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SNOWY WHITE AND THE WHITE FLAMES – No Faith Required

~ 1996/2023 (Snowy White) – Stil: Rock / Blues Rock / Fusion Rock ~


Snowy White war Teil der THIN LIZZY-Legende und an den beiden Veröffentlichungen ´Chinatown´ und ´Renegade´ beteiligt. Einige LIZZY-Supporter und manche Kritiker hat er polarisiert. Vom Lebensentwurf von Philip Lynott war er sehr weit entfernt. Scott Gorham und Brian Downey haben den Musiker und Menschen Snowy White sehr gemocht. Ich auch.

Snowy hat viele Alben nach seiner LIZZY-Zeit veröffentlicht, war mit Peter Green und PINK FLOYD über die Jahre davor und danach aktiv. Einige Alben hat er unter seinem Namen herausgebracht wie 1983 ´White Flames´ mit dem schönen Schmuse-Hit ´Bird Of Paradise´ oder das sehr gute ´Driving On The 44´ im letzten Jahr. Noch mehr war Snowy mit THE WHITE FLAMES aktiv mit Juan Van Emmerloot am Schlagzeug und Walter Latupeirissa am Bass. Dazu gab es weitere Veröffentlichungen, auch noch unter einigen anderen Namen.

´No Faith Required´ war das erste Album als SNOWY WHITE AND THE WHITE FLAMES aus dem Jahr 1996. Es wird zum ersten Mal auf Vinyl veröffentlicht und ist ohne Zweifel eines der stärksten, zugänglichsten und rockigsten seiner Alben. Der Titelsong beginnt mit einer eher komplexen, fusionsangehauchten Rhythmik. Snowy lässt sich Zeit (wie so oft auf seinen Alben), singt ziemlich viel für seine Verhältnisse mit seiner etwas sonoren, aber sehr angenehmem Stimme, oft im halben Sprechgesangmodus. Auch ´A Miracle I Need´ hat ähnlich wie der Titelsong einen textlich philosophischen Ansatz und auch hier nimmt sich Snowy viel Zeit für gitarristische Höchstleistungen.

Bei ´In The Name Of The Lord´ gibt es Religionskritisches über die blutige Spur, die die spanischen Eroberer bei ihrer Christianisierung in Südamerika hinterließen. Mit ´Cortez The Killer´ hat die Geschichte vom blutigen Feldzug von Hernán Cortés bei den Azteken in Mexiko auch schon einmal Neil Young musikalisch und lyrisch umgesetzt.

´Midnight Blues´ ist ein wunderschöner Blues-Titel, der zufällig den gleichen Titel wie Gary Moores epochales Stück hat. Wunderschön und von Peter Green inspiriert und auch einer der bekanntesten Titel von Snowy. Auch hier zeigt sich Snowy als ganz Großer, wenn auch immer mit dem britischen Understatement, das ihm innewohnt. Klasse. Ein Klassiker, den viele nicht kennen.

´Slave Labour´ geht mit doppelter Melodieführung in die Jazz Rock-Ecke und hat auch leichte Ethnosprengsel und Snowy zeigt einmal mehr seine Vielseitigkeit und gibt teilweise seine Zurückhaltung auf und lässt die Gitarre brennen (ja, das kann der gute Snowy auch, glaubt mir). ´Blues Like A Fever´ ist wieder eher rockiger und es wird wieder gesungen, unterbrochen von einem rhythmischen Mittelteil. ´Canyon´ ist eine schöne instrumentale Ballade mit Fusionselementen. Beim Abschluss ´American Dream´ schließen Snowy und seine Band stilistisch wieder an die ersten Stücke des Albums an.

Die acht Songs bringen es fast auf 55 Minuten und sind jetzt auf 180g Vinyl mit künstlerisch erweitertem Coverartwork erhältlich. Mir persönlich gefällt die erste Seite etwas besser. Insgesamt aber sehr stark und einer der (nicht wenigen) Höhepunkte des reichhaltigen musikalischen Schaffens von Snowy White.

(8,5 Punkte) 

 

https://www.facebook.com/white.snowy


(VÖ: 16.06.2023)