl weniger laut. In ´Force Of Nature´ treffen sich Epik und Dramatik. Die Leadgitarre weint zur Strophe und zum Chorus wird ein PURPLEiges Riff spendiert. TRESPASS verknüpfen ihren Metal immer wieder mit angenehmen Melodic Rock-Elementen. Sie geizen nicht mit schönen Momenten, finden, erfinden wunderbare Melodien. Das ist der ähnliche Weg, wie ihn die Labelkollegen der TYGERS gehen, aber sie gehen ihn insgesamt etwas sanfter. Dennoch dürfte die gleiche Zielgruppe angesprochen werden.

Natürlich, sie können auch aufs Gas treten. Das beweisen sie mit ´Ghost Riot´. Auch hier überraschen sie mit einem wirklich gelungenen Break. Ein persönliches Highlight aber ist das wunderbar elegische ´Back To The Woods´. Und auch ein leicht progressiver Longtrack darf nicht fehlen. Dieser hier nennt sich ´Stranger In Paradise´ und zeigt das ganze Können der Band.

Wer traditionellen Metal liebt, sollte hier zugreifen. Mir ist es eh ein Rätsel, wie solch ein Juwel von Band so sträflichst übersehen werden konnte, ja, nicht nur von mir. Wer also Musik liebt im Fahrwasser etwa von THIN LIZZY oder QUARTZ, der liegt hier richtig. TRESPASS haben schon einige schwierige Phasen hinter sich, haben schweres Wasser durchschifft. In dieser Form jedoch sind sie wohl ´Unsinkable´.

(8 Punkte)

www.facebook.com/trespassnwobhm