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TERMS – All Becomes Indistinct

~ 2023 (Skin Graft) – Stil: Math Rock/Progressive Rock/Post-HC/Experimental ~


Bei dem Duo TERMS handelt es sich um ein Long Distance-Aufnahmeprojekt, aufgeteilt zwischen Tampa, Florida, und St. Louis, Missouri, das von Gitarrist/Bassist Chris Trull (YOWIE, ebenfalls beim Label „Skin Graft“) und Schlagzeuger Danny Piechocki (AHLEUCHATISTAS) während der Pandemie ins Leben gerufen wurde. Die Combo präsentiert sich hier rein instrumental und bewegt sich mit natürlicher Intuition irgendwo in der Schnittmenge zwischen Math Rock, Progressive Rock und Post-Hardcore.

In einer ähnlichen Manier wie die Krawallbrüder von LIGHTNING BOLT – ebenfalls ein Duo, dessen Backkatalog gerade von „Thrill Jockey“ veröffentlicht wird – nutzen auch TERMS ihre minimalistische Besetzung, um maximalistischen Punk zu kreieren, der sich meist zackig und schräg in alle Richtungen dreht und schüttelt. Das ist Math Rock von seiner interessanteren Seite, schälend und stampfend, während das Paar dabei fortwährend auch prägnante Melodien entwickelt und Rhythmen in ständiger Schwingung zusammenbrechen lässt. Alles ist hier in Bewegung, während man das Gefühl hat, dass einem gleichzeitig der Boden unter den Füßen weggezogen wird, und auf diesem, ihrem zweiten Album ´All Becomes Indistinct´, kreisen wir auch weiterhin durch das Unbekannte.

 

 

Mit Gitarrennoten, die wie gebogen wirken und gleichzeitig bis über ihre Grenzen hinaus gedehnt werden, und Drums, die sich durchweg für eine Skala von absolut wütend bis erstaunlich hektisch entscheiden, machen TERMS keine Gefangenen und geben damit ein starkes Plädoyer für ihre musikalische Versiertheit ab. Dabei schießen sie von einer Idee zur nächsten, irgendwie stets brillant aus dem Gleichgewicht geratend, aber dennoch synchron, was eine ebenso reizvolle wie verstümmelte Gedankenverschmelzung wiederspiegelt und wie eine geratterte und zerlegte Version von DON CABALLERO wirkt.

Streicher kreischen inmitten von Schichten aus akustischem Chaos, während die Drums die Songs in einem ständigen Zustand der Veränderung halten und sich nahtlos in alle Richtungen gleichzeitig bewegen – progressiv, experimentell, avantgardistisch, ein musikalisches Kaliedoskop, das aus vielen Einflüssen schöpft.

´All Becomes Indistinct´ enthält jedenfalls 14 Songs an wirbelnder Dissonanz und musikalischer Verwirrung, und TERMS liefern ihre instrumentale Unordnung auf eine derart clevere Weise, dass dadurch sogar hin und wieder auch Sinn entsteht.

(7,5 Punkte)

 

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